Kalinowski-Preis für Anas Kahal  |  | Anas Kahal | |
Der mit 10.000 Euro dotierte Kalinowski-Preis 2025 geht an Anas Kahal. Der Absolvent der Kunstakademie Karlsruhe konnte sich gegen rund 70 weitere Bewerber*innen durchsetzen. Die Jury, die mit den Künstler*innen Kerstin Honeit und Marcel van Eeden, Rektor der Kunstakademie Karlsruhe, sowie dem Kunsthistoriker und Galeristen Rupert Pfab besetzt war, lobte am Schaffen Kahals die häufig komplexen Videoinstallationen mit sich überlagernden Bildwelten, die er um physische Objekte im Raum ergänzt. Dafür nutze der in Syrien geborene Künstler vorwiegend „Found Footage“, Fotografien und Bewegtbilder, aus dem Internet und den Sozialen Medien und greife in seinem Werk aktuelle Themen wie Flucht, Vertreibung und Krieg auf.
Für sein 2024 entstandenes Video „Masked Faces“ verwendete Anas Kahal YouTube-Filme syrischer Gruppierungen aus dem Jahr 2011 als Quellmaterial, in denen maskierte Kämpfer erstmalig ihre radikalen Überzeugungen publik machten. Auf sechs Bildschirmen zeigt die Arbeit Filmausschnitte ohne Ton und rückt dabei die Aufmerksamkeit auf die Körpersprache der Männer und auf das Spannungsverhältnis zwischen den Individuen und deren Zugehörigkeit zu einer radikalen Gruppe. In seiner Video-Performance „Between War and Sea“ von 2022 versteht Kahal das Meer als einen Raum, der von Tod und Verlust, Heimat und Heimweh, Identität und Integration überflutet ist. Aus vorgefundenem Videomaterial von Menschen auf der Flucht oder von Schlauchbooten löst er einzelne Sequenzen heraus und verfremdet diese, so dass sie keinem konkreten Kontext zugeordnet werden können und zu neuen collagierten Bildwelten einer vermeintlichen medialen Realität werden.
Anas Kahal kam 1985 in Damaskus zur Welt, absolvierte in seiner Heimatstadt seinen Bachelor of Fine Arts und ging 2011 dann an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste nach Karlsruhe. Dort studierte er bei Helmut Dorner sowie Kalin Lindena und nahm von 2016/17 an ihrem Meisterschülerprogramm teil. Heute lebt und arbeitet Kahal in Freiburg. 2023 wurde er mit dem Kunstpreis der TechnologieRegion Karlsruhe ausgezeichnet, 2024 mit dem ersten Preis bei Open Art Freiburg. Zudem erhielt Kahal im vergangenen Jahr ein Residenzstipendium im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop, gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern. 2019 war er Stipendiat an der Cité internationale des arts in Paris. Der Kunstbeirat der Städtischen Galerie Kirchheim unter Teck hat Kahal eingeladen, ein Projekt für die historische Innenstadt zu entwickeln: Mitte September werden jeden Abend Filme von ihm auf Mauern und Fassaden städtischer Orte projiziert.
Der 2013 verstorbene Bildhauer, Grafiker und Maler Horst Egon Kalinowski gründete 2011 unter dem Dach der Bonner Stiftung Kunstfonds seine Nachlass-Stiftung, die seitdem sein Œuvre bewahrt und öffentlich zugänglich hält. Kalinowski lehrte von 1968 bis 1989 an der Karlsruher Akademie. Seinem Wunsch entsprechend lobt die Stiftung jährlich den Kalinowski-Preis aus, der sich an Absolventen der Kunstakademie Karlsruhe richtet. |