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Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Eine beinahe übersehene Malerin feiert im Wiener Dorotheum nicht nur Triumphe. Resultate für die zeitgenössische Kunst

Verführerische Landschaften



Es hat lange gedauert, bis die Kunstwelt auf Martha Jungwirth aufmerksam wurde. Heute gehört die 85jährige Malerin mit der eine Generation älteren Maria Lassnig zu den bekanntesten österreichischen Künstlerinnen der letzten Jahrzehnte. Das war nicht immer so. Zwar wurde Jungwirths Schaffen bis in die Mitte der 1980er Jahre zahlreich geehrt und war auf internationalen Ausstellungen, etwa bei der Documenta im Jahr 1977, präsent, doch dann wurde es recht still um sie. Erst nach der Jahrtausendwende wuchs das Interesse an ihr und ihren Arbeiten. Dazu trugen mehrere Ausstellungen der Sammlung Essl, die Retrospektive 2014 in der Kunsthalle Krems oder die Personale 2018 in der Wiener Albertina bei. Für die Saison 2019/2020 gestaltete Martha Jungwirth in der Wiener Staatsoper den Eisernen Vorhang mit dem Großbild „Das trojanische Pferd“. Inzwischen hatte sie schon Soloschauen jenseits der österreichischen Grenzen, so im Kunstmuseum Ravensburg oder dem Guggenheim Museum in Bilbao, und ist mit ihrer poetischen Kunst, die in der der Tradition der gestischen Malerei der 1950er und 1960er Jahre steht und Abstraktes mit Figurativem verbindet, bei dem Salzburger Großgaleristen Thaddaeus Ropac untergekommen.


Das schlägt sich nun auch auf das Preisniveau ihrer Arbeiten nieder. So kann das Dorotheum in Wien einen neuen Auktionsrekord vermelden: Eine große, zwei Meter breite, titellose Farbballung, in der Martha Jungwirth 2015 ihr bevorzugtes Farbrepertoire aus Weiß-, Rot-, Rosa-, Blau- und Magentatönen ausschöpfte und ein kraftvoll-explosives Farbspiel mit lockeren, beinahe zarten Linien verknüpfte, war mit 180.000 bis 280.000 Euro schon recht anspruchsvoll bewertet. Doch dabei blieb es in der Auktion „Zeitgenössische Kunst“ nicht. Mehrere Interessenten ragen um die exemplarische Arbeit, bis der Hammer bei 400.000 Euro fiel und ein nicht genannter Kunde mit Aufgeld 520.000 Euro zahlen musste. Mit diesem Betrag ist Martha Jungwirth nun auf dem Niveau von Maria Lassnig angekommen, die mit ihrem Körperbewusstseinsbild „Innerhalb und außerhalb der Leinwand II“ von 1984/85 ein, in dem Lassnig ihre Stellung als Malerin in der Kunstwelt untersucht, nur auf die untere Schätzung von 160.000 Euro kam. Aber auch für Martha Jungwirth lief nicht alles rosig. So war ihr kleineres, etwas untypisches Aquarell mit einer roten Kreuzformation von 1996 mit 50.000 bis 80.000 Euro zu hoch bewertet und blieb liegen.

