Andrea Büttner überzeugt mit Wandgemälde für Kölner Dom  |  | Andrea Büttners Entwurf für das Wandbild der Marienkapelle im Kölner Dom | |
Andrea Büttner hat den im August 2023 gestarteten internationalen Kunstwettbewerb für den Kölner Dom mit ihrem Entwurf eines Wandgemäldes für sich entschieden. Die Berliner Künstlerin konnte sich mit ihrem Projekt zum christlich-jüdischen Verhältnis der Gegenwart gegen 14 weitere geladene Kunstschaffende durchsetzen. Die Wettbewerbsjury empfahl ihren Vorschlag, das Domkapitel stimmte geschlossen zu und beauftragte nun eine Detailplanung zur Umsetzung des Wandbildes. Das Werk ist für die Stirnwand der Marienkapelle des Domes oberhalb des mittelalterlichen Altars von Stefan Lochner mit den Kölner Stadtpatronen vorgesehen.
Büttners Entwurf zeigt das Steinfundament des Thoraschreins aus der ehemaligen mittelalterlichen Synagoge Kölns in Originalgröße, etwa 211 Zentimeter lang und 85 Zentimeter hoch. Das in der Secco-Technik geplante Wandbild steht in direktem Bezug zu Lochners Altar von 1442. Letzterer wurde ursprünglich auf dem erweiterten Fundament des Thoraschreins in der ehemaligen Synagoge des mittelalterlichen jüdischen Viertels von Köln aufgestellt und ersetzte den Schrein nach dessen Beschädigung im Pogrom von 1349 und der Umwidmung der Synagoge zur Ratskapelle. Büttners Werk verbindet damit die Geschichte des jüdischen Quartiers mit der des Domes. Das Wandbild stellt sich dieser Unsichtbarmachung und Überformung jüdischen Lebens und jüdischer Geschichte entgegen, indem es von der Ersetzung eines Thoraschreins durch einen christlichen Altar und der Präsenz jüdischen Lebens in Köln erzählt. Ihr Gemälde des Steins will Büttner realistisch und auf Fernwirkung angelegen. So soll der Eindruck entstehen, dass das Bild des Fundaments, auf dem der Thoraschrein stand, über dem Altar schwebt.
Dompropst Guido Assmann erklärt: „Mit seiner visuellen Präsenz und Radikalität nimmt das Werk aus unserer Sicht auf sehr konzentrierte Weise einen Dialog mit den vielen antijüdischen Artefakten im Dom auf. Der Prozess der Aufarbeitung dieser antijüdischen Artefakte im Kölner Dom wird durch dieses Werk nicht als abgeschlossen oder geheilt verklärt. Es lädt konstant und mahnend ein, dass wir uns exemplarisch mit der Geschichte dieses Fundaments, seiner Überformung und Neu-Positionierung auseinandersetzen – und am christlich-jüdischen Verhältnis generell arbeiten.“ Ausgangspunkt für das Thema des Kunstwettbewerbs seitens des Domkapitels waren zahlreiche Kunstwerke im Kölner Dom, die von einer Judenfeindschaft zeugen. Die entsprechenden Objekte wurden erforscht und kontextualisiert, bevor 2023 der Wettbewerb ausgelobt wurde. |