Pritzker Prize für Liu Jiakun  |  | Der Pritzker Prize geht an Liu Jiakun | |
Liu Jiakun erhält den diesjährigen Pritzker Architecture Prize, die weltweit bedeutendste Auszeichnung auf dem Gebiet der Baukunst. Das gab die Hyatt Foundation, die den Pritzker-Preis seit 1979 vergibt, gestern in Chicago bekannt. Der 1956 in Chengdu, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan, geborene Architekt darf sich nun über ein Preisgeld von 100.000 US-Dollar freuen. Die Jury betonte sein herausragendes Werk von großer Kohärenz und konstanter Qualität. Liu Jiakun erschaffe neue Welten, die frei von ästhetischen oder stilistischen Zwängen sind. Weiter heißt es in der Begründung: „Anstelle eines Stils hat er eine Strategie entwickelt, die sich nie auf eine wiederkehrende Methode stützt, sondern vielmehr die spezifischen Merkmale und Anforderungen jedes Projekts anders bewertet. Liu Jiakun nimmt die aktuellen Gegebenheiten und verarbeitet sie so, dass er ein ganz neues Szenario des täglichen Lebens entwirft. Neben Wissen und Techniken sind gesunder Menschenverstand und Weisheit seine wirksamsten Werkzeuge.“
Für Liu Jiakun steht der Mensch im Zentrum seines baukünstlerischen Wirkens: „Architektur sollte etwas offenbaren. Sie sollte die inhärenten Qualitäten der Menschen vor Ort abstrahieren, destillieren und sichtbar machen. Sie hat die Macht, menschliches Verhalten zu formen und eine Atmosphäre zu kreieren, die ein Gefühl von Gelassenheit und Poesie vermittelt, Mitgefühl und Barmherzigkeit hervorruft und ein Gefühl der Gemeinschaft kultiviert“, so Liu, der seine Ausbildung 1982 am damaligen Institut für Architektur und Ingenieurwissenschaften in Chongqing abschloss und zunächst am staatlichen Institut für Architektur und Forschung in Chengdu arbeitete. 1999 gründete er in seiner Heimatstadt sein eigenes Architekturbüro und realisierte seither rund 30 Entwürfe, darunter Museen, Bildungseinrichtungen, Geschäftsgebäude und öffentliche Plätze, und war bei Stadtplanungen involviert.
Liu Jiakun legt bei seiner Arbeit Wert auf die Integration des lokalen Kontexts, von traditioneller Handwerkskunst und nachhaltigem Design. Bei seinen Projekten kommen häufig regionale Materialien zum Einsatz. Nach dem Erdbeben in Sichuan im Jahr 2008 verarbeitete er den Schutt zu neuen Baustoffen und erfand die „Rebirth Bricks“, die er mit Weizenfasern und Zement verstärkte. Die Ziegelsteine verwendete er in Chengdu etwa im Novartis-Gebäude, im Shuijingfang Museum oder im West Village, seinem größten Projekt mit Büros, kulturellen Orten und Sportstätten. 2002 entwarf er das Luyeyuan Stone Sculpture Art Museum in Chengdu, das einem traditionellen chinesischen Garten nachempfunden ist und eine private Sammlung buddhistischer Figuren beherbergt. Mit seiner Baukunst war Liu Jiakun schon mehrmals auf der Architekturbiennale in Venedig vertreten. Er ist nach Wang Shu im Jahr 2012 der zweite chinesische Architekt, der mit dem Pritzker Prize ausgezeichnet wird. |