Erstklassige Kunst aus den Sammlungen Riggio und Bass bei Christie’s  |  | Piet Mondrian, Composition with Large Red Plane, Bluish Gray, Yellow, Black and Blue, 1922 | |
Zu den Highlights der Marquee Week, die Christie’s ab dem 12. Mai in New York veranstaltet, zählt Piet Mondrians neoplastizistische „Composition with Large Red, Bluish Gray, Yellow, Black and Blue“. Besonders auffällig bei diesem Gemälde von 1922 ist das dominante rote Quadrat, das etwa zwei Drittel der Leinwand einnimmt und eine starke visuelle Präsenz erzeugt. Den Schätzwert beziffert Christie’s mit rund 50 Millionen US-Dollar, was einen neuen Rekordwert bedeutet. Mondrians strenge geometrische Malerei gehört zur Sammlung von Leonard und Louise Riggio, der Christie’s zum Auftakt der Auktionsfolge eine eigene Versteigerung reserviert hat. Der 2024 verstorbene Riggio, der 1971 die heute größte US-amerikanische Buchhandelskette Barnes & Noble gründete und unter anderem die Dia Art Foundation unterstützte, hatte in der letzten drei Jahrzehnten mit seiner Frau eine exquisite Kollektion mit den großen Namen des 20. Jahrhunderts aufgebaut, die nun mindestens 250 Millionen US-Dollar einspielen soll.
Ebenfalls Teil der 39 Positionen umfassenden Sammlung ist René Magrittes „L’empire des lumières“. Die nächtliche Straßenszene, die von einer Laterne beleuchtet wird, während darüber ein heller, wolkenverhangener Himmel liegt, stammt aus seiner beliebten „Lumière“-Serie, die schon häufiger Rekordwerte gebracht hat. In diesem surrealen Gemälde, dessen Schätzwert bei rund 30 Millionen US-Dollar liegt, koexistieren Tag und Nacht in einer einzigen Szenerie. Danach folgen Pablo Picassos in kräftigen Farben verzerrt gemalte „Femme à la coiffe d’Arlésienne sur fond vert“ von 1937, hinter der sich die Fotografin Lee Miller verbirgt (Taxe 20 bis 30 Millionen USD), und Alberto Giacomettis dürre Bronzegestalt „Femme de Venise I“ von 1956/58 (Taxe 15 bis 20 Millionen USD). Weitere Werke der Riggio-Auktion sind Agnes Martins fein mit dünnen Grafitstrichen gerasterte Leinwand „The Peach“ von 1964 für 4 bis 6 Millionen Dollar, Yves Kleins „Untitled blue monochrome (IKB 272)“, ein monochromes Gemälde von 1956 für 2 bis 3 Millionen Dollar, das vollständig in seinem ikonischen International Klein Blue gehalten ist, sowie ein abstraktes dunkles Farbfeld von Mark Rothko aus dem Jahr 1968, auf dem sich zwei ungewöhnlich schwarze Flächen groß von dem kaum wahrnehmbaren rotbraunen Hintergrund abheben. Hier stehen 8 bis 12 Millionen Dollar auf dem Etikett.
Im Anschluss folgt die Auktion „20th Century Evening Sale“ mit 37 Losnummern, die von den Impressionisten bis hin zu den Vertretern der Moderne und der Nachkriegszeit reicht. Höhepunkte bilden hier unter anderem die neun Werke aus dem sogenannten „Bass House“, einem modernistischen Wohnhaus des Architekten Paul Rudolph in Fort Worth, in der Anne und Sid Bass ihre exquisite Kunst beherbergten, etwa einen weiteren Leckerbissen von Mark Rothko, der 1950/51 „No. 4 (Two Dominants)“ malte, wo sich eine violette und schwarze Fläche auf einem orangefarbenen Grund treffen. Hier will Christie’s rund 35 Millionen Dollar sehen. Weitere Spitzenwerke aus dem „Bass House“ sind Frank Stellas Dreieckskomposition der Shaped Canvas „Itata“ von 1964 (Taxe 6 bis 8 Millionen USD), Morris Louis’ am Bildrand herablaufende Farbbahnen auf der Leinwand „Gamma Upsilon“ von 1960 (Taxe 2 bis 3 Millionen USD) oder Ellsworth Kellys schwarzer Kreis mit Dellen zwischen blauer und roter Bildhälfte, die dem Gemäldetitel „Blue Black Red“ von 1964 folgen (Taxe 4 bis 6 Millionen USD). Zudem hing bei den Bass Alexander Calders Mobile „Gypsophila“, das mit seinen weißen runden Scheiben an den Enden auf die titelgebende Pflanze der Gipskräuter verweist, für 6 bis 8 Millionen US-Dollar von der Decke.
Eine der ältesten Arbeiten der Auktion ist Claude Monets berühmte Landschaft „Peupliers au bord de l’Epte, crépuscule“ aus dem Jahr 1891. Das Gemälde gehört zur bekannten Serie von Pappeln entlang des Flusses Epte bei Epinay, die Monet zu verschiedenen Tageszeiten einfing. Die vorliegende Version aus der Dämmerung stammt aus dem Familienbesitz des einflussreichen Impressionisten-Händlers Paul Durand-Ruel und wird nun erstmals bei einer Versteigerung für 30 bis 50 Millionen US-Dollar angeboten. Lucio Fontanas „Concetto spaziale. In piazza San Marco di notte con Teresita“ von 1961 überzeugt diesmal nicht mit den typischen Einschnitten in Längsrichtung: Fontana setzte hier nicht nur gezielt Löcher auf die tiefschwarze Fläche, sondern integrierte auch farbige Glassteine (Taxe 6,5 bis 8,5 Millionen USD). Andy Warhol fehlt auch diesmal nicht und stellt unter anderem den „Big Electric Chair“ von 1967/68 auf hellrotem Grund für rund 30 Millionen Dollar zur Verfügung. Gerhard Richter mischt ebenfalls auf den vorderen Rängen mit, wenn seine 1968 verschwommen fotorealistisch gemalte Landschaft „Korsika“ mit einsamem Segelboot vor der Küste 9 bis 12 Millionen Dollar einbringen soll. Ein seltener Gast auf den New Yorker Abendauktionen ist hingegen Franz von Stuck. Seine monochrom graue Pastellzeichnung mit einem weiblichen Akt samt Schlange als Allegorie der „Sünde“ ist für 200.000 bis 300.000 Dollar zu haben. |