Frank Auerbach erstmals in Berlin  |  | Frank Auerbach, Self Portrait, 2024 | |
Zum kommenden Gallery Weekend in Berlin eröffnet die Galerie Michael Werner eine Ausstellung von Frank Auerbach, die Gemälde und Zeichnungen aus über sechs Jahrzehnten umfasst. Die Retrospektive ist nach Angaben der Galerie die erste Schau über den berühmten Londoner Maler nach seinem Tod im vergangenen November und die erste in der Stadt, die Auerbach 1939 verließ, als seine jüdischen Eltern ihn mit acht Jahren vor der Verfolgung durch die Nazis mit einem Kindertransport nach Großbritannien schickten. Fundament der aktuellen Präsentation, die die Kuratorin Catherine Lampert zusammen mit dem Frank Auerbach Estate und den Frankie Rossi Art Projects erarbeitet hat, bildet Auerbachs Personale von 1963 in der Londoner Beaux Arts Gallery, die Michael Werner kurz nach der Eröffnung seiner ersten eigenen Galerie in Berlin gemeinsam mit dem Künstler Georg Baselitz besucht hat.
Bereits damals beschäftigte sich Frank Auerbach mit jenen Themen, die ihn sein gesamtes Leben begleiten sollten: die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur und das Ergründen der Stadtlandschaft als malerisches Terrain. Seine Londoner Stadtansichten sind untrennbar mit seinem Atelier in Mornington Crescent im Londoner Stadtteil Camden verbunden, wo er von 1954 bis zu seinem Tod arbeitete. Ab den 1980er Jahren konzentrierte sich Auerbach auf einen engen Kreis wiederkehrender Modelle; dazu gehörten sein Sohn Jake, seine Frau Julia und immer wieder er selbst. Dabei war seine Malerei ein Prozess der permanenten Revision, sein künstlerischer Ausgangspunkt stets die Unzufriedenheit, das Ringen um eine Wahrheit, die sich nie abschließend fixieren ließ. So schabte Auerbach nach jeder Sitzung die noch feuchte Farbe vom Bildträger. Dieser Akt der Negation ermöglichte ihm, am nächsten Tag erneut zu beginnen. Er verglich seine Arbeitsweise mit den Proben eines Theaterstücks. Nur durch die Wiederholung entsteht jene Sicherheit, die wahre Improvisation erst ermöglicht.
Durch die Vertrautheit mit seinen Modellen konnte Auerbach seine Porträts in einer hohen formalen Verdichtung entwickeln. In den 1980er und 1990er Jahren erreichten seine Gemälde eine dramatische Expressivität. Die Farbe türmte sich auf, wurde zur Substanz, zur archaischen Spur eines intensiven, fast bildhauerischen Malprozesses. Mit Ende der 1990er Jahre änderte sich sein Schaffen: die Malerei wurde losgelöster, der Farbauftrag freier, die Kompositionen erhielten eine neue flirrende Durchlässigkeit. Besonders in seinen späten Porträts kristallisierten sich seine formalen Intentionen mit einer ungewohnten Klarheit heraus.
Die Ausstellung „Frank Auerbach“ öffnet am 2. Mai um 18 Uhr und läuft im Anschluss bis zum 28. Juni. Die Galerie Werner hat dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Galerie Michael Werner
Hardenbergstraße 9a
D-10623 Berlin
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