Goldene Löwen für Donna Haraway und Italo Rota  |  | Donna Haraway erhält den Goldenen Löwen der Architekturbiennale in Venedig 2025 | |
Die Architekturbiennale in Venedig ehrt die US-amerikanische Philosophin Donna Haraway und posthum den 2024 verstorbenen italienischen Architekten Italo Rota heuer mit den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Carlo Ratti, Kurator der Biennale, hat die beiden für die Auszeichnung vorgeschlagen, das Biennale-Direktorium unter dem Vorsitz von Pietrangelo Buttafuoco hat die Empfehlung einstimmig übernommen. Donna Haraway sei eine der einflussreichsten Stimmen für das zeitgenössische Denken, sie wisse Sozialwissenschaften, Anthropologie, feministische Kritik und die Philosophie der Technologie zu verbinden, begründete Ratti seine Wahl.
Über die letzten vier Jahrzehnte habe sie interdisziplinär und auf sprachlich einfallsreiche Weise Probleme wie den Einfluss der technologischen Evolution auf unsere biologische Natur und die Art und Weise untersucht, wie im Umweltkontext des „Chthulucene“ die Grenzen zwischen dem Menschlichen und Nicht-Menschlichen sich neu definieren. Cthulhu ist eine chimärenartigen Gottheit aus dem Universum des US-amerikanischen Horror-Schriftstellers H.P. Lovecraft. Haraway, so Ratti, nutze den Begriff des „Chthulucene“ als Alternative zum „Anthropozän“, dem Einfluss des Menschen auf die Erde, um die Dringlichkeit der Koexistenz und Symbiose mit anderen Spezies zu betonen.
Haraway biete eine optimistische Perspektive auf einfallsreiche alternative Welten. „Ihre Leistungen zu der Art und Weise, wie wir Wissenschaft, Technologie, Gender, Geografie und die Umweltgeschichte der Menschheit verstehen, haben deutliche Spuren in jedem der Felder hinterlassen und sind Vorläufer zu der Idee, dass natürliche, künstliche und kollektive Intelligenz zusammen agieren.“ Donna Haraway, 1944 in Denver geboren und promovierte Biologin, lehrte an Geschichte des Bewusstseins an der University of California in Santa Cruz, bevor sie in den Ruhestand wechselte. Zu ihren bekanntesten Publikationen gehören etwa „Staying with the Trouble: Making Kin in the Chthulucene“, „When Species Meet“ und „Primate Visions. Gender, Race, and Nature in the World of Modern Science“.
Der 1953 in Mailand geborene Italo Rota war laut Carlo Ratti ein Pionier. „Seine Vision war die einer Welt, in der die Bedeutung von Lebewesen und Biologie im Allgemeinen, der Natur in ihrer breitesten Definition, der Wissenschaft und der angewandten Technologie zu einer gemeinsamen atmenden Einheit verbunden wird.“ Rota etablierte sich als einer der originellen Gestalten in der italienischen und europäischen Architektur. Er lernte unter Franco Albini, Vittorio Gregotti, und Gae Aulenti, kultivierte einen einzigartigen Eklektizismus und verband poetische Visionen mit analytischer Klarheit. Rota einige der wichtigsten Kultureinrichtungen in Europa gestaltet, darunter die Restaurierung des Musée d’Orsay und das Centre Pompidou in Paris oder das Museo del Novecento in Mailand.
Italo Rota, Absolvent des Politecnico di Milano, forschte in vielen Feldern von zeitgenössischer Kunst bis zur Robotik, um innovative Projekte zu entwickeln. Zentrale Elemente waren hierbei humanistische Schönheitsideale und Nachhaltigkeit. In den 1980er Jahren entwickelte er unter anderem die Beleuchtung für die Kathedrale Notre-Dame in Paris oder die Renovierung des Stadtzentrums von Nantes. Weitere Projekte waren das Centre for Post-Graduate Studies der Columbia University in New York und der Hindu-Tempel in Mumbai in Indien. Rota lehrte an mehreren Universitäten und erhielt mehreren Auszeichnungen, darunter die Goldmedaille der Italienischen Architekten, den Landmark Conservancy Prize in New York oder den Grand Prix de l’Urbanisme in Paris. |