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Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Die Kunst ab den 1950er Jahren baut im Wiener Dorotheum vor allem auf Freunde der Abstraktion und präsentiert das weite Spektrum ungegenständlicher Malerei, aber auch Bildhauerei

Verhüllungen zu Wasser und zu Land



Fernando Botero,  Frau auf einem Pferd, 1998

Fernando Botero, Frau auf einem Pferd, 1998

Body Positivity war für Fernando Botero immer ein Thema. Nie hat sich der 2023 verstorbene Kolumbianer an ungesunden Schönheitsidealen und superschlanken Models orientiert. Botero zelebrierte vielmehr einen voluminösen Figurenstil, der ihn weltberühmt machte. Wie aufgeblasen wirken seine körperlich kräftig gebauten Skulpturen von Menschen, Tieren und Pflanzen, die Plätze auf der ganzen Erde bevölkern. Mit seiner unverwechselbaren Handschrift führte Botero 1998 auch seine Bronzeskulptur „Frau auf einem Pferd“ aus. Die typische wuchtige Plastizität kennzeichnet die nackte Reitende, die ihren Blick nach links wendet, ebenso das im Verhältnis zu ihr kleine Tier. Mit einem hohen Maß an Selbstbewusstsein sitzt die Frau auf dem Pferd und strahlt trotz der Monumentalität eine eigene Art von Anmut aus. Boteros Verbindung aus zeitloser Schönheit und feiner Ironie soll im Dorotheum nun 300.000 bis 400.000 Euro einbringen.


Boteros Skulptur ist eine der wenigen figurativen Positionen in der Auktion „Zeitgenössische Kunst“. Beim Dorotheum in Wien dominiert am 21. Mai ansonsten die Abstraktion aus der Nachkriegsepoche. Selbst auf Maria Lassnigs frühem Köperbewusstseinsgemälde „Selbstportrait mit Engel“ von 1961 lässt sich in den blauen und roten freien Linienformationen kaum etwas Gegenständliches ausmachen (Taxe 200.000 bis 350.000 EUR). Die selbe Farbkonstellation wählte ebenfalls 1961 Carla Accardi für ihre zeichenhafte dichte Abstraktion „Azzurro-Rosso n.2“ (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR), während sich Hermann Nitsch bei seinem drei Meter breiten Schüttbild aus der 41. Malaktion anlässlich des 6-Tage-Spiels in Schloss Prinzendorf vom August 1998 nur auf die Farbe Rot beschränkte, die mit dem etwas ausgebräunten Blut von der oberen Bildkante auf die weiße Leinwand vordringt. Auf einem weiteren Schüttbild mit Malhemd von 1992 brachte Nitsch das Rot durch die Komplementärfarbe Grün – wie er es nannte „durch Dissonanzen“ – zur Wirkung (Taxe je 70.000 bis 130.000 EUR).

Auf ein kräftiges Orangerot beschränkte sich dann Giulio Turcato 1969 bei seinem Tondo „Superficie Lunare“, mischte in die Ölfarbe aber kleine Schaumstoffpartikel bei, so dass sich eine Kraterstruktur wie beim Mond ergab (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR). Eine weitere Rundform liegt von Lucio Fontana vor, der 1960 auch in einer grauen Keramikschale einen seiner berühmten Längsschnitte setzte und das Objekt damit zum „Concetto Spaziale“ erhob (Taxe 55.000 bis 75.000 EUR). Bei Alberto Burri spielte das Feuer als Gestaltungselement eine wichtige Rolle. So brannte er bei seiner „Combustione“ von 1957 Löcher in das cremefarbene Papier und legte die angesengten Teile mit schwarzen Rußfetzen wie bei einer Collage auf einen streckenweise roten Untergrund auf (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Zu den gleichen Wertvorstellungen tritt Ettore Spalletti mit seiner „Composizione dispari“ an. Dafür wählte er 1974 ein hellblaues Pigment aus, das die hochrechteckige Holztafel wie den Ausschnitt eines wolkenlosen Himmels bedeckt.

