 |  | Am Stand der Galerie Hans Mayer mit drei „Sehtexten“ von Ferdinand Kriwet | |
„Art Düsseldorf in 3 Minuten“ hieß es auf einem der Monitore. Diese bahnten ankommenden Besuchern über die Fabrikhöfe der ehemaligen Stahlwerke Böhler, begleitet von hoch aufgeständerten dicken Rohrleitungen, den Weg zu den Ausstellungshallen der Art Düsseldorf. Helles Licht, luftige hohe Hallen, alte Mauern, Sheddächer und Stahlträger boten auch heuer wieder den Kunstwerken verschiedener Richtungen ein einzigartiges Ambiente. 108 Aussteller mit ihrem Programm von klassischen Positionen bis zur Gegenwartskunst waren zur siebten Ausgabe der Kunstmesse nach Düsseldorf gereist. Die Spannbreite von bekannten Namen bis zu jungen, noch unentdeckten Talenten verkörperte diesmal passgenau die renommierte Galeristenfamilie Mayer. Zur Vernissage am 10. April feierte die Galerie Hans Mayer ihren 60. Geburtstag sowie zugleich ihren letzten Messeauftritt. Ab sofort wird nach dem Tod von Hans Mayer am Silvestertag 2022 nur noch der Bestand verwaltet und das Archiv erforscht. Nach der Galeriegründung 1965 in Esslingen und einem ersten Standortwechsel 1967 nach Krefeld endet damit in Düsseldorf die Geschichte einer der prägenden deutschen Galerien der Nachkriegszeit.
Zum Schluss auf der Art Düsseldorf wartete die Galerie Hans Mayer mit drei großformatigen Siebdrucken des in Düsseldorf geborenen Ferdinand Kriwet als zentralem Hingucker auf. Die rot-schwarzen respektive gelb-schwarzen „Sehtexte“ des Meisters der Konkreten Poesie hingen für jeweils 6.000 Euro an den schwarz gestrichenen Kojenwänden. Neben den erstarrten, kreisförmig arrangierten visuellen Texten von 1971 arrangierte das Galerieteam die bewegte Plastik „Complementation perpetuelle“ von Martha Boto, einer hierzulande eher unbekannten und 2004 verstorbenen argentinischen Vertreterin kinetischer Kunst, die Hans Mayer stets förderte. Wer sich an den um Stangen kreisenden und leuchtenden Ringen aus dem Jahr 1968 erfreuen möchte, musste 35.000 Euro bereithalten. Etwas weiter hatte sein Sohn Max Mayer, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, sich um eine jüngere Künstlergeneration kümmert und nun nach Berlin abwandern will, seine Koje eingerichtet. Mit Murat Önen, einem 1993 in Istanbul geborenen und in Düsseldorf lebenden sowie an der dortigen Kunstakademie ausgebildeten Maler, präsentierte er ein junges Talent. In seinen figurativen Ölgemälden verschmilzt Önen persönliche Erfahrungen mit fantasievollen, oft queeren Vorstellungen und Elementen aus der Kunstgeschichte, etwa in „Painter’s Window“ für 11.600 Euro.
Immer wieder stießen die Messebesucher auf Künstler aus dem lokalen Akademieumfeld, was bei zwanzig Galerien aus der Landeshauptstadt und vierzehn aus dem weiteren Rheinland nicht verwundert und der Art Düsseldorf das dominierende Gepräge gab. Dies galt auch für die Düsseldorfer Galerie Setareh, die mit einem gelb strahlenden Öl-, Ruß- und Feuerbild in ihren Messestand lockte. Das vom ZERO-Künstler Otto Piene im Jahr 1975 geschaffene Meisterwerk war mit 700.000 Euro auffallend hoch bewertet. Wie üblich räumte die Art Düsseldorf Installationen und Skulpturen auf speziellen Plätzen breiten Raum ein und lockerte damit die Kojenabfolge auf. Unter den 18 Positionen stach besonders die aus modularen Stahl- und Aluminiumelementen zusammengesetzte Plastik „Gatekeeper“ von Emil Walde aus dem Jahr 2025 ins Auge, die auf die zunehmenden Kontrollen und Zugangsbeschränkungen anspielt und durch grelles Licht Aufmerksamkeit beansprucht. Gezielt stand sie den Gästen im Weg und war bei der Karlsruher Galerie PAW für 32.000 Euro zu haben.
