Fanatischer Parlamentarier beschädigt Kunstwerke in Athen  |  | Zerstörte Werke von Christophoros Katsadiotis in der griechischen Nationalgalerie in Athen | |
Nikos Papadopoulos, seit 2023 Parlamentarier der rechtspopulistischen Partei „Niki“, ist am Montag in die griechische Nationalgalerie in Athen gestürmt und hat „gotteslästerliche“ Kunstwerke beschädigt. Laut Medienberichten sei der Volksvertreter in einer Art „Amok-Zustand“ in die Galerie gekommen, riss vier Grafiken von Christophoros Katsadiotis von der Wand und warf sie aus „religiöser Empörung“ zu Boden. Das Museum hielt den ultrareligiösen Fanatiker daraufhin für mehrere Stunden fest, bis die Staatsanwaltschaft beschloss, Nikos Papadopoulos wieder auf freien Fuß zu lassen. Nun soll das Parlament über eine mögliche Aufhebung seiner Immunität entscheiden. Parteien wie die sozialdemokratische PASOK und das Linksbündnis SYRIZA kritisierten den Vandalismus von Papadopoulos und sehen in dem Akt einen Angriff auf Demokratie und Kultur.
Im Fernsehen ruderte Papadopoulos anschließend zurück. Er habe nicht vorgehabt, die Kunstwerke zu beschädigen. Bei den Arbeiten handelt es sich um „Icon 1“, „Icon 16“, „Icon 17“ und den „Heiligen Christopherus“, in denen Katsadiotis die Tradition der byzantinischen Ikonenmalerei aufgreift, sie aber verfremdet und karikiert. Nikos Papadopoulos hatte sich zuvor bereits beim Kulturministerium über diese Kunstwerke und die Ausstellung beschwert. Kulturministerin Lina Mendoni erklärte, dass ihr Ministerium die Kunst „nicht zensieren“ könne. Unterstützung erhält Papadopoulos von seiner Partei „Demokratische Patriotische Bewegung“, kurz „Niki“ für „Sieg“. Denn obwohl der Parlamentarier eigenständig gehandelt habe, sei er gegen „unheilige, monströse und gotteslästerliche Gemälde“ eingeschritten. Die 2019 gegründete Partei steht für eine Mischung aus christlich-orthodoxem Traditionalismus und Nationalismus und der griechisch-orthodoxen Kirche nahe. Die Partei hält zehn der 300 Sitze im griechischen Parlament.
Die Ausstellung „Der Reiz des Bizarren“, in der die vier beschädigten Werke hingen, hat die Nationalgalerie in Athen als Begleitung zu einer Schau mit der Grafikfolge „Los Caprichos“ von Francisco de Goya organisiert und geht mit beiden dem Absonderlichen, Fantastischen und Grotesken in der Kunst nach. Zu sehen sind Arbeiten von griechischen Künstler*innen, darunter von Angelos Antonopoulos, Yannis Gaitis oder Marianna Ignataki, die sich an der Kunst Francisco de Goyas inspirierten. Teil der Schau sind auch Karikaturen religiöser Ikonen und Themen. |