| | Aristide Maillol, Pomone à la tunique, 1908/10 | |
Statuarisch in sich ruhend präsentiert die bronzene Frau zwei Äpfel in ihren Händen. Sie ist in eine antikisierende Tunika gehüllt. Bei ihr handelt es sich um die römische Göttin Pomona, die der französische Bildhauer Aristide Maillol vor mehr als hundert Jahren in Bronze gegossen hat. „Pomone à la tunique“ ist ein Paradebeispiel für seinen am Ebenmaß und Erscheinungsbild antiker Kunst orientierten Stil. Nach der ersten lebensgroßen Version, die heute im Puschkin-Museum in Moskau steht, griff der Bildhauer die Komposition später mehrfach auf. Für ein Kriegerdenkmal in Elne nahe seinem südfranzösischen Heimatort Banyuls-sur-Mer schuf Maillol 1922 eine bekleidete Version in Stein, die ein Schriftband in den Händen hält. 1921 war dafür ein halblebensgroßes Modell von knapp 90 Zentimetern entstanden, das nun in einer Ausführung für die New Yorker Weyhe Gallery bei Neumeister zu haben ist. Das Münchner Auktionshaus taxiert die „Pomone“ der zehnteiligen Edition, sekundiert von einem aktuellen Gutachten der Maillol-Expertin Ursel Berger, auf 30.000 bis 40.000 Euro.
Dem Umkreis von Joseph Vivien wird ein geschmackvolles Porträt der Kurfürstin Maria Amalia von Bayern zugerechnet. Auf dem Gemälde ist die jüngste Tochter Kaiser Josephs I. mit einigen Blumen in den Händen wohl noch im Jahr 1726 wiedergegeben, als ihr Mann Karl Albrecht seinem Vater Maximilian II. Emanuel als Kurfürst nachfolgte (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Saverio dalla Rosa, der heute noch vor allem durch sein Mozart-Portrait von 1770 bekannt ist, kleidet in seinem Altarbild „Heiliger Kasimir in Anbetung der Madonna“ den Nationalheiligen Litauens sowie Schutzpatron Polens in einen schweren Hermelinmantel und lässt ihn rücklings vor der Muttergottes knien (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Johann Theodor Goldsteins sommerlich unbeschwerte „Blick entlang der Küste auf den Monte Circeo“ von 1837 trägt auch den Titel „Terracina“ und ist ein kraftvoller Ausweis seines Könnens als Landschaftsmaler. Der ehemalige Schüler des Dresdner Hofmalers Johan Christian Dahl schuf ab 1828 fast ausschließlich Veduten aus Italien und der Schweiz (Taxe 9.000 bis 12.000 EUR).
Auf Johann Anton Castells „Blick auf Dresden im Sonnenuntergang“ von 1849 zieht der technische Fortschritt im Elbflorenz ein. Auf dem Fluss gleitet ein Dampfschiff daher, dessen Rauchwolken mit den roten Wolken des Abendhimmels verschmelzen (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR). Nach seiner Ausbildung an der Frankfurter Städelschule schloss sich der Maler Louis Eysen ab 1865 dem Münchner Künstlerkreis um Wilhelm Leibl an. Sein unscheinbares und menschenleeres „Waldstück“ steht in der Tradition der Schule von Barbizon und dürfte vielleicht mehr als die anvisierten 8.000 bis 10.000 Euro einspielen. August Wilhelm Leu zog es 1873 in die Schweiz, wo er in den Berner Alpen das Wetterhorn majestätisch vom Talboden an einem Sommertag mit starken Licht- und Schatteneffekten aufsteigen ließ (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR).
Klassisch Meisterliches
8.000 bis 10.000 Euro erwartet Neumeister für die Pierre-Auguste Renoir zugeschriebene Rötelzeichnung „Junge Frau mit Hündchen“, die nicht zuletzt dank ihres wohl proportionierten Bildausschnitts überaus gefällig daherkommt. Über Franz von Defreggers „Mädchenporträt“ hängt trotzt des strahlenden Inkarnats und des leuchtend bunten Schaals der Schatten der düsteren deutschen Geschichte. Es war 1939 für das sogenannte „Führermuseum“ von der Münchner Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich erworben worden (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Josef Wengleins „Kalksteinsammlerinnen im Isarbett bei Tölz“ von 1883 in der Pinakothek der Moderne gilt als ein Hauptwerk der Münchener Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Das vergleichbare, ebenfalls von der französischen Freilichtmalerei inspirierte, weite „Isartal bei Bad Tölz“ unter woklenverhangenem Himmel offeriert nun Neumeister. Das brillante Zusammenspiel der rau verputzten Wolken, der dezent verbläuten Berge und des steppenartigen Flussbett soll zwischen 10.000 und 12.000 Euro kosten.
