Aladags „Social Fabric“ für die Kunsthalle Karlsruhe | | Nevin Aladag, Social Fabric, Arch, 2023 | |
Nevin Aladag stößt derzeit auf große Resonanz. Nachdem ihr kürzlich zwei renommierte Auszeichnungen, der Landespreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg und der Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, zugesprochen wurden, hat nun die Kunsthalle Karlsruhe mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg ein großformatiges Werk der 1972 geborenen deutsch-türkischen Künstlerin angekauft. Dabei handelt es sich um die Textilarbeit „Social Fabric, Arch“ aus dem Jahr 2023. Sie gehört zu Werkgruppe „Social Fabric“, an der Aladag seit 2017 arbeitet und bildhafte Collagen aus unterschiedlichen Teppichen formt. „Wir freuen uns, mit diesem repräsentativen Werk eine jüngere künstlerische Position in der Sammlung zu begrüßen, die von höchster Qualität und Wirkung ist, zugleich hochaktuell auch gesellschaftliche Diskussionen um das Zusammenwirken verschiedener Kulturen und das Beheimatet-Sein aufnimmt“, so Kunsthallendirektor Frédéric Bußmann.
Für „Social Fabric“ greift Nevin Aladag auf Teppiche als Ausgangsmaterial zurück und nutzt handgeknüpfte Kelims, gewebte Woll- und Seidenteppiche oder industriell hergestellte Bodenbeläge aus Natur- und Kunstfasern. In einer Art Patchwork-Manier fügt sie die Teppichfragmente aus aller Welt in einem schwarzen oder buntfarbigen Liniengerüst flächenfüllend neu zusammen. Die abstrakte zeichnerische Struktur, die ornamentalen Muster und die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen bilden eine dynamische, visuell und taktil reizvolle Komposition. Die unterschiedliche Herkunft und Qualität der Materialien eröffnet verschiedene Bedeutungsebenen: Einerseits können sie als Reflektion künstlerischer Medien, Ausdrucksmittel und Traditionen verstanden werden, andererseits werfen sie Fragen nach kulturell geprägter Identität und Diversität auf. Die einzelnen Elemente, die charakteristisch für einen Herkunftsort oder eine Kultur sind, kombiniert Aladag derart zu einem neuen, größeren Ganzen. So erinnert der segmentbogige Abschluss von „Social Fabric, Arch“ an ein westliches Kirchenfenster, während das bunte Ornamentale für die östliche Kunst steht. Das Thema von Verschiedenheit und Zugehörigkeit sowie das Prinzip der Montage finden sich in vielen ihrer gattungsübergreifenden Arbeiten wieder, etwa auch bei Aladags Videos, Performances oder skulpturalen Musikinstrumenten. |