Richard Pousette-Darts Poesie in Baden-Baden  |  | Richard Pousette-Dart, Feier der Geburt, 1975/76 | |
Das Museum Frieder Burda präsentiert in Baden-Baden aktuell die bislang größte europäische Ausstellung zum Schaffen von Richard Pousette-Dart. Der Vertreter des Abstrakten Expressionismus betätigte sich nicht nur als Maler, sondern auch als Fotograf und Bildhauer. Die Schau umfasst daher rund 140 Gemälde, Skulpturen, Objekte, Zeichnungen und Fotografien aus sechs Schaffensjahrzehnten, darunter Leihgaben aus 17 internationalen Museen wie dem Museum of Modern Art und dem Brooklyn Museum in New York sowie zahlreiche Arbeiten aus Privatbesitz. Die Kuratoren Charles H. Duncan, Direktor der Richard Pousette-Dart Foundation, und Daniel Zamani, Direktor des Museums Frieder Burda, haben etwa großformatige Allover-Kompositionen, mit denen Pousette-Dart sich in den 1960er Jahren befasste, filigrane Skulpturen wie die „Erscheinung“ von 1951 und eine Reihe von „Brasses“ ausgewählt, mit denen der Künstler zwischen 1939 und 1979 die Grenze zwischen avantgardistischer Skulptur und modernem Schmuck überschritt.
Richard Pousette-Dart setzte sich mit Themen wie Mythos, Archaik und Spiritualität auseinander und interessierte sich besonders für europäische Maler der Zwischenkriegszeit. Den Einfluss dieser Künstler lässt sich unter anderem im Öl- und Tusche-Bild „Unter dem Meer“ von 1939 erkennen, das an Arbeiten Johannes Ittens und Wassily Kandinskys erinnert. Obwohl Pousette-Darts Beitrag zur Malerei der Nachkriegszeit in erster Linie mit seiner frühen und wichtigen Rolle im Abstrakten Expressionismus gesehen wird, lehnte der Künstler das Denken in Stilrichtungen und Kategorien ab. Seine eigenen Ideen zur Kunst formulierte er 1951 in einer Rede für Kunststudenten der School of the Museum of Fine Arts in Boston: „Für mich ist Kunst der Himmel, der sich unaufhörlich öffnet, wie ein asymmetrisches, unkalkulierbares, impulsives Kaleidoskop. Kunst ist Magie, sie ist Freude, mit Gärten voller Überraschungen und Wunder. Kunst ist Energie, Impuls. Sie ist Frage und Antwort. Sie ist transzendentale Vernunft. Sie ist ihrem Geist nach ganzheitlich.“ Dieses Kaleidoskop des Himmels findet sich eindrücklich in dem über drei Meter breiten, flirrenden Acrylgemälde „Feier der Geburt“ von 1975/76, aber auch in seinem kosmologischen Rundbild „Verloren am Anfang der Unendlichkeit“ von 1991.
Richard Pousette-Dart wurde 1916 in Minnesota geboren. Der Autodidakt ging 1937 nach New York City, arbeite als Assistent des Bildhauers Paul Manship, etablierte sich ab den 1940er Jahren in den Künstlerkreisen der Metropole und fand Anschluss in der Bewegung des Abstrakten Expressionismus. Pousette-Darts Verbindung zu dieser Strömung der amerikanischen Nachkriegsmalerei wurde unter anderem durch seine Teilnahme an der legendären „9th Street Art Exhibition“ 1951 in New York untermauert. Eine Konstante in seinem Schaffen, das von Experimentierfreude und der kontinuierlichen Neuentdeckung der Kunst geprägt war, war seine lebenslange Faszination für die emotionale Wirkung des Lichts. Besonders eindringlich zeigt sich dieses Interesse an den zahlreichen späten Gemälden, in denen er der Schönheit des nächtlichen Sternenhimmels nacheiferte.
Die Ausstellung „Poesie des Lichts. Richard Pousette-Dart“ läuft bis zum 14. September. Das Museum Frieder Burda hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 11 Euro. Für Schüler*innen ab 13 Jahren kostet der Besuch 5 Euro, bis 12 Jahren ist er kostenlos. Der Katalog aus dem Hirmer Verlag in deutscher und englischer Sprache ist im Museum für 39 Euro zu haben.
Museum Frieder Burda
Lichtentaler Allee 8b
D-76530 Baden-Baden
Telefon: +49 (0)7221 – 39 89 80 |