Oskar Molls Stillleben bleibt in Görlitz  |  | Bei der Restitution von Oskar Molls Stillleben in Görlitz | |
Ein kürzlich als NS-Raubkunst identifiziertes Stillleben von Oskar Moll wird weiterhin im Schlesischen Museum in Görlitz zu sehen sein. Das 1926 gemalte Werk konnte nach einer Restitution an die Erbengemeinschaft von Otto Wachenheim dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie des sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus zurückerworben werden. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, sagte, dass das Görlitzer Museum der ideale Ort sei, um „das Werk im Kontext der deutsch-polnischen Geschichte zu vermitteln.“ Oskar Moll, 1875 geboren und 1947 verstorben, zählt zu den wichtigsten Vertretern der Breslauer Moderne.
Während der Provenienzrecherche konnte im Jahr 2023 Oskar Molls Stillleben „Aechmea fasciata mit Büchern und Jahrhunderthalle“ der Sammlung des im Nationalsozialismus als Juden verfolgten Kunstsammlers Otto Wachenheim (1885-1969) zugeordnet werden. Der gebürtige Mannheimer lebte ab 1923 in den Niederlanden. 1939 emigrierte er in die USA. Seine Besitztümer, einschließlich seiner Kunstsammlung mit Werken des Impressionismus und der Moderne, blieben in seinem Haus in Amsterdam zurück, das nach 1940 zeitweilig von der deutschen Besatzungsbehörde genutzt wurde. Vermutlich 1944, als die Behörde auszog, kamen Mobiliar und Kunstgegenstände abhanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Otto Wachenheim aus dem US-amerikanischen Exil weitgehend erfolglos, die verlorenen Kunstwerke wiederzufinden.
Der in Schlesien geborene Oskar Moll war unter anderem ein Schüler von Lovis Corinth und Henri Matisse. In Breslau lehrte er ab 1918 an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe und leitete diese ab 1925 als Direktor. Als die Breslauer Akademie 1932 geschlossen wurde, zog Moll nach Düsseldorf. Im Nationalsozialismus wurde seine Kunst als „entartet“ diffamiert. Eine Lanzenrosette dominiert mit ihren weit ausgreifenden grünen Blättern und der rot-orangefarbene Blüte sein Gemälde. Die durch einen kleinen orangefarbenen Sockel erhöhte Pflanze wirkt wie ein grüner Schirm, unter dessen Flügeln sich die bunten Bücher und die geometrische Tischdecke in strahlendem Kolorit ausbreiten. Hinter einer angedeuteten Fensterbank öffnet ein Fenster den Blick auf den hellblauen Himmel und die Breslauer Jahrhunderthalle, die 2006 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. Gerade Molls leuchtende Farbigkeit und seine vereinfachten Formen erinnern an Matisse. Laut Museumsdirektorin Agnieszka Gasior sei die Darstellung der Breslauer Jahrhunderthalle auf Gemälde und damit seine Verbindung zu Breslau einzigartig im Schaffen des Künstlers. |