Pomona Zipser im Kunsthaus Dahlem  |  | in der Ausstellung „Pomona Zipser. Paradoxien der Konstruktion“ | |
„Paradoxien der Konstruktion“ heißt Pomona Zipsers aktuelle Ausstellung im Kunsthaus Dahlem in Berlin, mit der die 1958 in Rumänien geborene Bildhauerin einen Überblick über ihr Schaffen aus den letzten zwanzig Jahren gibt. In der Tat scheinen ihre vor Wänden schwebenden Assemblagen und Collagen, die sie aus Holz, Seil, Metall oder Papier konstruiert und teils farbig fasst, die Gesetze der Schwerkraft zu überwinden. Zipser lässt ihre Skulpturen auf filigranen Füßen stehen oder überführt sie gleichsam durch einen händischen Eingriff in eine Bewegung und evoziert damit eine Formveränderung. Ihre abstrakten Kompositionen dienen dabei als Projektions- und Imaginationsfläche möglicher figurativer Anmutungen. So mag man in ihrem roten „Zurückgelegten Weg“ von 2018 eine überdimensionale Heuschrecke, in anderen Wandarbeiten Landschaften, Kartensysteme oder Teile eines Skeletts und in einer stehenden Holzplastik ein nach unten gebeugtes Tier entdecken. Auch ihre Werktitel geben Anlass zu figurativen Erkundungen.
Ihre dreidimensionalen Werke sind meist aus recyceltem Holz als Zusammenführung von Einzelteilen gedacht und gebaut. Somit würdigt Pomona Zipser die materialimmanenten Eigenschaften. „Jedes Material bringt bereits Formen mit. Es sind nicht cleane, technische Stücke. Sie haben Einkerbungen, Öffnungen, Risse, sie sind dick, sie sind dünn, da stecken Nägel drin oder Schrauben. Diese Dinge inspirieren mich und geben eine Richtung an. So ist es ein Finden und Gestalten. Also ein Vorgang, der passiv und aktiv ist“, erklärt die Künstlerin. Dabei erfahren die grob zusammengefügten Holzstücke in Zipsers Arbeitsprozess eine entscheidende Wandlung: Präzise angeschmiegte Übergänge an den Verbindungsstellen lassen die Einzelteile zusammenwachsen, als würden sie miteinander verschmelzen. So bringt Zipser einzelne Teile in eine Spannung und kreiert eine Gesamtkomposition, die eine mögliche Widersprüchlichkeit von Statik, Schwerkraft und Standfestigkeit der Skulptur aufzulösen vermag.
Pomona Zipser, die 1970 nach dem frühen Tod des Vaters mit ihrer Mutter nach Deutschland zog, hat von 1979 bis 1983 zunächst Malerei bei Mac Zimmermann an der Akademie der Bildenden Künste in München und im Anschluss Bildhauerei an der Universität der Künste in Berlin bei Lothar Fischer studiert. Ihr Werk ist mit zahlreichen Preisen und Stipendien gewürdigt worden: 1979 mit dem Jean-Walter-Preis und einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, 1986 mit einem Auslandsstipendium für Venedig, 1988 mit einem Arbeitsstipendium des Berliner Senats, 1991 mit dem Barkenhoff-Stipendium in Worpswede, 2004 mit dem Gabriele Münter Preis und 2018 mit einer Residency in Chretzeturm in Stein am Rhein.
Die Ausstellung „Pomona Zipser. Paradoxien der Konstruktion“ ist bis zum 9. Juni zu sehen. Das Kunsthaus Dahlem hat täglich außer dienstags täglich zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Kunsthaus Dahlem
Käuzchensteig 8
D-14195 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 83 22 72 58 |