Begegnungen zwischen Kahnweiler und Rupf in Bern  |  | Juan Gris, Portrait de la femme de l’artiste (Portrait de Josette Gris), 1916 | |
Das Kunstmuseum Bern widmet sich derzeit der Freundschaft zwischen dem Pariser Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler und dem Berner Sammler Hermann Rupf. Die Schau „Kahnweiler & Rupf“ präsentiert nicht nur bedeutende Werke der Moderne, darunter von Fernand Léger, Pablo Picasso und Juan Gris, sondern beleuchtet auch die Verbindung zwischen dem Händler und dem Berner Kaufmann, der sein Vermögen mit dem Handel von Knöpfen und edlen Schals machte. Den großen französischen Galeristen lernte Rupf während seiner Zeit als Bankkorrespondent von 1901 bis 1903 in Frankfurt am Main kennen. Gemeinsam entdeckten sie ihr Interesse an Musik und Kunst. Trotz widriger Umstände überdauerte ihre Freundschaft die Jahrzehnte. So verbrachte Kahnweiler etwa die Jahre des Ersten Weltkriegs im Berner Exil bei Rupf.
Die Sammlung Rupf, die heute im Kunstmuseum Bern aufbewahrt wird, speist sich aus vielen Erwerbungen über Kahnweiler, den Rupf und seine Frau Margrit bei ihren alljährlichen Paris-Reisen aufsuchten. Die Kuratoren Susanne Friedli, Konrad Tobler und Christopher Kilchenmann präsentieren nicht nur Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen von Künstlern wie Georges Braque, André Derain, Wassily Kandinsky oder August Macke, sondern auch die bisher unveröffentlichte Korrespondenz der beiden während der schwierigen Zeit von 1933 über die Besetzung von Paris und Kahnweilers Flucht bis hin zum Kriegsende 1945. Aus dieser Perspektive wird auch der Blick auf die Sammlung Rupf gelegt.
Der bekannte Galerist Daniel-Henry Kahnweiler, 1884 in Mannheim geboren und 1979 in Paris verstorben, handelte vor allem mit Werken der Begründer des Kubismus. Bevor er sich dieser Tätigkeit widmete, absolvierte er in Frankfurt eine Banklehre, wo er auch den vier Jahre älteren Schweizer Hermann Rupf kennenlernte. Nach der Eröffnung von Kahnweilers Galerie 1907 in Paris war Rupf einer der ersten Kunden und beteiligte sich 1910 zudem mit 10.000 Franken am Geschäft seines Freundes. So besaß der Berner 1914 bereits 30 Werke der Avantgarde, darunter auch Fauvisten und Arbeiten Paul Klees. Als der Erste Weltkrieg ausbrach und Kahnweiler als Deutscher seinen Handel in Paris nicht mehr betreiben durfte, lud ihn Rupf nach Bern ein. So überdauerte der Mannheimer die Kriegsjahre bei seinem Freund, die beide ihren Dialog über die Kunst vertieften. 1920 kehrte Kahnweiler nach Paris zurück und arbeitete wieder als Kunsthändler. Dank Rupf konnte Kahnweiler 1934 die Generalvertretung von Paul Klee übernehmen, der in die Schweiz flüchtete. Noch kurz vor der Besetzung von Paris durch die Nazis gelang dem jüdischstämmigen Kahnweiler und seiner Frau Lucie im Juni 1940 die Flucht nach Südfrankreich.
Am 27. Mai 1940 hatte er an seinen Berner Freund geschrieben: „Wir sind mitten in entscheidenden Stunden. Das Schicksal unserer Zivilisation, unserer Welt, ja von uns allen steht auf der Kippe. Ich bewahre dennoch mein volles Vertrauen.“ In etwa 40 Briefen schilderte Kahnweiler das Leben auf dem Land, die Emigration von Freunden, Ängste und Krankheiten und seine intensive Beschäftigung mit Fragen der Kunst. Rückblickend umschrieb er diese Zeit mit einem denkwürdigen Paradox „Das Paradies im Schatten der Krematorien“. Ab August 1943 brachen die Briefe ab, Kahnweiler musste sich vor der Gestapo verstecken. Erst am 16. Dezember 1944 meldete er sich aus Paris wieder bei Rupf.
Die Ausstellung „Kahnweiler & Rumpf. Eine Freundschaft zwischen Paris und Bern“ läuft bis zum 23. März. Das Kunstmuseum Bern hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, dienstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 24 Franken, ermäßigt 12 Franken. Der begleitende Katalog ist im Haus für 67 Franken zu erwerben.
Kunstmuseum Bern
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