Geburtstagsschau für Alf Lechner  |  | in der Ausstellung „100 Jahre Alf Lechner: Materie Stahl“ | |
Am 17. April wäre Alf Lechner hundert Jahre alt geworden. Das Lechner Museum in Ingolstadt feiert den runden Geburtstag seines Namensgebers nun mit der Ausstellung „Materie Stahl“. Thema der Retrospektive ist die Auseinandersetzung des Bildhauers mit Material und Form. Werke aus allen Schaffensphasen verdeutlichen, so Künstlerkurator Dominik Bais, wie sich Lechners Verständnis von Materialität wandelte: von einer passiven Materie, die der Form untergeordnet ist, hin zu einem eigenständigen Akteur im künstlerischen Prozess.
Alf Lechner, der zu einem der wichtigsten deutschen Bildhauern zählt, die in der der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Stahl arbeiteten, nutzt das Material in einem „dialogischen Entstehungsprozess“. Gemeint ist damit, dass Lechner beim Bearbeiten den „Charakter und die Widerstände des Materials sichtbar werden“ lässt, erklärt Bais. So sind Brüche, Spuren und Reaktionen Zeichen des intensiven Austauschs zwischen dem Künstler und dem Material, etwa in einer Stahlskulptur mit rostfarbener Patina, in der Lechner die Bearbeitungsspuren nicht vertuscht. Ihre ästhetische Wirkung bezieht sie aus einer eng aneinander folgenden Gruppe an Vertikalen mit einer Rundung zum Boden hin. Diese hockeyschlägerartigen Linien in Schwarz und Grau bedecken die beiden liegenden Stahlbalken etwa zu Dreiviertel und evozieren ein feines Licht- und Schattenspiel.
Im Spätwerk ändert sich das Verhältnis zum Material, da es seine Form mitgestaltet und damit die traditionelle Rolle als Arbeitsstoff aufgehoben wird. In einigen kleineren Skulpturen presste Alf Lechner rechteckige Stahlgebilde mit einem Leerraum zu Quadraten zusammen. Beim maschinellen Eindrücken presste sich der Stahl letztlich selbst in Form, so dass die kleineren Quadrate eine Art „Knick“ als Binnenstruktur erhielten, die einmal an einen geschwungenen geöffneten Mund, ein anderes Mal an eine diamantartige Aussparung oder an eine unregelmäßige Schlangenlinie erinnern. Ziel der Schau, so Dominik Bais, ist es, die „die ästhetische Kraft und Eigenlogik des Materials zu entdecken, während sie Einblicke in die Produktionsästhetik und die poetische Dimension industrieller Materialien gewährt“. Bais versteht zudem Lechners skulpturale Praxis als Beispiel für einen Wandel in der Kunst, der die aktive Rolle des Materials ins Zentrum stellt.
Die Ausstellung „100 Jahre Alf Lechner: Materie Stahl“ läuft bis zum 14. September. Das Lechner Museum hat donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr Geöffnet; am Karfreitag bleibt es geschlossen. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren ist er frei.
Lechner Museum
Esplanade 9
D-85049 Ingolstadt
Telefon: +49 (0)841 – 305 22 50 |