Lothar Schirmer erhält Münchner Ehrenpreis  |  | Der Kulturelle Ehrenpreis der Stadt München geht an den Verleger und Sammler Lothar Schirmer | |
Die Stadt München ehrt Lothar Schirmer für sein bisheriges Schaffen mit dem ihrem Kulturellen Ehrenpreis. Morgen erhält der 80jährige Verleger und Kunstsammler die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung. Schirmer, der 1974 mit Erik Mosel den Schirmer/Mosel Verlag gründete und seither leitet, sei eine Universalgestalt der Kunst- und Buchwelt, wie es sie heute kaum noch gebe, heißt es in der Jurybegründung. Als einer der bedeutendsten Kunstbuch-Verleger im europäischen Raum genieße er großes internationales Renommee. Er sein ein kultureller Visionär, der in seiner Studentenbude einst den ersten Band mit frühen Beuys-Zeichnungen zusammenstellte und heute weltbekannte Künstlerinnen und Künstler früh entdeckte, von Anselm Kiefer bis Bernd und Hilla Becher.
Weiter heißt es in der Begründung: „Als bahnbrechend gilt, dass er die Fotografie von Anfang an als eine eigenständige Kunstform erkannt und ihr auf Augenhöhe mit den traditionelleren Künsten Würdigung verschafft hat. So war Schirmer/Mosel einer der ersten Verlage mit Schwerpunkt Autorenfotografie und machte etwa den wiederentdeckten August Sander innerhalb weniger Jahre zum modernen Klassiker.“ Schirmers Verlag stehe für sorgfältig kuratierte Bücher, die Ästhetik mehr als bloß abbilden: „Sie machen sie in ihrer Tiefe erfahrbar, mal sinnlich, mal puristisch. Besonders das umfangreiche und herausragend qualitätvolle Kunstbuch-Programm mit zahlreichen Standardwerken ist von enormer Bedeutung: für die zeitgenössische Kunst, ihre Vermittlung und für München als Kunstmetropole, aber auch als Stadt mit historischer Verantwortung. Denn nicht zuletzt ist es Lothar Schirmer gelungen, Künstlerinnen und Künstler wie Josef Breitenbach oder Gisèle Freund für den Verlag zu gewinnen, die im Nationalsozialismus verfolgt und vertrieben worden waren.“
Das Vergabegremium hob zudem seine Sammelleidenschaft hervor, die schon in großzügigen Schenkungen für die Städtische Galerie im Lenbachhaus mündete: „Wichtiger Antrieb für Lothar Schirmers Schaffen war von Beginn an nicht nur die Kunst selbst, sondern auch das Sammeln von Kunst. So hat sich das Interesse des Kunstsammlers Lothar Schirmer, der bereits als Schüler mit ersten Werken von Roy Lichtenstein oder Cy Twombly den Grundstein für seine spätere Sammlung legte, langsam und auf wundersame Weise mit dem Verlagsprogramm verflochten. Die Sammlungsschwerpunkte Lothar Schirmers spiegeln entsprechend auch die Verlagsgeschichte – und den handgeschnitzten Eigensinn des Verlegers: Ohne schöne Bücher und Bilder, ohne Eleganz und verschmitzten Glamour wäre ein Leben zwar möglich, aber natürlich völlig sinnlos.“ |