Josef Frank und seine Designkollegen in Wien  |  | in der Ausstellung „Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940“ | |
Das Möbelmuseum Wien präsentiert in seiner aktuellen Ausstellung das Schaffen des Architekten Josef Frank und anderer Wiener Entwerfern der Zwischenkriegszeit. Anlässlich Franks 140. Geburtstag und des 100jährigen Jubiläums seiner mit Oskar Wlach gegründeten Wiener Einrichtungsfirma „Haus & Garten“ rückt Kuratorin Eva B. Ottillinger Möbel, Alltagsgegenstände und Raumgestaltungen in den Fokus und lädt auf eine Zeitreise durch den Stilwandel des österreichischen Designs zwischen 1920 und 1940 ein. „Im Rahmen unseres Jahresschwerpunkts ‚Routen‘ eröffnen wir sehr persönliche Perspektiven auf Design und Möbelgeschichte und schaffen eine starke Verbindung zwischen der Dauer- und Sonderausstellung. Dabei folgen wir Designer*innen und Auftraggeber*innen sowie Möbelstücken und Designobjekten rund um den Globus, bis sie schließlich im Möbelmuseum Wien ihr Zuhause gefunden haben“, so Petra Reiner, Leiterin des Möbelmuseums.
Die neuen Möbel aus Österreich zeichneten sich durch gestalterische Vielfalt, Komfort und hohe handwerkliche Qualität aus. Das österreichische Entwerfen jener Zeit unterschied sich wesentlich vom typischen Konzept des Bauhauses und von der luxuriösen Formenwelt des französischen Art Déco. Die Möbel erzählen auch von der politischen Realität der Zeit: Architekten und Auftraggeber waren von Verfolgung und Vertreibung durch das NS-Regime betroffen. So musste der 1908 in Wien geborene Robert Schläfrig als Jude unter der Nazi-Herrschaft nach Australien auswandern und nannte sich fortan Robert Sheldon. Ottillinger hat Objekte österreichischer Architekten ausgewählt, wie die von Ernst Plischke gestaltete Wohnung der Keramikkünstlerin Lucie Rie oder seinen Blumentisch aus der Wohnung von Fritz und Elli Gamerith. Erstmalig wird außerdem eine komplette Wohnungseinrichtung von Josef Frank ausgestellt, die 1932 von „Haus & Garten“ entworfen wurde. Darüber hinaus sind vollständige Ensembles der österreichischen Entwerfer Felix Augenfeld, Herbert Eichholzer, Walter Loos und Otto Prutscher zu sehen.
Josef Frank wurde 1885 in Baden bei Wien geboren. Der Architekt jüdischer Herkunft studierte ab 1903 an der Technischen Hochschule Wien und absolvierte ein Praktikum bei Bruno Möhring in Berlin. Gemeinsam mit Oskar Strnad begründete er die „Wiener Schule der Architektur“, die sich vom Ästhetizismus der Wiener Werkstätte distanzierte und in ihrer undogmatischen Grundhaltung Adolf Loos nahestand. Im Jahr 1933 emigrierte er nach Schweden und erhielt 1939 die schwedische Staatsbürgerschaft. Von 1964 an war er Ehrenmitglied von „The Circle“, einer renommierten Londoner Gesellschaft von geflüchteten Architekten, Planern und Designern. 1967 verstarb Frank in Stockholm.
Die Ausstellung „Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920-1940“ läuft bis zum 11. Januar 2026. Das Möbelmuseum Wien hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 18 Euro, ermäßigt für Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 11 Euro, für Studierende zwischen 19 und 25 Jahren sowie Senior*innen ab 60 Jahren 16 Euro.
Möbelmuseum Wien
Andreasgasse 7
A-1070 Wien
Telefon: +43 (0)1 – 524 33 570 |