Ruth Ur wird Direktorin des Berliner Exilmuseums  |  | Ruth Ur wird ab Juni Direktorin des Exilmuseums in Berlin | |
Die aus Großbritannien stammende Ruth Ur übernimmt ab Juni den Direktorenposten der Stiftung Exilmuseum Berlin. Sie folgt auf den im Januar 2023 verstorbenen Gründungsdirektor Christoph Stölzl. Der Vorstand der Stiftung hat sich einstimmig für die 1974 geborene, und seit 25 Jahren als Kuratorin tätige Kunsthistorikerin entschieden. Bernd Schultz, Vorstandsmitglied der Stiftung, lobte Ur als „eine hervorragende, erfahrene und international renommierte Kuratorin“. Sie habe mit einer Vielzahl von Ausstellungen und Projekten bereits an zahlreichen Orten weltweit bedeutende Impulse gesetzt hat. Zudem bezeichnete Schultz sie als „leidenschaftliche Vernetzerin“.
Ruth Ur, die an der University of Cambridge studiert hat und ihren Master im Fach Kunst des 20. Jahrhunderts am Courtauld Institute absolvierte, war von 1998 bis 2017 für das British Council tätig und hat dabei eine Reihe von Projekten in Großbritannien, Deutschland, Israel, der Türkei und Indien als Kuratorin betreut. Von 2019 bis 2024 nahm sie die Vertretung der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland wahr. Darüber hinaus hat sie das Unternehmen „urKultur“ gegründet und ist derzeit mit dem Aufbau des neuen Holocaust-Museums in Griechenland betraut, dessen Eröffnung übernächstes Jahr erfolgen soll. Ruth Ur versteht das Exil nicht als ein Thema der Vergangenheit, sondern als einen Aspekt der Gegenwart. Die Schaffung eines Ortes in Berlin, der die Vergangenheit reflektiert und Brücken zu neuen Fragen der Gegenwart schlägt, bezeichnet sie als eine dringende Notwendigkeit.
Die Stiftung Exilmuseum Berlin hat sich der Aufgabe verschrieben, die Vertreibung Hunderttausender durch die Nationalsozialisten ins Exil für die Nachwelt sehbar zu machen. Dafür entsteht auf der Freifläche am ehemaligen Anhalter Bahnhof ein Museumsneubau der dänischen Architektin Dorte Mandrup. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Müller äußerte sich zur Ernennung von Ruth Ur und thematisierte dabei die Bedeutung des Begriffs Exil: „Das Wort Exil ist alt und was es bedeutet, wiederholt sich leider immer wieder neu – bis heute. Es steht für hunderttausende einzelne Lebensläufe. Was sie gemeinsam haben: den Verlust der Heimat und jeder Selbstverständlichkeit. Und die Frage bleibt, wieviel Heimat nimmt man mit im Kopf, wenn man fliehen muss? Wie schwer ist und bleibt dieses unsichtbare Gepäck? In welche Richtung geht die Verlorenheit mit den eigenen Füßen? Und wie kann man das alles an einem Ort hier in Berlin darstellen? Das Exilmuseum Berlin stellt sich diesen Fragen, um den Inhalt des Wortes Exil begreifbar zu machen. Und ich freue mich, dass wir Ruth Ur als Direktorin gewinnen konnten. Sie bringt die Erfahrung und die Haltung mit, diesen Anspruch mit Leben zu füllen.“ |