Ausstellung des Jahres: „Sea and Fog“ in der Kunsthalle Baden-Baden  |  | in der Ausstellung „Sea and Fog“ | |
Der Kunstkritiker*innenverband AICA hat die Gruppenschau „Sea and Fog“ in der Kunsthalle Baden-Baden zur „Ausstellung des Jahres 2024“ gekürt, die vom ehemaligen Leitungsduo Çagla Ilk und Misal Adnan Yildiz sowie ihrem Assistenten Sandeep Sodhi kuratiert wurde. Die beiden Juroren Oliver Hardt und Ursula Grünenwald betonten: „Klug und ästhetisch gelungen, verbindet die Ausstellung Geschichte und Gegenwart.“ Beispielhaft sei, dass „an keiner Stelle die Kunst eine These illustriert, sondern im Gegenteil: Starke künstlerische Positionen entwickeln eigene ästhetische Diskurse, die uns das zentrale Thema nahebringen“. Weiter heißt ist in ihrer Begründung: „Die Ausstellung präsentierte zahlreiche kürzlich entstandene Werke, die eine vielschichtige Struktur schufen und die eindimensionale Darstellung von Krieg, Flucht und Zerstörung überstiegen. Durch die Abhängigkeit von künstlerischer Reflexion bei der Inszenierung politischer Themen zeigte die zeitgenössische Kunst, wie sie Antworten auf zentrale Fragen der Gegenwart bot.“
Die Kurator*innen hatten Werke von 19 zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen in verschiedenen Medien ausgewählt, darunter Malerei, Fotografie, Video, Performance und Installation. Dabei standen auch historische Positionen von Käthe Kollwitz und Otto Dix im Fokus, die eng mit der Geschichte der Kunsthalle verbunden sind. Zusätzlich thematisierten die Kurator*innen das Jahr 1914 – fünf Jahre nach der Gründung der Kunsthalle und den Beginn des Ersten Weltkriegs. Laut Hardt und Grünenwald hinterließ die Schau bei den Besuchern die Fragen: Wie riecht Krieg, wie klingt er, was richtet er mit den Körpern und in den Köpfen derjenigen an, die von ihm betroffen sind? Diese Fragen deckte untern anderem Yael Bartana mit ihrer Film- und Soundinstallation „Entartete Kunst Lebt“ auf. Zusätzlich erzeugte der Film „There’s a Hole in the World Where You Used to Be“ von Mariam Ghani durch schnelle Bild- und Tonfolgen eine Atmosphäre der Verunsicherung. Friedliche Momente verwandelten sich abrupt in zerstörerische Szenarien. Der am Ende eingeblendete Satz „There is no after, only a through“ verdeutlichte die permanente Erfahrung von Krieg und Zerstörung in politisch instabilen Regionen.
Der AICA-Verband mochte mit der Auszeichnung „Ausstellung des Jahres 2024“ auch ein wichtiges kulturpolitisches Zeichen setzen, da die Kunsthalle Baden-Baden durch eine kurzsichtige landespolitische Entscheidung akut in ihrer Existenz bedroht sei. Ab Herbst 2025 wird die Kunsthalle zur Ausweichspielstätte für das Badische Landesmuseum, das für mehrere Jahre sanierungsbedingt schließen muss.
In der Gruppenausstellung „Sea and Fog“ werde laut Juroren eine 116jährige Geschichte der Avantgarde in Baden-Baden vorläufig abgeschlossen.
Die Ausstellung „Sea and Fog“ ist noch bis zum 26. Januar zu sehen. Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 7 Euro, ermäßigt 5 Euro bzw. 3 Euro.
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
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