Kilian Breier in der Berliner Ehrhardt Stiftung | | Kilian Breier, Ohne Titel (Pflanze), 1953 | |
Mit einer Schau zu Kilian Breier startet die Alfred Ehrhardt Stiftung in Berlin heute in ihr neues Ausstellungsjahr und widmet sich einem experimentellen Fotokünstler der Nachkriegszeit, der im aktuellen Kunstdiskurs weitgehend aus dem Blickfeld geraten ist. Dafür hat Kuratorin Franziska Schmidt rund 50, teils erstmals gezeigte Werke des 1931 in Saarbrücken geborenen Künstlers ausgewählt, angefangen bei Studienarbeiten aus den frühen 1950er Jahren bis hin zu Bildern aus den 1980 Jahren, die Breiers Entwicklung von der gegenständlichen Naturdarstellung hin zur Ungegenständlichkeit veranschaulichen. Für Breier war Fotografie mehr ist als nur ein Mittel zur Abbildung der Wirklichkeit. Er verstand sie als Medium, mit dem er eigenständig Bilder kreieren konnte. Dafür erhielt er nach seinem Studium in Saarbrücken und Paris, bei dem er sich auf Grafik, Malerei und Fotografie konzentrierte, Anregungen als Assistent bei dem legendären Fotografen Otto Steinert und bei dem ZERO-Vertreter Oskar Holweck.
Über Jahrzehnte erforschte Kilian Breier die Möglichkeiten, mit Licht, chemischen Prozessen und kameralosen Techniken Bilder zu erzeugen, die nicht das Offensichtliche zeigen, sondern eigenständige, oft abstrakte Bildwelten formen. So betonte er schon zu Studienzeiten etwa auf dem Silbergelatineabzug „Wald I“ von 1955 in den aufrecht und eng stehenden Bäumen die Strukturen und Formen der Natur und abstrahierte das Motiv durch ein gekonntes Licht- und Schattenspiel. Bei der flächigen Negativkopie „Bäume“ von 1957 oder dem etwa gleichaltrigen schwarzweißen Fotogramm „Pflanzen“ reduzierte Breier die Naturformen noch deutlicher und schälte ihre ästhetischen Elemente grafisch und kontrastreich heraus.
Kilian Breier experimentierte bevorzugt mit diesen kameralosen Techniken und nutzte etwa das Fotogramm, bei dem die Objekte direkt auf das lichtempfindliche Papier gelegt und belichtet werden. So verfremdete er in der Dunkelkammer Gräser, Blätter, Papiere und andere Materialien und gestaltete aus ihnen abstrakte Kunstwerke. Andere Motive bearbeitete er durch Negativumkehrung oder Kopiermontagen. Darüber beschäftigte er sich mit eigenständigen Rasterbildern, Teilbelichtungen von Fotopapieren oder fotochemischen Verfahren wie Oxidationsprozessen. Dabei behandelte er die Fotopapiere mit Chemikalien, die eine kontinuierliche Oxidation der lichtempfindlichen Schicht auslösten. Breier nannte die Werke „Ur-Zeichen“, die auf ihre eigene Entwicklung und die Dauer der Zeit verweisen, statt nur auf einen einzigen Moment wie bei der konventionellen Kamerafotografie.
Die Ausstellung „Kilian Breier: Abstrakt Konkret – Materie Licht und Form“ läuft vom 11. Januar bis zum 11. Mai. Die Alfred Ehrhardt Stiftung hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Alfred Ehrhardt Stiftung
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