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Das Kunstmuseum Basel zeigt die erste umfassende Einzelschau zu Paula Rego im deutschsprachigen Raum. In ihrem Schaffen benennt die portugiesisch-britische Malerin Machtstrukturen des Öffentlichen und Privaten

Extremzonen menschlicher Erfahrungen



Paula Rego, The Interrogator’s Garden, 2000

Paula Rego, The Interrogator’s Garden, 2000

Prägende Erfahrungen in der Kindheit oder abnormale familiäre Verhältnisse schlagen sich manchmal im Schaffen von Künstler*innen nieder. So war es auch bei Paula Rego. Besucher ihrer aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Basel treffen durchgehend auf düstere, unheimlich anmutende Bilder. Gerade aber diese Imaginationskraft erweist sich als tragendes Element der von den Werken ausgehenden Anziehungskraft. Mit ihren ausschweifenden, motivreichen und beunruhigenden Sujets stieg die Malerin zu einer internationalen Größe unter den figurativ arbeitenden Maler*innen auf. Auf der Biennale in Venedig im Jahr 2022 war ihr ein eigener Raum gewidmet. Noch während der Laufzeit verstarb die portugiesisch-britische Künstlerin am 8. Juni 2022 in London.


Im ersten von neun Ausstellungssälen bildet Paula Rego mittels seltener Selbstporträts die eigenen Lebensstationen ab. Schon hierbei griff sie auf Kindheitserinnerungen in ihrer portugiesischen Heimat zurück. So beschrieb sie häusliche Szenen, Zeichnungen einer fragil wirkenden, alternden Künstlerin oder stellte sich in einem märchenhaften anmutenden Pastell im Atelier vor. Rego kam am 26. Januar 1935 als Tochter einer wohlhabenden und kunstsinnigen Familie in Lissabon zur Welt. Aufgrund des diktatorischen Salazar-Regimes zogen ihre Eltern im Folgejahr nach England. Daher wuchs Rego bei ihren Großeltern in Lissabon auf. Später folgte sie den Eltern und absolvierte in Großbritannien ihren Schulabschluss. 1952 nahm Rego ihr Studium der Malerei an der renommierten Slade School of Fine Art in London auf. Seit Anfang der 1960er Jahre konnte sie auf zahlreiche internationale Ausstellungsbeteiligungen, Einzelpräsentationen, Ankäufe durch renommierte Kollektionen und Würdigungen verweisen.

Nun gelang es der Kuratorin Eva Reifert, rund 120 Gemälde und Pastelle, Puppen und Dokumente zusammenzutragen, die sie thematisch arrangiert hat, um zentrale Themen herauszustellen, die die Künstlerin immer wieder beleuchtete und zu denen sie teils nach Jahrzehnten wieder zurückfand. Die ersten vier von insgesamt neun Kapiteln widmen sich familiären Bindungen und Abhängigkeiten, Machtdynamiken zwischen Mann und Frau und staatlichen Gewalt- und Repressionsmechanismen, die vor dem Hintergrund der bis 1974 andauernden Diktatur im Heimatland der Künstlerin zu sehen sind. Der zweite Raum ist hauptsächlich vom Schicksal ihres Mannes, des britischen Malers Victor Willing, geprägt, der 1988 an Multipler Sklerose starb. Besonders berührt das Acrylbild „The Family“ aus dem Todesjahr Willings. Es zeigt die Familie beim Ankleiden des kranken Mannes und spielt auf die Ohnmacht gegenüber der Krankheit an.

Wie lange noch die Erlebnisse zu Zeiten der Diktatur António de Oliveira Salazars nachwirkten, beweist das Pastell „The Interrogator’s Garden“ aus dem Jahr 2000. Im Hintergrund ist schemenhaft eine Frau zu sehen, die sich gerade ankleidet. Prominent hat Rego einen halbnackten Vernehmungsoffizier der berüchtigten Geheimpolizei PIDE mit Uniformelementen aus schwarzem Leder und Folterwerkzeugen in den Vordergrund gerückt. Oder handelt es sich bei ihm auch um eine Frau? Rego lässt die Geschlechterunterschiede bewusst verschwimmen und damit politische und sexualisierte Machtspiele aufeinandertreffen. Im vierten Segment werden die Geschlechterbeziehungen etwa in dem Gemälde „The Cadet and His Sister“ von 1988 und in der Form einer Bilderserie eines mit einem Hund spielenden Mädchens fortgeführt. Das Zentrum der Schau bildet der mittlere fünfte Saal, in dem das 2022 auf der Biennale zu Venedig präsentierte „Oratório“ alle Blicke auf sich zieht. In einem Altarschrein sind acht Pastellbilder arrangiert, die von einer Gruppe von schrillen und eigenwillig kostümierten Stoffpuppen im mittleren Flügel ergänzt werden und Extremsituationen sowie Leidensmomente aus dem Leben von Frauen versinnbildlichen.