Etwas weiter hatte die Mainzer Galeristin Dorothea van der Koelen ihren Stand mit einer erlesenen Kunstauswahl bestückt und offerierte unter dem Titel „Ways of Hope“ Werke von internationalen Spitzenkünstlern. Auf der dominierenden, grau abgetönten Wand platzierte Koelen zwei Arbeiten des als Hauptvertreter der analytischen Malerei und Konzeptkunst geltenden Franzosen Daniel Buren. Die zwei zu seinen Markenzeichen zählenden, je 16teiligen Streifenbilderfolgen sind variabel positionierbar, von weiß-braunen und weiß-blauen Balken durchzogen und verlangten jeweils 150.000 Euro. Durch eine formale und farbliche Eleganz zeichnen sich die Objekte der Papierkünstlerin Lore Bert aus, die immer wieder mit neuen Sujets überrascht. Diesmal dominierten Rhomben und Sterne ihre teils mit Blattgold grundierten, zuweilen recht feminin und plüschig anmutenden Werke, so auch den „Stern in Türkis und Gold“ aus dem Jahr 2024, der für 98.000 Euro zum Verkauf stand. Gegenüber hatte der Frankfurter Kunsthändler Bernhard Knaus seine Ware ausgebreitet. Beim Betreten der verzweigten Koje lief man direkt auf das geschwungene, teils bemalte Wandrelief „umher, umher“ der Mannheimer Künstlerin Myriam Holme zu, das für 12.000 Euro einem Käufer hoffentlich Flügel verleihen wird.
Etwas weiter beschäftigte sich die Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling wieder mit vorwiegend figurativer Kunst und der rheinischen Szene und hatte eine dekorative menschenleere Ansicht des Weißen Hauses in Washington des Düsseldorfer Malers Stefan Kürten für 21.000 Euro mitgebracht oder richtete das Augenmerk auf ein von zerfransten Rechtecken in zumeist rötlichen Tönen beherrschtes Acrylbild von Heinz Mack für stolze 290.000 Euro. Von dem einstigen Düsseldorfer Akademieprofessor Dieter Krieg, dem derzeit eine große Überblicksausstellung im Duisburger Museum Küppersmühle gewidmet ist, hatte der Berliner Galerist Gerrit Friese passend mehrere Bilder zur Ansicht an den Rhein verfrachtet. Sein stark gestisch, gleichermaßen auch figurativ geprägtes Schaffen äußert sich in großformatigen Acrylgemälden, darunter etwa einem titellosen, an einen Wurzelstrang erinnernden Bild von 1990 für 45.000 Euro. Zu den 32 ausländischen Messeteilnehmern, unter denen sich einige aus den Nachbarländern, aber auch aus weiter entfernten Regionen wie den USA, Kuwait oder Japan rekrutierten, zählte der Wiener Grandseigneur Ernst Hilger, der auf Gemälde seines Landsmanns Franz Grabmayr verwies, etwa auf die nicht mehr sichtbare „Tänzerin“ aus dem Jahr 1990. Wer die von der Bewegung dominierte, damit energiegeladene sowie 2024 in einer Ausstellung der Wiener Albertina präsentierte pastose Farbmasse erwerben wollte, musste 35.000 Euro einkalkulieren.
Zur großen Freude von Walter Storms ging die 1960 entstandene „Interpenetration“ des Malers Günter Fruhtrunk schon weg. Der Münchener Galerist hatte das rot-blau-schwarze Diagonalstreifenbild für 145.000 Euro angeboten. Auch der Freundeskreis des Düsseldorfer Museums Kunst Palast war nicht untätig, besuchte die Art Düsseldorf und wurde auf seiner Ankaufstour durch die Stände fündig. Die Wahl des Mäzenatenkreises, der die Werke dem Museum als Dauerleihgaben zur Verfügung stellt, fiel auf vier Positionen, unter anderem auf Esra Gülmens rot lackierte Wippe „Controversy Teeter / Totter, I’m So In Love / I Need My Space“ von 2024 bei der Bonner Galerie Judith Andreae, auf Almut Heises neusachliches Portrait der jungen „Melanie“ von 1978 bei der Berliner Galerie Ebensperger und auf zwei Schwarzweißfotografien von Christa Mayer aus der Serie „Absentees“ mit zwei Personen, die einen Hasen umarmen, bei der Düsseldorfer Produzentengalerie Basedonart. |