Estland und Deutschland treffen in Dresden aufeinander  |  | in der Ausstellung „Spiegel im Spiegel. Estnische und Deutsche Kunst von Lucas Cranach bis Arvo Pärt und Gerhard Richter“ | |
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und das Estnische Kunstmuseum in Tallinn präsentieren ihr erstes gemeinsames Projekt, das Verbindungslinien zwischen estnischer und deutscher Kunst untersucht. Anlässlich des 90. Geburtstags des estnischen Komponisten Arvo Pärt am 11. September widmet sich die Kunsthalle im Lipsiusbau in 150 Arbeiten verschiedenen Aspekten der über 700jährigen Geschichte beider Länder vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Marion Ackermann, die ehemalige Generaldirektorin der Dresden Museen und designierte Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wurde nach eigenen Aussagen durch eine Reise nach Estland dazu inspiriert, die Kooperation anzustoßen. In zwölf Räumen hat sie mit ihren Kuratorenkollegen Kadi Polli und Sergey Fofanov historische Parallelen und kulturelle Transfers aufgearbeitet. Beginnend mit der Christianisierung Estlands durch den Deutschen Orden und die Hanse, die eine Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte einleitete, sowie dem intensiven künstlerischen Austausch zwischen Estland und Sachsen im 18. und 19. Jahrhundert spannt die Schau den Bogen bis in die Gegenwart.
Im Fokus der Präsentation steht die Freundschaft zwischen Gerhard Richter und Arvo Pärt. Richters „Birkenau-Zyklus“, den er dem Komponisten gewidmet hat, begegnet Klanginstallationen und originalen Notenblättern Pärts, die ihrerseits zeichnerische und kalligrafische Kunstwerke sind. Diese Leihgaben des Arvo-Pärt-Zentrums werden zum ersten Mal außerhalb Estlands gezeigt. Zwischen 2017 und 2018 setzte sich Pärt im Rahmen seiner Tätigkeit als „Capell Compositeur“ der Sächsischen Staatskapelle mit den Kunstschätzen der Dresdner Kunstsammlungen auseinander. Seine Faszination für das Schaffen von Lucas Cranach d.Ä. setzen die Kurator*innen in der Präsentation von Cranachs „Schmerzensmann an der Geißelsäule“ um, für den eigens eine Kapelle im Lipsiusbau errichtet wurde.
Ein weiterer Raum widmet sich der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Hier lässt sich nachvollziehen, wie August Matthias Hagen im Geiste Caspar David Friedrichs die Romantik in der nordischen Natur entdeckte, etwa in seinen Bildern von der Küste des Finnischen Meerbusens oder von Nordlichtern. Diese gegenseitige künstlerische Beeinflussung lässt sich durch den regen Kontakt zwischen Künstlern über die Jahrzehnte weiter nachverfolgen. Der Erste und Zweite Weltkrieg hinterließen in beiden Ländern tiefe Spuren; so finden Angst und Schrecken in Werken von Olga Terri und Ülo Sooster ihren künstlerischen Ausdruck. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Kultur in Estland und der DDR durch strenge Zensurbestimmungen reglementiert. Die Arbeiten von Künstlern wie Aili Vint, Ludmilla Siim, Sirje Runge und Uwe Pfeifer vermitteln zu dieser Zeit die Hoffnung auf Freiheit und Zukunft.
Die Ausstellung „Spiegel im Spiegel. Estnische und Deutsche Kunst von Lucas Cranach bis Arvo Pärt und Gerhard Richter“ läuft vom 8. Mai bis zum 31. August. Die Kunsthalle im Lipsiusbau hat dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren ist der Besuch kostenlos.
Kunsthalle im Lipsiusbau
Georg-Treu-Platz 1 / Brühlsche Terrasse
D-01067 Dresden
Telefon: +49 (0)351 – 491 42 000 |