Freiburg erinnert an Marta Kuhn-Weber  |  | in der Ausstellung „Marta! Puppen, Pop & Poesie“ | |
Das Museum für Neue Kunst in Freiburg stellt mit Marta Kuhn-Weber aktuell eine Künstlerin vor, die seit ihrem Tod 1990 aus dem Blickfeld des Kunstbetriebs verschwunden ist. Dazu haben die Kuratorinnen Christine Litz und Verena Faber gut 90 Exponate ausgewählt, geben mit ihnen einen Einblick in das Schaffen der exzentrischen Malerin, Bildhauerin und Puppenmacherin, die vor allem in den 1960er und 1970er Jahren in Paris erfolgreich war, und haben mit umfassenden eigenen Recherchen ihren Nachlass und ihre Bedeutung für die Gegenwart neu erschlossen. Zu sehen sind fotografische und malerische Selbstporträts, Grafiken sowie Gedichte, in denen die 1903 geborene Künstlerin die Inszenierung Ichs sowie die Vergänglichkeit thematisierte. Im Fokus der Ausstellung stehen aber Kuhn-Webers einzigartige Puppenkreationen, die bei ihr für gesellschaftliche Rollenbilder, Geschlechtlichkeit, eigene Vorstellungswelten und Sexualität stehen.
Als Tochter eines Steinbildhauers begann Marta Kuhn-Weber mit dreizehn Jahren eine Ausbildung als Steinmetzin und studierte ab 1923 als eine der wenigen Frauen an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe. Hier freundete sich mit Karl und Hilde Hubbuch, Hanna Nagel, Erwin Spuler und Anton Weber an, den sie später heiratete, gab mit ihnen die satirische linke Künstlerzeitschrift ZAKPO heraus und gründete ein Trickfilmatelier, in dem sie Puppenfilme produzierte. Nach Stationen in Berlin, wo sie 1932 eine Einzelpräsentation in der Galerie von Wolfgang Gurlitt hatte, Oberstdorf, Freiburg, wo erste Puppen von Clowns und mystischen Gestalten entstanden, Basel und dem Elsass lebte die selbstbewusste und unkonventionelle Künstlerin ab Mitte der 1960er Jahre bis zu ihrem Tod in ihrer Wahlheimat Paris, hatte dort Ausstellungen und betrieb eine eigene Galerie.
Kuhn-Webers Puppen tragen die Namen prominenter Persönlichkeiten des Rock- und Filmbetriebs, beispielsweise Marilyn Monroe, Mick Jagger, Janis Joplin, Sharon Tate und Mae West. Damit wollte sie die Diskrepanz zwischen öffentlicher und privater Identität beleuchten und die innere Wahrheit der Betroffenen ergründen. Sie selbst sah sich in einer Außenseiterrolle innerhalb gesellschaftlicher Normen und stellte daher marginalisierte und unterdrückte Personen dar. Die ungewollten und zurückgehaltenen Emotionen der Ausgegrenzten wollte Kuhn-Weber in den Puppen der Prominenten zum Vorschein bringen. Ihre künstlerischen Kreationen beeinflussten Literatur, Theater, Showbusiness und die queere Szene ihrer Zeit.
Die Kuratorinnen präsentieren eine Sammlung von 36 Puppen und haben darum passende Gedichte, Musik und Fotos arrangiert. Außerdem holt der Künstler Boris Eldagsen Marta Kuhn-Weber mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz in die Gegenwart und zeigt mit dem KI-generierten Musikvideo „Jick Magger & Sailor Twift“ eine moderne Interpretation ihrer Puppen. Die Puppenmacherin Vanessa Valk und der Szenograf Jens Burde erwecken einige Figuren durch verschiedene filmische Animationen zum Leben.
Die Ausstellung „Marta! Puppen, Pop & Poesie“ ist bis zum 21. September zu sehen. Das Museum für Neue Kunst hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, am Donnerstag zusätzlich bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, für Personen unter 27 Jahren ist er kostenfrei. Der Katalog aus dem Verlag Strzelecki Books kostet im Museum 28 Euro, im Buchhandel 35 Euro.
Museum für Neue Kunst
Marienstraße 10a
D-79098 Freiburg im Breisgau
Telefon: +49 (0)761 – 201 25 01 |