Käthe Kruse in Berlin  |  | in der Ausstellung „Käthe Kruse: Jetzt ist alles gut“ | |
Mit der ersten umfassenden institutionellen Retrospektive macht die Berlinische Galerie aktuell auf Käthe Kruse aufmerksam, die vor allem durch ihre Tätigkeit in der Musik- und Künstler*innengruppe „Die Tödliche Doris“ bekannt wurde. Rund 50 Arbeiten, darunter Installationen, Soundinstallationen, Videos, Fotografien und Malerei, bilden ihr vielfältiges Œuvre ab. Sie werden dabei nicht chronologisch präsentiert; vielmehr stellt die Schau thematische Bezüge unter den Werken her. Diese Herangehensweise entspricht dem künstlerischen Vorgehen Kruses, das besonders durch das Mittel der Transformation und das Herstellen neuer inhaltlicher Zusammenhänge geprägt ist. Kruses Werke sind oft eng mit ihren persönlichen Erfahrungen verbunden, beziehen sich aber auch auf gesamtgesellschaftliche Probleme und Themen wie häusliche Gewalt, Abtreibung oder Krieg.
Im ersten Raum setzt sich die Künstlerin mit ihrer Vergangenheit in der Westberliner Gruppe „Die Tödliche Doris“ auseinander, mit der sie von 1982 bis 1987 im Grenzbereich zwischen Performance, Musik, Text, Malerei und Film arbeitete. Mitschnitte von Performances und Konzerten der Gruppe sind Kruses Videoarbeit „Der Vertrag“ von 2013 gegenübergestellt. In „48 Farben“ griff Kruse zwischen 2021 und 2022 auf die 48 Standardfarben eines Polyestergarns zurück, indem sie es Reihe um Reihe auf DIN-A4-Blätter nähte und sie nebeneinander an die Wand hängte. Bei dieser und anderen Arbeiten nimmt sie stets gewisse Unebenheiten und eine Imperfektion in Kauf, da diese den künstlerischen Prozess sichtbar und ihre Kunst lebendig machen. Außerdem soll das Nicht-Perfekte die langwierige Arbeit hinter dem fertigen Werk versinnbildlichen.
Im letzten Raum der Ausstellung beschäftigt sich Käthe Kruse mit der Frage „Wie geht es dir jetzt“ und der Antwort „Jetzt ist alles gut“. Den Text setzt sie mittels verschiedener Materialien wie Holz, Papier und Ölfarbe ins Bild. Ihren Ursprung haben beide Sätze in den beiden Alben „Unser Debut“ und „Sechs“ der „Tödlichen Doris“. Käthe Kruse, geboren 1958 als Elke Kruse in Bünde in Westfalen, die ihren Künstlernamen annahm, zog 1981 nach Berlin. Ein Jahr später wurde sie Mitglied und Schlagzeugerin von der „Tödlichen Doris“. An der Hochschule der Künste, heute UdK, in Berlin studierte sie von 1990 bis 1996 Visuelle Kommunikation. Ausgangspunkt ihrer Werke sind häufig Alltagsgegenstände, die sie materiell verändert und ihnen damit neue Bedeutungen zuschreibt. Auch Musik und gesprochener Text spielen in ihrem Schaffen eine zentrale Rolle, die Kruse nicht nur bei ihren Performances einsetzt, sondern auch in ihre Objektkunst integriert, etwa in ihrer skulpturalen Arbeit „In Leder“ von 2023, für die Kruse ihr Schlagzeug aus ihrer Zeit mit der „Tödlichen Doris“ und weitere Instrumente der Gruppe mit Leder bezogen hat.
Die Ausstellung „Käthe Kruse: Jetzt ist alles gut“ läuft bis zum 16. Juni. Die Berlinische Galerie hat mittwochs bis montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro. Begleitend erscheint im Distanz Verlag ein zweisprachiger Katalog auf Deutsch und Englisch, der im Museum 29,80 Euro, im Buchhandel 40 Euro kostet.
Berlinische Galerie
Alte Jakobstraße 124-128
D-10969 Berlin
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