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Der Düsseldorfer Fotograf Axel Hütte zeigt im Arp Museum Bahnhof Rolandseck Werke aus der Zeit von 1997 bis heute und entrückt die Besucher in stille Landschaften

Die Erweiterung des Blicks in das Nichts



Axel Hütte, Glacier de Bossons, Frankreich 1997

Axel Hütte, Glacier de Bossons, Frankreich 1997

„Ich stehe still, staune und versuche dieses Staunen zu übersetzen“. So beschreibt der Düsseldorfer Fotograf Axel Hütte seine künstlerische Methode. Er scheint ein extrem geduldiger Mensch zu sein. Denn dieses Stillstehen und Staunen kann schon mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als sich Außenstehende das vielleicht vorstellen. Auf die Einladung eines norditalienischen Museums hin hat er einmal rund sechs Wochen vor Ort in den italienischen Alpen verbracht. Nachdem er den Ort seiner Aufnahme festgelegt hatte, wartete er am Ende dann noch zwei bis drei Tage auf das Schauspiel des aufsteigenden Nebels und das richtige Licht. Hütte als Perfektionisten zu beschreiben, greift fast schon zu kurz. Wie kaum ein anderer zeitgenössischer Fotograf bereitet er jede einzelne seiner Aufnahmen in wochen- und monatelanger akribischer Recherche vor.


Er studiert zum Beispiel möglichst detailgenaue Landkarten. So stößt er auf Orts- und Gemarkungsbezeichnungen, die Namen von Bergen, Gletschern, Weihern, Wäldern, kleinen oder großen Wasserläufen. Alles Orte, die schon bei der Vorbereitung im Studio so sehr sein Interesse wecken, dass er sich mit seiner nicht gerade handlichen Kameraausrüstung dorthin begibt: Danum Valley, Glacier des Bossons, Totenkopf, Unterer Truchseßweiher, Henri Pittier oder Blaubeuren. Geografische oder topografische Bezeichnungen wie diese fließen schließlich auch in die sachlich-präzisen Titel seiner Aufnahmen ein.

Fotografien auf allen Kontinenten der Welt

Axel Hütte fotografiert mit einer klassischen Plattenkamera, genauso, wie es hundert Jahre vor ihm der epochemachende Fotograf August Sander getan hat. Nur dass der in erster Linie Menschen ablichtete, während Hütte eher an den überzeitlichen Erscheinungsformen unseres Planeten und seiner Landschaften interessiert ist. Rund 25 Kilo wiegt Hüttes Ausrüstung. Und genau wie ihr Besitzer hat sie schon alle Kontinente dieser Welt bereist.

Die Resultate dieser intensiven Ortsbesichtigungen können sich auf jeden Fall sehen lassen. 32 großformatige Fotografien und vier Videoarbeiten umfasst die von Jutta Mattern kuratierte Ausstellung Axel Hüttes im Arp Museum Bahnhof Rolandseck mit dem Titel „Stille Weiten“, die noch bis Mitte Juni in dem weiß über dem Rhein strahlenden Richard Meier-Bau nur ein paar Kilometer südlich der Bonner Stadtgrenze besichtigt werden kann. Die Schau ist nicht primär als chronologischer Überblick konzipiert. Vielmehr greift sie bestimmte Werkaspekte wie Konstruktionen und Obstruktionen des freien Blicks, Formen der Naturbetrachtung und deren Umsetzung in durchrhythmisierte Bildkompositionen bis hin zur scheinbaren Abstraktion auf.

Die exponierte Lage des Museums rund 40 Meter hoch über dem Rheinufer spricht für sich und korrespondiert aufs Vortrefflichste mit Hüttes Motiven. Denn er ist keineswegs nur in den tropischen Wäldern Borneos und Venezuelas oder den Weiten Australiens tätig gewesen. Auch etwas so Naheliegendes wie den Rhein hat Axel Hütte mehrmals fotografiert: Die Aufnahmen „Rheingau/Nebel I, Germany, 2009“ und „Ingelheim, Germany, 2009“ zeigen den winterlichen Fluss. Schiffe oder Zivilisationsspuren sind nicht zu sehen. Einmal verunklären Nebelschwaden den freien Blick auf die kahlen Bäume am gegenüberliegenden Ufer, einmal wirkt die beinahe erstarrte Wasseroberfläche fast schon wie ein Spiegel, in dem sich die Konturen der Bäume am gegenüberliegenden Ufer verdoppeln.

