Goethe-Medaille an inhaftierten Osman Kavala  |  | Osman Kavala wird mit der Goethe-Medaille geehrt | |
Eine der drei Goethe-Medaillen geht heuer an den türkischen Kulturförderer und Kunstsammler Osman Kavala, der seit 2017 wegen seiner angeblichen Rolle bei regierungskritischen Protesten in der Türkei im Gefängnis sitzt. Geehrt wird der 1957 in Paris geborene Unternehmer und Menschenrechtsaktivist für sein Engagement im Kulturbereich. So gründete er 2002 die Organisation „Anadolu Kültür“, die Projekte wie das Diyarbakir Arts Center und den Kunstraum Depo in Istanbul initiiert hat und damit die Menschenrechte, Kunst und Kultur stärkt. In der Begründung zur Preisvergabe heißt es: „Anadolu Kültür widmet sich der Förderung der kulturellen Vielfalt und des Dialogs, insbesondere mit den unmittelbaren Nachbarregionen der Türkei. Auch nach seiner Verhaftung im Jahr 2017 leistet Kavala weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Friedens- und Versöhnungsarbeit in der Region. Seine Organisation unterstützt die Bewahrung des vielfältigen anatolischen Erbes und fördert die lokale und internationale Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und Nichtregierungsorganisationen für eine Kultur des friedlichen Miteinanders.“
Osman Kavala sei ein unermüdlicher Ideengeber und Initiator, der mit großem Einsatz noch immer kulturelle Räume schafft und mit seiner Arbeit zivilgesellschaftliche Netzwerke in der Region nachhaltig stärkt, betonte Gesche Joost, Präsidentin des Goethe-Instituts, und machte auch bei den anderen beiden Preisträger*innen auf den Hintergrund zur Vergabe der Goethe-Medaille aufmerksam: „Wir erleben eine Welt der neuen Rauheit, in der demokratische Werte vielfach unter Druck geraten. Gerade jetzt brauchen wir kulturelle Verständigung und Menschen, die einen Unterschied machen.“ Ausgezeichnet werden am 28. August in Weimar zudem die chinesische Sprachwissenschaftlerin Li Yuan, die laut Joost mit großem Engagement die Professionalisierung des Faches Deutsch als Fremdsprache vorantreibt und als Professorin zahlreiche angehende Lehrkräfte und Wissenschaftler*innen in China inspiriert, und der belgische Autor David Van Reybrouck. Mit Initiativen wie der NGO „G1000“ denke er Demokratie grundlegend neu – nicht als bloße Repräsentation, sondern als lebendige, partizipative Praxis. Seine unabhängige Forschung schaffe dabei die Grundlage für ein tiefes Verständnis gesellschaftlicher Dynamiken und politischer Teilhabe, so Joost. |