Die italienische Kunst ab den 1950er Jahren ist im Dorotheum wieder gut vertreten. Dafür stehen etwa noch die „Superficie n.6“ aus den 1950er Jahren, in der Giuseppe Capogrossi ellipsoide schwarze Formen, die einem durchgestrichenen Buchstaben E ähneln, gitterartigen über dem weißen Grund anordnete und durch einen roten kleinen Fleck ergänzte (Taxe 75.000 bis 100.000 EUR), oder eine unbetitelte Leinwand von Piero Dorazio aus dem Jahr 1962. Dort überlagert eine dichte Netzstruktur in Gelb das ursprüngliche rot-blaue Geflecht und hebt die Arbeit damit ins Helle (Taxe 240.000 bis 320.000 EUR). Kleinteilig erscheinen zudem Tancredis kurze Pinselabdrücke in den Grundfarben Rot, Gelb und Blau, die sich auf seiner Leinwand aus dem Jahr 1957 zur Mitte hin verdichten und eine mosaikartige, lyrisch gestimmte Komposition ergeben. Ungestüm und energiegeladen brachte hingegen Emilio Vedova 1987 Schwarz, Violett und Grün auf sein Rundbild „Non Dove“ auf und erweist sich damit als ein Vertreter der gestisch-spontanen informellen Malerei (Taxe je 150.000 bis 200.000 EUR). Ins Dreidimensionale hob Leoncillo Leonardi diese Kunstrichtung, was seine schwarze, schrundig aufgerissene Terrakottaskulptur „Luce Perduta n. 2“ von 1961 deutlich macht (Taxe 250.000 bis 320.000 EUR).

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf französischer Kunst. Hier tut sich Georges Mathieu mit seiner explosiven, von hoher gestischer Dynamik getriebenen Leinwand „Naufrage Fleuri“ von 1990 hervor (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Überlegter agierte Serge Poliakoff bei seinen Farbflächenverzahnungen, etwa bei seiner „Composition abstraite“ von 1967, in deren Zentrum vier Farbfelder in Gelb, Rot, Schwarz und Weiß stehen, die von weiteren Puzzleteilen in Blau und Grau gerahmt werden (Taxe 190.000 bis 230.000 EUR). Diesmal gibt es sogar ein seltenes Relief von Poliakoff, der seinen Metallguss von 1968 mit wulstigen Ausbuchtungen lediglich monochrom mit Blattgold überzog (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). François Morellet, mit seinen seriellen Systemen eigentlich ein Vertreter der Konkreten Kunst, greift in dem weiß-silbrigen Diptychon „Entre deux mers no. 1“ von 2012 die Idee eines sich bewegenden Meeresspiegels auf und stellt die beiden Leinwände derart gegeneinander, dass sich eine horizontale Linie als visuelles horizontales Prinzip durchzieht (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR). Die große silberne Kreisform, die Anna-Eva Bergman auf ihrem Bild „No 39 – 1977“ auf hellblauem Grund über einer rotbraunen Schräge platziert hat, kann man als abstrakte Formation, aber auch als „Terre rouge et lune“ verstehen (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR).

Ins Kinetische und die Op Art geht es dann noch mit dem venezolanischen Maler und Bildhauer Jesús Rafael Soto, der einen Großteil seines Lebens in Frankreich verbrachte und 2005 in Paris starb. Seine Vibrationsbilder, etwa der „Circulo Plata“ von 1977, bestehen aus fein gestreiften, ebenen Flächen, vor die Soto dünne Pendelstäbchen anbrachte, die eine illusionistische Bewegung der Streifen auslösen (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Aus Südamerika tritt zudem Pablo Atchugarry aus Uruguay an, der sein „Trittico“ und damit drei seiner charakteristisch gefalteten und durchlöcherten Stelen in verschiedenen Marmorsorten von 2008 zur Verfügung stellt (Taxe 80.000 bis 110.000 EUR). Nach Ghana geht es mit El Anatsui, der für „Metal Cloth“ von 2023 wieder einmal bunte Abfallmaterialien wie Flaschendeckel, Kupferdrähte und Bleche nutzte, daraus einen bunten Wandbehang knüpfte und ihn wie einen fließenden Stoff drapierte (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR).

