Boris Petrovsky in Singen  |  | Boris Petrovsky, aus der Werkserie „Turbatory“, 2024 | |
Mit der Schau „Turbatory“ gibt das Kunstmuseum Singen einen umfassenden Einblick in die neue gleichnamige Werkserie von Boris Petrovsky. Diese pneumatischen bewegten Objekte und Lichtkunstwerke hat der 1967 in Konstanz geborene Künstler mit Fotografien, Neonleuchtschriften und Projektionen, Zeichnungen und Zeichenschriften und Installationen ergänzt. Der Titel „Turbatory“ bezieht sich in seiner Bedeutung auf das lateinische Wort „turbatio“ für „Störung“ und das englische Suffix „-ory“, das einen Ort oder Zweck anzeigen kann, und steht für inneren und äußeren Tumult und die aktivierend-beflügelnde Vermengung unterschiedlicher Realitäten.
Boris Petrovsky, der sich mit der medialen Konstruktion von Wirklichkeit auseinandersetzt, arbeitet mit Sprache, Textur, Rhythmen, Bewegung, Netzverbindungen, Tönen oder moderner Technik. Im Fokus seines Interesses stehen Fragen zur Erscheinung, Bedeutung und Aussage, zu Sinn und Sinnlichkeit, aber auch zum Wesen von Bildern und Objekten. Setzt man die Schau in Singen in Bezug zum Ausstellungstitel und versteht diese eher als eine Situation, zeigt sich laut Museum ein Zustand, der „durch das In- und Miteinander vielfach verwobener Gegenstände erst geschaffen wird. Dann entsteht ein zugleich realer, wie auch ein erweiterter Erlebnis- und Denk-Raum. Petrovsky schafft gleichnishafte Räume, die von Licht und Schatten, Öffnungen und Vergitterungen, Transparenzen und Überschreibungen, Tönen und Geräuschen, Bewegungen und Interaktionen animiert sind.“
Petrovsky selbst beschreibt seine vielschichtigen performativen Installationen als „Kopfkino zwischen Animation und Animismus“ und dieses gerne als einen „gebauten Film“. So schweben etwa gebogene Leuchtröhren im Raum, oder man trifft auf die pneumatischen Objekte, die wie eigenartige Wesen wirken. Ziel des Künstlers ist es, die Konstruktion der Wirklichkeit in einer technisch und medial geprägten Welt zu erforschen. Seine Kunst stellt Fragen nach Bedeutung von Zeichen und Codes: Wie verhalten sich Bild, Sprache und Ding zueinander, wann verwandeln sich bewegte Objekte in lebendige Subjekte. Schließlich entscheiden die Besucher*innen, ob sie in der Schau (Kunst-)Werke, Werkzeuge oder Materialien vorfinden.
Boris Petrovsky, der von 1989 bis 1996 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg unter anderem bei dem Fluxus-Künstler Henning Christiansen studiert hat, stellte unter anderem im Karlsruher ZKM, auf den Medienkunstfestivals „Paranoia“ und „Mikro Makro“ in Frankreich aus und nahm an der DEAF Biennale teil, dem niederländischen Festival für elektronische Kunst. Seine Arbeiten wurden 2010 und 2014 mit dem Prix Ars Electronica in Linz und 2012 beim Japan Media Arts Festival in der Kategorie „Interaktive Kunst“ ausgezeichnet.
Die Ausstellung „Boris Petrovsky. Turbatory“ ist bis zum 27. April zu sehen. Das Kunstmuseum Singen hat dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Am Donnerstag ist er kostenlos. Der Ausstellungskatalog aus dem Kerber Verlag kostet im Museum 36 Euro.
Kunstmuseum Singen
Ekkehardstraße 10
D-78224 Singen
Telefon: +49 (0)7731 – 85 271 |