Matthew Wong trifft in der Albertina auf Vincent van Gogh  |  | Matthew Wong, End of the Day, 2019 | |
Die Albertina in Wien verbindet in der Schau „Letzte Zuflucht Malerei“ Werke von Matthew Wong und Vincent van Gogh. In der Ausstellung, die gemeinsam mit der Matthew Wong Foundation, dem Van Gogh Museum Amsterdam und Kunsthaus Zürich entstand, thematisieren die Kuratoren Angela Stief, Lydia Eder und Lorenz Ecker anhand von 65 Exponaten die Relevanz von Van Gogh auf die künstlerische Entwicklung Wongs, der ebenfalls wie der große Niederländer den Freitod wählte und sich 2019 mit 35 Jahren das Leben nahm. Die Auseinandersetzung mit dem Werk des Begründers der Moderne habe laut Kurator*innen Wong Arbeiten schaffen lassen, die sich durch eine tief empfundene Melancholie auszeichnen und die Isolation des modernen Individuums inmitten von Natur- und Stadtlandschaft darstellen. Dieser Eindruck dominiert etwa das Gemälde „The Space between Trees“ von 2019, das eine ähnliche Farbpalette und Malweise wie Vincent van Gogh aufweist und trotz der warmen Gold- und Gelbtöne eine tiefe Leere ausbildet. So fehlen Menschen, Tiere oder jedwede Bewegung.
Der chinesisch-kanadische Maler Matthew Wong, 1984 in Toronto geboren, setzte sich mit dem Expressionismus und Positionen der Moderne eines Henri Matisse und Gustav Klimt ebenso auseinander wie mit zeitgenössischen Spielarten der expressiven Kunst. Neben der westlichen Kunst bildete auch die asiatische Tradition einen wichtigen Einfluss, insbesondere traditionelle chinesische Malerei. Hierbei vermied Wong stets Imitation, Aneignung oder blinde Hommage an seine Vorbilder, es ging ihm vielmehr um eine Form der Referenzialität.
Wong, der in Kanada aufwuchs und 2007 nach seinem Studium nach Hongkong zog, absorbierte die Spannbreite der Kunst über digitale Medien und Bildarchive. Er entwickelte eine Vorliebe für imaginäre Landschaften, Interieurs sowie die Verschränkung von Innen- und Außenräumen, die laut Steif das Bedürfnis spiegele, psychischen Dispositionen Ausdruck zu verleihen. Seine Gemälde bewegen durch ihre emotionale Unmittelbarkeit, einen dynamisch-pastosen Farbauftrag und unterschiedliche Schraffuren, die der Künstler ornamental miteinander verschränkt, etwa in der dunklen Fantasielandschaft „End of the Day“ mit rotem Himmelsstreifen, über dem sich eine Mondsichel erhebt. Matthew Wong war wie Vincent van Gogh künstlerisch Autodidakt und fand den Weg zur Malerei eher spät. Acht Jahre lang malte er geradezu obsessiv. Ähnlich wie für Van Gogh war die Malerei nicht nur eine Darstellung seines eigenen Gemütsausdrucks, sondern auch ein Ort der Zuflucht, ein sicheres Refugium für seinen freien Ausdruck.
Die Ausstellung „Matthew Wong – Vincent van Gogh. Letzte Zuflucht Malerei“ läuft bis zum 19. Juni. Die Albertina hat täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und freitags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 19,90 Euro, ermäßigt 15,90 Euro. Für Jugendliche unter 19 Jahren ist der Eintritt frei. Der begleitende Katalog kostet im Museum 32,90 Euro.
Albertina
Albertinaplatz 1
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