Der Brite Ian Davenport agiert dann wieder klassisch als Maler und ließ 2015 für „Colourcade“ bunte dünne Farbbahnen auf einer Aluminiumplatte senkrecht herablaufen, die sich am unteren Ende aber aufzulösen und zu mischen beginnen (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Martha Jungwirths Farbkrakeleien auf einer Papierarbeit aus der Serie „Der Affe in mir“ wirken dagegen unkontrollierter und improvisierter (Taxe 60.000 bis 90.000 EUR). Diesen Wert verlangen auch die dicht gesetzten, sich überlagernden Pinselstriche auf einem titellosen Farbmeer in Rot-Violett, Gelb, Braun, Blau und Grün aus dem Jahr 2013 von Herbert Brandl, der zudem seinen furchteinflößenden „Säbelzahnhyänenartigerhund“, eine seiner seltenen Bronzeskulpturen von 2011, für 18.000 bis 30.000 Euro beisteuert. Und dann wird es dann doch noch etwas gegenständlich, so mit Otto Muehls Acrylgemälde „Der kranke Bacchus“, bei dem er sich eindeutig auf Caravaggio bezog, den Gott des Weines aber flächig ohne Binnenzeichnung mit kräftigen Konturlinien auf die Leinwand bannte (Taxe 90.000 bis 120.000 EUR).

Fotorealistisch geht Giulio Paolini bei der konzeptuellen Arbeit „Museo“ vor. Die Werkgruppe von acht Fotografien, die mittels Emulsion auf Leinwände aufgetragen wurden, wurde erstmals gemeinsam 1975 in der Galleria Notizie in Turin präsentiert und zeigt Orte, an denen bedeutende Künstler der Vergangenheit einst wirkten. Beim Dorotheum wird nun das „Museo (Aprile 1504)“ mit der großen Stube von Raffaels Geburtshaus in Urbino angeboten, dem Paolini sehr verbunden war (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Auch bei den Künstlern aus Deutschland überwiegt die Figuration, etwa Rainer Fettings Sicht auf den halbnackten antiken griechischen Redner „Demosthenes“ beim Schreiben neben einem Totenkopf (Taxe 26.000 bis 38.000 EUR) oder der „Heuler“ von 1983, bei dem Jörg Immendorff den Ost-West-Konflikt thematisierte und eine Figur mit leuchtender Fackel malte, die mit ihrem bloßen Arm den vor ihr stehenden Eisblock in Form der gekreuzten Embleme Hammer und Sichel durchstößt (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR).

1993 nahm Konrad Klapheck mit einem Haartrockner einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand her, extrahierte ihn aus seinem ursprünglichen Kontext und stellte ihn monumental in eine abstrahierte Landschaft. Auch mit dem roten Kabelstrang, der sich um den Fön schlängelt, verfremdete er das Objekt und hauchte ihm symbolisch ein eigenes Leben ein, was sich auch im Titel „Vor der Abfahrt“ niederschlug (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Bei Albert Oehlens großformatigem Gemälde „Baum 52“ von 2015 mit einer blauen Kreuzform und schwarzen Überlagerungen ist vielleicht nur noch der Schattenwurf eines Astes mit verspielten Verzweigungen angedeutet (Taxe 180.000 bis 280.000 EUR), ähnlich wie bei Mikuláš Medek und seinem dunklen „Mr. Enterprise“ von 1968, der in seiner mechanischen Anlage für einen existenziellen Surrealismus steht (Taxe 180.000 bis 240.000 EUR). Die zweiteilige Arbeit „Surrounded Islands“ von Christo und Jeanne-Claude entstand 1982 zur Finanzierung eines der bekanntesten Projekte des Duos, der 1982/83 realisierten, temporären Einrahmung von elf Inseln in der Biscayne Bay vor Miami mit 61 Meter breitem pinkfarbenem Stoff (Taxe 280.000 bis 360.000 EUR). Für Deutschland bedeutender ist ihr „Verhüllter Reichstag“, an dessen Realisierung Christo und Jeanne-Claude über zwanzig Jahre arbeiteten. Auch zum „Wrapped Reichstag“ liegt eine frühe gezeichnete Studie von 1972 mit dem schon in Stoff verpackten Gebäude vor, die nun mit 40.000 bis 60.000 Euro antritt.