Was schwarz-weiß zu sein scheint, ist farbig

Wobei hier zwei ästhetischen Strategien zum Vorschein kommen, die Axel Hütte in seinem Werk immer wieder anwendet. Er benutzt in diesem Zusammenhang Begriffe wie „Blickversperrung“ oder „Blickbegrenzung“. Besonders deutlich wird das an Aufnahmen wie „Val Gelada, Italy, 2022“ und „Gruppo di Brenta, Italy, 2022“. Beide haben schroffe Bergformationen in den Dolomiten zum Motiv. Es sind überzeitliche Eindrücke, die Hütte hier fixiert. Keine Häuser oder Hütten, weder Skilifte noch Flutlichtanlagen, weder Serpentinen noch sonstige Spuren der Zivilisation, auch Menschen oder Tiere sind normalerweise auf seinen Landschaftsaufnahmen nicht zu finden. Während sich auf dem ersten Motiv der Blick in ein zwischen den Felsen liegendes Tal öffnet, geht die Kamera bei der zweiten Aufnahme wesentlich näher an das Motiv heran, einen eher etwas weniger zerklüfteten Berg unterhalb der Baumgrenze.

Beiden Aufnahmen ist gemeinsam, dass wesentliche Partien der Landschaft durch tiefhängende Wolken in unterschiedlichen Grauschattierungen verdeckt sind. Der erste Eindruck, wonach es sich hier um Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu handeln scheint, verfliegt beim näheren Herantreten. Wer genau hinschaut, wird Hunderte von Farbvarianten ausmachen können. Spiegelungen wiederum kommen verstärkt auf den Bildern von Wasseroberflächen zum Tragen, etwa bei „Blaubeuren 2, Germany, 2022“. Statt eines Blicks in die Landschaft ist hier eine bewegte, von oben herab fotografierte Wasseroberfläche zu sehen, in der sich Spuren der Natur in Form grüner, grauer und bräunlicher Reflexe widerspiegeln.

Verwischung der Grenzen von Sichtbarem und Unsichtbarem

„Fotografie“, so schreibt der Berliner Kunsttheoretiker Karlheinz Lüdeking in seinem Werk „Grenzen des Sichtbaren“, ist „durchaus in der Lage, nicht nur das jeweils von ihr Abgebildete, sondern auch ihre eigenen Abbildungsmodalitäten vor Augen zu führen“. Wenn Axel Hütte davon spricht, Bilder zu „erzeugen“, statt einfach nur Situationen mit der Kamera festzuhalten, macht er genau das. Er schafft sozusagen fotografische Versuchsanordnungen, innerhalb derer er die Grenzen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem verwischt. Die Natur, das Wetter, die Wolken, der Nebel, der Dunst, die Tageszeiten und viele andere von ihm nicht beeinflussbare Faktoren tragen zu der reinen Präsenz – Hütte spricht auch von „Empfindsamkeitsstimmung“ – seiner Aufnahmen bei.

Geboren 1951 in Essen, gehört Axel Hütte gemeinsam mit bekannten Kolleg*innen wie Thomas Struth, Thomas Ruff oder Candida Höfer zu den ersten Absolvent*innen der Becher-Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie. Die auch als „Düsseldorfer Fotoschule“ bezeichnete Kaderschmiede der dokumentarisch-konzeptuellen Fotografie besuchte er von 1973 bis 1981. Bekanntermaßen fächerte sich die fotografische Praxis der Klasse später ziemlich weit auf. Während einige seiner Kommilitonen wie Andreas Gursky oder Thomas Ruff heute stark mit elektronischen Bildbearbeitungen operieren, ist er der analogen Aufnahmetechnik weitgehend treu geblieben.

Ästhetik und Melancholie

Während Axel Hütte in erster Linie für seine Landschafts- und Architekturaufnahmen renommiert ist, hat er sich in der Corona-Zeit einem anderen Sujet zugewandt. Einer Art Gegenprogramm zu seinen vielen Reisen. Der Düsseldorfer, der auch in Berlin eine Wohnung hat, hat in der Zeit der Lockdowns und der Reisebeschränkungen damit angefangen, in dieser Wohnung Blumenstillleben zu fotografieren – und zwar mit der Digitalkamera. Doch auch hier macht er es sich keineswegs zu leicht. Statt frische, in voller Blüte stehende Blumen abzulichten, konzentriert er sich in dieser neuen Werkgruppe auf Blumen, die bereits verwelkt sind. „Meine Blumenvasen italienischer Art wollten bestückt werden“, so der Künstler. Nach bisweilen sechsmonatigen Trocknungsprozessen setzten dann Effekte ein, die ihn zu interessieren begannen. Die Stiele verholzten, die Formen verdrehten sich, und die Farbigkeit verschwand, mitunter aber auch nicht.

