Berlin restituiert Slevogt-Werke  |  | Max Slevogt, Bildnis Bruno Cassirer, 1911 | |
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat zwei Gemälde von Max Slevogt, die sie als NS-Raubgut identifiziert hat, an die Erben des Berliner Kunsthändlers und Verlegers Bruno Cassirer zurückgegeben und sie zugleich mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung rechtmäßig wieder angekauft, so dass sie der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin erhalten bleiben. Bei den Werken handelt es sich um das „Bildnis Bruno Cassirer“ aus dem Jahr 1911 und die Ölstudie „Der Vater Bruno Cassirers auf dem Totenbett“ aus dem Jahr 1924. Die Gemälde übernahmen die Westberliner Museen bei dem Kunsthändler Wolfgang Gurlitt: 1961 erwarben sie das „Bildnis Bruno Cassirer“ für 5.800 D-Mark, den „Vater Bruno Cassirers auf dem Totenbett“ schenkte Gurlitt der Nationalgalerie zwei Jahr später. Obwohl sich beide Bilder nicht explizit auf die Sammlung Cassirer zurückführen lassen, liegen dennoch Indizien vor, die diese Zuordnung mit hoher Wahrscheinlichkeit plausibel erscheinen lassen. So ist bekannt, dass Gurlitt auf der Zwangsversteigerung der Cassirer-Sammlung 1944 drei Werke kaufte. Aus seinen späteren Schriftwechseln kann entnommen werden, dass darunter diese beiden Ölgemälde waren.
Der 1872 in Breslau geborene Bruno Cassirer war Verleger, Galerist und Pferdezüchter. Mit seinem Cousin Paul Cassirer gründete er 1898 die „Bruno & Paul Cassirer, Kunst- und Verlagsanstalt“ im Berliner Tiergartenviertel, die unter anderem Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt vertrat. Mit Slevogt verband Bruno Cassirer auch eine persönliche Freundschaft. 1901 beendeten die Cousins ihre geschäftliche Zusammenarbeit. Während Paul die Galerie weiterführte, leitete Bruno fortan alleine „die Kunstanstalt und den Kunstverlag“. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begannen die Repressalien gegenüber der jüdischen Familie. Bruno Cassirer wurde 1937 die Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer entzogen. Damit fiel jede Möglichkeit einer Fortsetzung seiner beruflichen Laufbahn weg. Cassirer emigrierte daraufhin 1938 nach England. Der Verlag wurde auf Grundlage der „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ 1938 aufgelöst. Sämtliche verbliebenen Werte, darunter zwei Häuser und die Kunstsammlung, wurden vom „Reichskommissar für die Behandlung feindlichen Vermögens“ eingezogen. Die Verwertung fand zwischen 1941 und 1944 statt. Im März 1944 wurden Teile der beschlagnahmten Kunstsammlung Bruno Cassirers im Auftrag des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg zwangsversteigert. |