Pissarro-Gemälde bleibt in Bremen  |  | Camille Pissarro, Im Gras liegendes Mädchen, 1882 | |
Obwohl sich bei Camille Pissarros „Im Gras liegenden Mädchen“ der Raubkunstverdacht erhärtet hat, ist das Gemälde aus dem Jahr 1882 weiterhin in der Kunsthalle Bremen zu sehen. Der Kunstverein in Bremen, Träger der Kunsthalle Bremen, einigte sich mit der Erbin des einstigen jüdisch-niederländischen Eigentümers Jaap van den Bergh auf eine gerechte und faire Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien: Für das seit 1967 zur Sammlung der Kunsthalle gehörende Werk wurde eine Ausgleichszahlung geleistet, die von der Kulturstiftung der Länder, der Hermann Reemtsma Stiftung und dem Nachlass Fritz Müller-Arnecke gefördert wurde.
Seit 2010 hat die Kunsthalle Bremen die Provenienz des Gemäldes eingehender untersucht. Durch einen Fund in einem niederländischen Archiv konnten 2016 die Besitzverhältnisse während der Besatzung der Niederlande durch Nazi-Deutschland eindeutig geklärt werden. Nachdem im Mai 1940 die deutsche Wehrmacht die Niederlande überfallen und besetzt hatte, waren Jaap van den Bergh und seine Ehefrau Ellen gezwungen, in einem Versteck in Heemstede zu leben. Während er und seine Frau die Besatzungszeit und den Krieg überstanden, wurden ihre in einem Kinderheim untergebrachten Töchter Rosemarie Ida und Frieda Marianne verraten und nach ihrer Deportation im KZ Ausschwitz ermordet.
Um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entkommen und das gemeinsame Leben im Untergrund zu finanzieren, musste Jaap van den Bergh, vormaliger Besitzer der Textilfirma Gebr. Van den Berg in Oss bei ’s-Hertogenbosch, Pissarros friedliche Sommerlandschaft 1943 verkaufen. Über einen Zwischenhändler erwarb der Bremer Kaufmann Hugo Oelze, der sich während des Zweiten Weltkriegs in Amsterdam aufhielt, das Gemälde und vermachte es schließlich der Kunsthalle Bremen. Nach Kriegsende hatte Jaap van den Bergh die Rückgabe des Gemäldes beantragt. Doch die Suche nach dem Bild blieb bis zum seinem Tod 1958 erfolglos. Neben zwei weiteren Gemälden, einer Zeichnung und 31 Druckgrafiken gehört es nun dauerhaft zum Pissarro-Bestand der Kunsthalle Bremen. |