Amsterdamer Rijksmuseum würdigt Maria van Oosterwijck  |  | Maria van Oosterwijcks Vanitas-Blumenstilleben von etwa 1690 im Rijksmuseum Amsterdam | |
Besucher*innen des Rijksmuseum können ab sofort ein neues Vanitas-Blumenstilleben von Maria van Oosterwijck bestaunen. Das Amsterdamer Museum, das das um 1690 datierte Gemälde 2023 mit Hilfe der VriendenLoterij und der Stiftung „Frauen des Rijksmuseums“ von einem Sammler ankaufen konnte, würdigt es mit einem besonderen Platz in der „Gallery of Honour“. Taco Dibbits, Generaldirektor des Rijksmuseums, erklärt: „Gemälde von Maria van Oosterwijck sind äußerst selten, weil sie nur ein kleines Œuvre hinterließ. Bis heute sind nur 30 Gemälde erhalten. Diese Erwerbung bedeutet, dass nun zwei in holländischem Besitz sind.“ Oosterwijcks zweites Blumenstillleben befindet sich im Mauritshuis in Den Haag.
Neben Judith Leyster und Rachel Ruysch zählt Maria van Oosterwijck zu den bedeutenden weiblichen Künstlerinnen des Goldenen Zeitalters. Sie gehörte zu den wenigen Malerinnen, die noch zu Lebzeiten internationale Berühmtheit für ihre Blumenstillleben erfuhr. Die Käufer ihrer Gemälde waren etwa Ludwig XIV., Cosimo III. de’ Medici, Kaiser Leopold von Österreich und König Jan III. Sobieski von Polen. Bei der Untersuchung des Bildes wurde deutlich, dass Oosterwijck während des Malprozesses viele Änderungen vornahm. Während der Restaurierung mussten zunächst der vergilbte Firnis und vorherige Übermalung früherer Restauratoren entfernt werden. Das Rijksmuseum nennt keinen Kaufpreis, allerdings liegen Auktionsergebnisse für das Gemälde vor: Das Vanitas-Stillleben erzielte bei Lempertz in Köln eine hohe Preissteigerung, als es 2005 für 30.000 bis 60.000 Euro angeboten wurde, die Besitzer jedoch erst bei stattlichen 215.000 Euro netto wechselte. Als das Werk sieben Jahre später bei Christie’s in London mit einer Taxe zwischen 300.000 und 400.000 Pfund versteigert werden sollte, fand es allerdings keine Abnehmer.
In der Neuerwerbung werden enge persönliche Bezüge zu Maria van Oosterwijck greifbar. Für die Malerin waren Stillleben ein Zeichen ihres Glaubens. Das Vanitas-Stillleben des Rijksmuseums fordert die Betrachter*innen, über ihre eigene Vergänglichkeit nachzudenken. Der zentral positionierte Totenschädel verweist zusammen mit der Taschenuhr als Symbol der verrinnenden Zeit auf die Endlichkeit menschlichen Lebens, ebenso die Blumen, die teils in voller Blüte stehen, teils aber schon welkes Blattwerk aufweisen. Maria van Oosterwijck bereichert die Flora um eine Bibel, zwei Steinplatten mit den zehn Geboten und einer Schmuckschatulle. Die religiösen Hinweise sind im Kontext mit dem Leben der Malerin zu verstehen, die in einer streng gläubigen Familie aufwuchs. Ihr Vater und Großvater waren Priester und laut Zeitgenossen die Künstlerin selbst sehr gläubig. In dem Schmuckanhänger mit Perle und Bild, das die Kaiserin von Österreich zeigt, verweist Oosterwijck zudem auf ihre beruflichen Erfolge und ihre königlichen Auftraggeber. |