Mit einer losbezogenen Verkaufsrate von 72,4 Prozent und mehreren sechsstelligen Werten zeigte sich das Dorotheum von der Versteigerung am 20. November zufrieden. Der Bruttoumsatz lag bei 6,4 Millionen Euro und hätte noch etwas höher ausfallen können, wenn etwa Friedensreich Hundertwassers mit seinen Spiralgärten übermalte „Peinture sur Ancien Rainer II“ von 1958 (Taxe 100.000 bis 180.000 EUR), Bernard Frizes landschaftliches Phantasma „Mona“ von 1993 (Taxe 90.000 bis 140.000 EUR), Agostino Bonalumis rotes Reliefbild „Rosso“ von 1968 (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR) oder Jörg Immendorffs grob behauene und bemalte Holzskulptur „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ von 1989 verkauft worden wären (Taxe 90.000 bis 140.000 EUR). So platzierte sich hinter Martha Jungwirth auf der Zuschlagsliste Andy Warhol mit einem seltenen Werk. Das Bildnis von „Marcel Proust“, das Warhol 1974 im Auftrag der Schweizer Kunsthändlerin Marie-Louise Jeanneret für eine Gruppe italienischer Sammler aus Turin geschaffen hatte, spielte taxgerechte 295.000 Euro ein, ebenso wie sein Pop Art-Kollege Tom Wesselmann 140.000 Euro mit seinem gesichtslosen Akt „Study for Mel’s Model“ von 1982/84.

In die Ungegenständlichkeit ging es dann mit dem charakteristischen blockhaften Farbspiel „The language of nature“ aus dem Jahr 2005 von Stanley Whitney, das sich allerdings schon bei 280.000 Euro und damit 20.000 Euro unter der Schätzung verabschiedete. Die Abstraktion war insgesamt stark in der Auktion vertreten und hatte mit Arnulf Rainers früher „Blauer Übermalung“ von 1956 bei 180.000 Euro (Taxe 130.000 bis 220.000 EUR), mit Hermann Nitschs rot verlaufendem Schüttbild von 2013 bei 70.000 Euro (Taxe 50.000 bis 80.000 EUR) oder Serge Poliakoffs verzahnten wolkigen Farbflächen seiner dunkel gehaltenen „Compositiion abstraite“ von 1963 bei 100.000 Euro anerkannte Sachwalter (Taxe 95.000 bis 150.000 EUR). Imi Knoebels Erkundung von farblichen Qualitäten in seiner dreiteiligen Arbeit „Anima Mundi 31-3“, bei der vier unterschiedlich gefasste Balken ein hochrechteckiges, monochromes Farbfeld rahmen, schloss mit 105.000 Euro über den Erwartungen von 70.000 bis 90.000 Euro ab, während sich seine Farbrechteckreihung „Basel Fenster no. 2“ als einer von sieben Entwürfen für das „Basler Fenster“ in der „Imi Bar“ des Designhotels „Volkshaus Basel“ erst im Nachverkauf an den unteren Taxrahmen von 45.000 Euro hielt.

Mit einem Großaufgebot waren die Italiener angerückt, wobei sich Emilio Vedova mit seiner gestisch-abstrakten, kraftvollen Leinwand „Compresenze/Tensione ‘82 (Passa Van Gogh)“ von 1982 bei 250.000 Euro wie erwartet an der Spitze behauptete. Seine ins Dreidimensionale übertragene, ebenso wilde Malerei „Plurimo Nr. 6 nego“ von 1962/63 orientierte sich exakt an den unteren anvisierten 80.000 Euro. Über den Preisvorstellungen waren Piero Dorazios hochrechteckiges Gemälde „Mirino VI“ von 1969 mit bunten Querbalken und ungrundierten Leinwandabschnitten bei 55.000 Euro und Carla Accardis zeichenhaftes, rot-weißes Formenspiel „Biancocarminio“ von 1995 bei 45.000 Euro erfolgreich. Giuseppe Capogrossis an Buchstaben erinnernde Zeichensprache „Superficie AC/540/OT“ von 1951/53 musste bis zum Nachverkauf warten, um bei 70.000 Euro mitgenommen zu werden (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR).

