Skulpturen von Gustav Heinrich Wolff bleiben in Hamburg  |  | Gustav Heinrich Wolff, Kaminfiguren, 1925 | |
Die Nachkommen des Kunstsammlers Georg Tillmann möchten, dass die beiden als Raubkunst identifizierten Kaminfiguren von Gustav Heinrich Wolff in der Hamburger Kunsthalle bleiben und sehen deshalb von der berechtigten Rückgabe ab. Damit ist dieses 2021 begonnene und vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste unterstützte Provenienzforschungsprojekt abgeschlossen. Die überlebensgroßen Skulpturen stammen aus dem Eigentum des Hamburger Bankiers Georg Tillmann, der dem Bildhauer Gustav Heinrich Wolff 1925 den Auftrag für ihre Erstellung gab. In Gedenken an Tillmann wird zukünftig eine Gedenktafel neben den über zwei Meter großen expressionistischen Kalksteinfiguren im Hubertus-Wald-Forum auf die Herkunftsgeschichte verweisen. Die Enthüllung fand nun im Beisein von Hugo Tillman, dem Urenkel von Georg Tillmann, statt, der auf den großen Verlust von Kultur und Identität in seiner Familie hinwies. „Was diesen Fall betrifft, sind wir überzeugt, dass unser Urgroßvater gewollt hätte, die Skulpturen in Hamburg weiterhin öffentlich auszustellen, damit Besucher*innen auch etwas über die Geschichte der Beutekunst erfahren können. Wir haben uns daher entschieden, die Skulpturen in Hamburg zu belassen“, so Hugo Tillman abschließend.
Schon 1932 emigrierte Georg Tillmann mit seiner Ehefrau Dorothy aufgrund der für jüdische Bürger*innen zunehmend schwierigen politischen Lage nach Amsterdam, 1940 dann in die USA. Sein Vermögen, Haus und Grundstück in Hamburg wurden vor 1940 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Schon während Tillmanns Zeit in Amsterdam entnahm Alice Sauerlandt, die Frau des damals schon verstorbenen Kunsthistorikers und Hamburger Museumsdirektors Max Sauerlandt, die beiden weiblichen Aktfiguren zwischen Sommer 1934 und Mai 1936 aus dem Haus Tillmanns und überließ sie der Hamburger Kunsthalle als Leihgabe. Tillmann, der erst im Nachhinein hiervon erfuhr, habe ihr angeblich die Arbeiten zur Verfügung gestellt. Zudem hätte er verfügt, dass im Fall des Verkaufs der beiden Skulpturen durch Alice Sauerlandt, der Erlös an die Witwe des Bildhauers Wolff ausgehändigt werden sollte. 1958 veräußerte Sauerlandt die Skulpturen dann über die Hamburger Galerie Rudolf Hoffmann an die Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, ohne jedoch Wolffs Ehefrau den Erlös zukommen zu lassen. |