Hütte zeigt diese Aufnahmen nun invertiert, also ins Negative verdreht. Alles was ursprünglich hell war, ist jetzt dunkel und umgekehrt. Das Resultat sind aus tiefem Schwarz heraus leuchtende, nahezu übersinnliche Erscheinungen. Es ist fast so, als meldeten sich die Geister der untoten Blumen aus dem Jenseits zurück. Mittels digitaler Methoden, die den Effekt von Mehrfachbelichtungen simulieren, erzeugt Hütte auf diesen Metal Prints zudem eine fast feinstoffliche Aura, die die einzelnen Blumen nicht nur äußerst skulptural wirken lässt, sondern ihnen auch ein surreales Fluidum verleiht. Hütte gelingt es in diesen Fotografien, das Spannungsfeld zwischen Schönheit und Vergänglichkeit, Ästhetik und Melancholie auf eine für ihn bisher unbekannte Art und Weise auszuloten.

Farbkonzept von den Berliner Architekten Sauerbruch Hutton

All diese Arbeiten werden im Arp Museum auf Wänden präsentiert, denen ein ausgefeiltes Farbkonzept zugrunde liegt. Dafür verantwortlich zeichnet das Berliner Architektenpaar Sauerbruch Hutton. Laut eigenen Aussagen „parieren“ Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch mit ihren dezent farbigen Wänden, die „chromatische Bezüge“ zu den jeweils auf ihnen hängenden Werken aufweisen, ein wenig das „ubiquitäre Weiß“ des Richard Meier-Baus. So schaffen sie für Hüttes Bilder eine Art abgeschottetes Reservat innerhalb des musealen Gesamtgefüges, eine ausgeklügelte Raumfolge, in der Betrachter*innen und Bilder ganz zu sich selbst kommen können.

Und denjenigen, die Axel Hütte am Ende des Rundgangs nochmals von einer anderen, bisher weitgehend unbekannten Seite entdecken möchten, sei unbedingt noch der Raum mit seinen Videoarbeiten empfohlen. Hier tut sich eine synästhetische Erlebniswelt auf, etwa mit stark verfremdeten Ansichten eines Feuerwerks oder dem nächtlichen Blick heraus aus einem Hotelzimmer in Detroit- Das alles ist mit minimalistischen Klangteppichen von Philip Glass und jüngeren deutschen Komponisten aus dem Umfeld des Künstlers unterlegt.

Die Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“ läuft bis zum 15. Juni. Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museum 32 Euro kostet.

Kontakt:

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Hans-Arp-Allee 1

DE-53424 Remagen

Telefon:+49 (02228) 94 250

Telefax:+49 (02228) 94 25 21

E-Mail: info@arpmuseum.org

Startseite: www.arpmuseum.org



12.03.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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Veranstaltung vom:


09.02.2025, Axel Hütte - Stille Weiten

Bei:


Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Kunstsparte:


Fotografie

Kunstsparte:


Film und Video

Stilrichtung:


Zeitgenössische Kunst

Stilrichtung:


Fotokunst

Bericht:


Moderne weiße Lustburg für Hans Arp

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Meister moderner Burgen

Bericht:


Imperial, Majestic, Magical







Axel Hütte

Axel Hütte

Plakat zur Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

Plakat zur Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

Axel Hütte, Blaubeuren-2, Deutschland 2022

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in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

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Axel Hütte, Rheingau/Nebel-1, Deutschland 2009

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Axel Hütte, Flower_3691, 2020

Axel Hütte, Flower_3691, 2020

Axel Hütte, Cayo 1, Belize, 2008

Axel Hütte, Cayo 1, Belize, 2008

Axel Hütte, Ise (Bridge), Japan 2012/17

Axel Hütte, Ise (Bridge), Japan 2012/17

Axel Hütte, Totenkopf, Österreich 2011

Axel Hütte, Totenkopf, Österreich 2011

in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“

in der Ausstellung „Axel Hütte. Stille Weiten“




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