Die Auktion startet am 21. Mai um 18 Uhr. Die Besichtigung ist bis zum Auktionsbeginn täglich von 10 bis 18 Uhr möglich. Der Internetkatalog listet die Kunstwerke unter www.dorotheum.com.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



19.05.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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21.05.2025, Zeitgenössische Kunst I

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Malerei

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Zeichnung

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Zeitgenössische Kunst

Stilrichtung:


Nachkriegskunst

Kunstwerk:

Christo und Jeanne-Claude, Surrounded Islands (Project for Biscayne Bay, Greater Miami, Florida), 1982
Christo und Jeanne-Claude, Surrounded Islands (Project for Biscayne Bay, Greater Miami, Florida), 1982

Kunstwerk:

Jörg
 Immendorff, Heuler, 1983
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 Tancredi, Tancredi, Ohne Titel, 1957

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Taxe: 150.000 - 200.000 EURO

Losnummer: 220

Martha Jungwirth,  Ohne Titel, 1990

Martha Jungwirth, Ohne Titel, 1990

Taxe: 60.000 - 90.000 EURO

Losnummer: 206

 Jeanne-Claude, Christo und Surrounded Islands (Project for Biscayne Bay, Greater Miami, Florida), 1982

Jeanne-Claude, Christo und Surrounded Islands (Project for Biscayne Bay, Greater Miami, Florida), 1982

Taxe: 280.000 - 360.000 EURO

Losnummer: 246

Konrad Klapheck,  Vor der Abfahrt, 1993

Konrad Klapheck, Vor der Abfahrt, 1993

Taxe: 80.000 - 120.000 EURO

Losnummer: 242

Hermann Nitsch,  Schüttbild, 1998

Hermann Nitsch, Schüttbild, 1998

Taxe: 100.000 - 150.000 EURO

Losnummer: 209

El Anatsui,  Metal Cloth, 2023

El Anatsui, Metal Cloth, 2023

Taxe: 80.000 - 120.000 EURO

Losnummer: 278

Hermann Nitsch,  Schüttbild, 1998

Hermann Nitsch, Schüttbild, 1998

Taxe: 70.000 - 130.000 EURO

Losnummer: 295

Ettore Spalletti,  Composizione dispari, 1974

Ettore Spalletti, Composizione dispari, 1974

Taxe: 80.000 - 120.000 EURO

Losnummer: 262

Alberto Burri,  Combustione, 1957

Alberto Burri, Combustione, 1957

Taxe: 80.000 - 120.000 EURO

Losnummer: 237

Jörg Immendorff,  Heuler, 1983

Jörg Immendorff, Heuler, 1983

Taxe: 50.000 - 70.000 EURO

Losnummer: 247

Albert Oehlen,  Ohne Titel (Baum 52), 2015

Albert Oehlen, Ohne Titel (Baum 52), 2015

Taxe: 180.000 - 280.000 EURO

Losnummer: 251

Maria Lassnig,  Selbstportrait mit Engel (Kleiner Harlekin), 1961

Maria Lassnig, Selbstportrait mit Engel (Kleiner Harlekin), 1961

Taxe: 200.000 - 350.000 EURO

Losnummer: 204

Carla Accardi,  Azzurro-Rosso n.2, 1961

Carla Accardi, Azzurro-Rosso n.2, 1961

Taxe: 100.000 - 150.000 EURO

Losnummer: 214




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