Aber auch gegenständliche Malerei der Italiener kam beim Publikum an, etwa Sandro Chias „Noi siamo ragazzi molto coraggiosi“ von 1980/81 mit einem lärmenden kubistischen Auto und einem stark gestikulierenden Mann bei 50.000 Euro (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR) und vor allem Salvatore Mangione. Der 1947 auf Sizilien geborene Maler und Fotograf, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Salvo, der eben vom Kunstbetrieb wiederentdeckt wird, arbeitete zunächst konzeptuell in der Nähe zur Arte Povera. Ab 1973 griff er dann auf die traditionelle Malerei zurück und schuf meist menschenleere Landschaften und Veduten in stilisierten Formen, lebendigem Kolorit und beinahe magischer Anziehungskraft, was jetzt bei seiner verschneiten Dorfansicht „Dicembre“ von 1997 mit 56.000 Euro und einem titellosen rot leuchtenden Abend an einer exotischen Moschee samt Minarett und Palme mit 64.000 Euro honoriert wurde (Taxe je 30.000 bis 40.000 EUR). Zu 92.000 Euro schwang sich gar Salvos farbenfrohe „Valle“ an den Ausläufern der Alpen aus dem Jahr 2001 auf (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR).

Mit Mauro Staccioli trat zudem ein Bildhauer aus Italien im Dorotheum an; für sein sechs Meter breites, scharfkantiges und spitz zulaufendes Kreissegment aus Cortenstahl von 2003 sprangen 50.000 Euro heraus (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). Ansonsten war die Skulptur weitgehend gegenständlich geprägt, darunter mit Erwin Wurms selbstironischem voluminösem „Fat Car“ in Weiß von 2001 für 75.000 Euro (Taxe 75.000 bis 140.000 EUR). Aus einem gusseisernen Totenkopf, einem Feldstecher, zwei Spiegeln samt Leuchten und einer schwarzen Feder baute Rebecca Horn 2007 ihre kinetische Installation „Watching the sea“, mit der sie poetisch und nachdenklich Themenbereiche wie die menschliche Existenz oder die Grenzen zwischen Natur und Kultur, Technologie und biologischem Leben behandelte. 55.000 Euro waren jetzt ihr Lohn dafür (Taxe 30.000 bis 45.000 EUR). Ebenso feinsinnig war eine Arbeit aus der Serie „Phases of Nothingness“ des japanischen Bildhauers Nobuo Sekine, der in seinem Schaffen auf natürliche und industrielle Materialien zurückgriff. Für „Cloth and Stone“ befestigte er 1971 einen kleinen, naturbelassenen, dunkelgrauen Stein an einer dünnen Schnur, die von einer weißen runden Leinwand herabhängt. Hier verdoppelte sich beinahe der Preis von 50.000 Euro auf 90.000 Euro.

Das gelang zudem Alexander Calder mit seiner abstrakten Tuschegouache von runden Punkten mit angehängten Linien, die wie ein stilisiertes Blumenfeld erscheinen und von 35.000 Euro auf 72.000 Euro kletterten. Daran schlossen sich Karl Otto Götz’ informelles dynamisches Gemälde „Tudal“ von 1959 in schwarzen diagonalen Schwüngen bei 70.000 Euro und Paul Jenkins’ fließende Farbverläufe „Phenomena Solstice Encounter“ von 2003 bei 60.000 Euro an (Taxe je 50.000 bis 70.000 EUR). Jean-Paul Riopelles pastos gespachteltes kleines Quadrat in hellen Farben mit viel Weißanteil von 1964 überzeugte bei 95.000 Euro (Taxe 65.000 bis 85.000 EUR), während Herbert Brandls zwischen Figuration und Abstraktion changierende blau gesättigte Leinwand von 2005, die an eine Gebirgsformation mit einem Bergsee erinnert, von 80.000 Euro auf 75.000 Euro leicht nachgab. Jonas Burgerts gleichaltriges dystopisches Interieur mit toten Menschen, einem kleinen Knaben mit Pistole und dem Ausblick auf einen Winterwald samt Wolf erreichte 80.000 Euro (Taxe je 80.000 bis 120.000 EUR). Der Ghanaer Amoako Boafo warb mit seinem ornamentalen Bildnis der ruhig liegenden schwarzen Gestalt „Teju“ von 2016 taxkonforme 76.000 Euro ein.

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



28.02.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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