Der Norweger Christian Krohg im Musée d’Orsay  |  | Christian Krohg, Hardt le, 1882 | |
Das Musée d’Orsay in Paris präsentiert aktuell die Schau „Christian Krohg (1852-1925). Le peuple du nord“. Die in Zusammenarbeit mit dem Osloer Nationalmuseum erarbeitete Personale ist die erste Retrospektive zu Krohg außerhalb Skandinaviens. Mit der Ausstellung und ihren 64 Exponaten wollen die Kuratorinnen Servane Dargnies de Vitry und Vibeke Waallann Hansen nicht nur Einblicke in das Œuvre des in Vestre Aker bei Oslo geborenen Malers bieten, sondern auch die Modernität seiner Kunst und sein Engagement für Menschen verdeutlichen. Krogh setzte sich auch politisch für soziale Anliegen ein und agierte zudem als Schriftsteller und Journalist mit einem „tiefen Mitgefühl für die Situation des skandinavischen Volkes, die Arbeitswelt, das Unglück und die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen“, so die Kuratorinnen.
Christian Krogh, der zunächst Jura studierte, bevor er sich über die Freundschaft mit Eilif Peterssen der Kunst zuwandte, ging 1874 nach Deutschland, absolvierte seine malerische Ausbildung zuerst an der Großherzoglich Badischen Kunstschule in Karlsruhe bei Hans Fredrik Gude, begegnete hier Max Klinger und wechselte 1875 an die Berliner Akademie. Er war Mitglied der dänischen Künstlergemeinschaft in Skagen und lebte von 1881 bis 1882 in Paris, wo er Edouard Manet traf und von den Impressionisten beeinflusst wurde. Die Ausstellung betont seine malerische Nähe zu den französischen Künstlern, so lernte er neben den Impressionisten auch Gustave Courbet kennen.
In seinen Genrebildern, Portraits und der Serie seiner Marinebilder, die ihn zeitlebens beschäftigte, war Christian Krohg stets bestrebt, den Eindruck der Unmittelbarkeit zu erwirken. Dies gelang ihm, indem er etwa seine Komposition im Ungleichgewicht hielt, kühne Bildausschnitte oder dynamische Posen wählte. Krohgs Credo „Alles ist eine Frage des Bildausschnitts“ ist die Basis seiner künstlerischen Entwicklung und seiner Modernität. So zeigt das Gemälde „Mann über Bord!“ von 1906 einen auf dem Boot nach vorne stürmenden Matrosen in Rückenansicht, der vom Bildrahmen angeschnitten wird. In einem braunen wasserdichten kurzen Mantel mit Kapuze gekleidet, dient er wie eine Kontrastfolie zum zentral positionierten weißen Rettungsring. Die graue Metallreling und das dunkle Meer bilden den diagonalen Rahmen. Der Schnappschusscharakter der Malerei betont die Dringlichkeit der Situation.
Christian Krohg war selbst ein Mitglied der Bohème in Oslo und wusste die Bourgeoisie wie auch die künstlerische Elite zu schockieren. In seinen Bildnissen hielt er Mitglieder der Bohème und des libertären Milieus fest, die sich in den Cafés der Hauptstadt trafen und die herrschende Gesellschaftsstruktur in Frage stellten. Als Realist beschäftigte er sich aber auch mit der Welt der Arbeiter und der einfachen Leute und malte das Leben der Schwächsten der Gesellschaft und ihren Kampf ums Überleben. In seinem 1886 publizierten Roman „Albertine“ geht es um die Geschichte einer vergewaltigten Arbeiterin, die daraufhin eine Prostituierte wurde. Das Werk wurde von der Polizei rasch beschlagnahmt, da es die guten Sitten verletze. Unbeeindruckt von der Zensur malte Christian Krohg einfach das Bild „Albertine“, bezog sich damit auf seinen Roman und provozierte weiter.
Die Ausstellung „Christian Krohg (1852-1925). Le peuple du nord“ läuft vom 25. März bis zum 27. Juli. Das Musée d’Orsay hat täglich außer montags von 9:30 Uhr bis 18 Uhr, mittwochs bis 21:45 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 14 Euro, ermäßigt 11 Euro. Der begleitende Katalog kostet im Museum 39 Euro.
Musée d’Orsay
Esplanade Valéry Giscard d’Estaing
F-75007 Paris
Telefon: + 33 (0)1 – 40 49 48 14 |