Jack O’Brien in Hannover  |  | Jack O’Brien, Semblance, 2025 | |
Die Kestner Gesellschaft in Hannover zeigt vom Wochenende an die erste institutionelle Einzelausstellung des britischen Künstlers Jack O’Brien in Deutschland. Mit dem Titel nimmt Kurator Alexander Wilmschen Bezug auf das englische Wort „Cue“, ein theatrales Einsatzzeichen, und zugleich auf dessen Repetition. Wilmschens Idee ist es, dass O’Briens Arbeiten, die zwischen Andeutung und Entzug, Präsenz und Auflösung oszillieren, unter diesem einzigen Wort vereint werden können. In der Ausstellung geht es um Themen wie Inszenierung, Sichtbarkeit, queere Identität und den Zusammenhang zwischen Konsum, Körper und Performance.
Jack O’Brien, geboren 1993 in London, fokussiert sich in seiner künstlerischen Praxis auf die Arbeit mit gefundenen Materialien und Objekten, die Spuren der Nutzung des menschlichen Körpers aufweisen. Zu den von ihm verwendeten Materialien zählen unter anderem Schrumpffolie, Kabelbinder, Netzgewebe, Glas, Nylon und Epoxidharz, die in Spannung versetzt, deformiert oder in Skulpturen transformiert werden. So erzeugt O’Brien skulpturale Neuordnungen, deren Oberflächen und haptische Qualität ein latentes Begehren evozieren. Zudem manifestieren sich zahlreiche seiner Installationen gegenwärtig in einem Zustand der kontrollierten Instabilität. Ein Beispiel dafür ist die Installation „Semblance“, bei dem O’Brien zwei ausgeschlachtete Konzertflügel in der Luft aufgehängt hat.
In der Ausstellung der Kestner Gesellschaft zeigt Jack O’Brien auch Werke, die er in diesem Jahr geschaffen hat. So hat er die titelgebende Installation „Cue the Cue“ vorbereitet, die die Kuppelhalle der Kestner Gesellschaft vollständig füllt. In diesem Raum ist eine Struktur aus den Sitzreihen des ehemaligen Düsseldorfer Tanztheaters „Neuer Tanz“ vertikal aufgestellt, sodass das Publikum die Rückseite der Reihen sieht. Eine weitere Installation von 15 Metern Länge unter dem Titel „Overflow“ nimmt die Form eines Werbebanners an. Sie basiert auf Jack O’Briens fortlaufender Magazinserie, in der er die Bildsprache von Mode- und Lifestyle-Medien analysiert und dekonstruiert. In seinen Arbeiten deutet er an, wie in der kapitalistischen Wirtschaft die persönliche Identität zu einer konsumierbaren Ressource wird, etwa auch in „Fuel I“. Das Werk, das auf den Triebstoff kapitalistischer Ökonomien Bezug nimmt, hat O’Brien aus U-Bahnfenstern mit Aufklebern, verchromten Kugeln und mit Sprühfarbe lackierten Plastikflächen kombiniert.
Die Ausstellung „Jack O’Brien – Cue the Cue“ ist bis zum 20. Juli zu sehen. Die Kestner Gesellschaft hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, am Donnerstag zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren ist er kostenfrei.
Kestner Gesellschaft
Goseriede 11
D-30159 Hannover
Telefon: +49 (0)511 – 701 200 |