In der zweiten Hälfte begegnet man den ungewöhnlichen Helden der Künstlerin: Traditionelle Rollen sprengenden Frauen aus der Populärkultur und Literatur, Frauen, die illegal abgetrieben haben oder sich von ihren Aufgaben überfordert fühlen. In einer Darstellung des entblößten Pinocchio und der blauen Fee ließ Paula Rego bedrückende, übergriffige Kindheitserinnerungen düster wach werden und artikulierte gesellschaftliche Erwartungen in Bezug auf tradierte Rollenbilder. Nach 1973 setzte sich Rego mit dem Unbekannten in der Psyche des Menschen auseinander. In der Folge entstanden Bilderzählungen von Abgründen und Schattenseiten der menschlichen Existenz auf der Grundlage literarischer Quellen. Hilflosigkeit, Macht und Ohnmacht münden dann im vorletzten Saal in der von immenser Wucht charakterisierten Grafikserie „Abortion“, die zu ihren bekanntesten Arbeiten zählt. Damit protestierte Rego gegen die restriktive Gesetzgebung in Portugal, die Frauen zu illegalen, lebensbedrohlichen Eingriffen zwang. Diese Werke halfen dabei, die Stimmung in Land zu verändern. Politisch engagierte sie sich auch, als sie in ihren Bildern Stellung gegen den Irakkrieg von 2003 bezog.

Zum Schluss blüht noch einmal Regos „Kampfgeist“ auf. Individuelle Faktoren, familiäre Belastungen oder entmutigende Zustände in Politik und Gesellschaft rücken im letzten Ausstellungskapitel in den Blick. Depressive, liegende und ohne Energie dahinsiechende Frauen beherrschen die Werkreihe „Possession“ von 2004. Den Schlusspunkt bildet ihr „Angel“, ihr wohl berühmtestes Werk: Die Figur einer Frau mit weitem Rock, metallisch glänzender Bluse und schwingendem Schwert verkörpert Entschlossenheit und Wehrhaftigkeit bei mildem, Vergebung signalisierendem Gesichtsausdruck. Anspruch, Streben und Kampfgeist begegnen den Besucher*innen in einer dramatischen visuellen Konfrontation. Die brodelnde Ausdruckskraft der Malerei scheint hier bis an ihre äußersten Grenzen angelangt zu sein.

Die Ausstellung „Paula Rego. Machtspiele“ ist noch bis zum 2. Februar zu sehen. Das Kunstmuseum Basel hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr und zur Museumsnacht am 17. Januar bis 2 Uhr nachts geöffnet. Der Eintritt beträgt 30 Franken, ermäßigt 20 Franken und 12 Franken. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museum 45 Euro kostet.

Kontakt:

Kunstmuseum Basel | Neubau

St. Alban Graben 20

CH-4052 Basel

Telefax:+41 (061) 206 62 52

Telefon:+41 (061) 206 62 62

E-Mail: info@kunstmuseumbasel.ch



08.01.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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28.09.2024, Paula Rego - Machtspiele

Bei:


Kunstmuseum Basel

Kunstsparte:


Grafik

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Arbeiten auf Papier

Kunstsparte:


Malerei

Stilrichtung:


Nachkriegskunst

Stilrichtung:


Zeitgenössische Kunst

Variabilder:

Paula Rego, War, 2003
Paula Rego, War, 2003

Variabilder:

Paula
 Rego, Possession I, 2004
Paula Rego, Possession I, 2004







Paula Rego, War, 2003

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Paula Rego, Possession I, 2004

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Paula Rego in ihrem Atelier, London 2009

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Paula Rego, Metamorphosing after Kafka, 2002

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Paula Rego, Untitled 1, 1999

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Paula Rego, The Cadet and His Sister, 1988

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in der Ausstellung „Paula Rego. Machtspiele“

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Paula Rego, The Family, 1988

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Paula Rego, The Dance, 1988

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Paula Rego, Regicide, 1965

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Paula Rego, Oratório, 2009

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Paula Rego, Untitled, 1986

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Paula Rego, The Company of Women, 1997

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