Um 1900 malte Alexander Koester vermutlich in Klausen in Südtirol „Acht Enten am Wasser“ mit breiten und pastosen Pinselstrichten (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR). Meisterhaft sind die Lichtspieglungen im Wasser, die auch im noch stärker impressionistisch angelegten Gemälde „Enten in See gehend, Abendrot“ zu bestaunen sind (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR). Schemenhaft spiegeln sich Bäume und Wolken im Wasser von Koesters signierter „Seenlandschaft mit Seerosen“, diesmal ohne seine obligatorischen Enten (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR). Max Beckmanns Kaltnadelradierung „Selbstbildnis von vorn“ mit einem Hausgiebel im Hintergrund entstand gegen 1918. Von dem ausdrucksstarken frontalen Porträt wurden 50 Exemplare auf Japanbütten gedruckt, eines davon kommt bei Neumeister für 15.000 bis 20.000 Euro zum Aufruf. Pablo Picassos linienbetonte Lithografie „Les deux modèles nus“ von 1954 zeigt am rechten Bildrand einen Maler bei der Arbeit, der die beiden Akte gerade auf seine Leinwand bannt (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR). In gedämpften, aber frischen Farben ist Karl Schmidt-Rottluffs aquarelliertes „Stillleben“ erhalten, das Zwiebeln und Salatgurken auf einem weißen Tuch vereint (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR).
Kunst ab 1950
Einer signierten „Marilyn“ der Pop Art-Ikone Andy Warhol, herausgegeben 1981 in der späten Auflage bei Castelli Graphics in New York, traut Neumeister 10.000 bis 15.000 Euro zu, seiner frühen, wenig geläufigen Serigrafie „Flowers (hand-colored)“ von 1974, einer Vase mit Sonnenblume, 8.000 bis 10.000 Euro. Horst Antes hat 1987 seine „Figur 1000“ als männliche Silhouettengestalt aus Stahl mit einer natürlichen Rostpatina gefertigt und zusätzlich mit Gravierungen versehen. Das ikonische Werk aus einer Auflage von 1.000 Stück soll 5.000 bis 7.000 Euro erwirtschaften. Bei der 20. Malaktion in der Wiener Secession am 18. Februar 1987 schuf Hermann Nitsch aus Blut und roter Ölfarbe unter anderem ein unbetiteltes Schüttbild mit zwei großen Farbseen, das bei Neumeister mit einer Bewertung von 20.000 bis 30.000 Euro ausgestattet ist.
Der französische Künstler Armand Pierre Fernandez, genannt Arman, ist mit einer blauvioletten Assemblage von 1990 aus zerlegten Elementen einer Geige und darübergelegten Farbspritzern für 30.000 und 40.000 Euro in der Offerte vertreten. George Rodrigue hat in den letzten Jahren bei Neumeister mit den naiven Portraits seines verstorbenen Terriers Tiffany schon häufiger Erfolge gefeiert. Das Ölgemälde „Flowers put me in the mood for Love“ zeigt einen dieser „Blue Dogs“, die ab den 1990er Jahre zu einer weltweit gefeierten Pop-Figur wurden (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR). Von dem aus New Iberia im US-Bundesstaat Louisiana stammenden Rodrigue hofft der zweite, nahezu identisch große blaue drollige Hund „The Blue Moon Left Me Standing Alone“ im nächtlichen Garten bei Neumeister ebenfalls auf 25.000 bis 30.000 Euro.
Gold und große Geschichte
Prächtig wie geschichtsträchtig ist das goldene Collier mit Bienenkorbmotiv aus dem Besitz von Auguste von Bayern, der Schwester des bayerischen Königs Ludwig I. Im Zentrum der um 1818 in München gefertigten Halskette hängt eine Gemme aus Chalcedon mit dem Profilbildnis ihres Vaters König Max I. Joseph. In die Kette eingesetzt sind acht Medaillons mit auf Elfenbein gemalten Porträtminiaturen, die ihren Mann Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg und Stiefsohn Napoleons, und ihre sieben Kinder darstellen. Für die bayrisch blauweiße Gemme König Max Josephs ist der italienische Steinschneider Giovanni Beltrami verantwortlich (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Insgesamt ist Neumeister diesmal mit historischem Schmuck gut ausgestattet, etwa mit einer französischen Parure um 1830/40 mit 17 Karneolen und 14 Chalcedonen, deren Collier von einem kreuzförmigen Anhänger verziert wird (Taxe 4.200 bis 5.200 EUR), oder der etwas später, gegen 1860/70 vollendeten römischen Parure aus Armband, Medaillonanhänger, Brosche und einem Paar Ohrgehänge mit Mikromosaik, die mit ihrem auffälligen Dekor aus Rosenkäfern überzeugt (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR).
Kunsthandwerk
Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts wurden in der französischen Email-Hochburg Limoges ein polychromes Grubenschmelzkreuz, dessen gravierter Korpus die menschliche Anatomie recht naturnah erfasst (Taxe 5.000 bis 8.000 EUR), sowie ein Corpus Christi vollendet, dessen geneigter Kopf und abgewickelte Beine in leichtem S-Schwung den neusten Stiltendenzen der Zeit entsprechen (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR). In die Zeit um 1820 datiert eine in römische Dose mit einem Mikromosaik, das einen Blick auf das Forum Romanum freigibt. Dieser und ähnliche Prospekte der Ewigen Stadt wurden im 18. und 19. Jahrhundert vielfach auf Gemälden festgehalten, die dann als Vorlagen für verkleinerte Darstellungen auf Tischplatten, Broschen oder Tabatieren dienten (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Bemerkenswert sind die sechs figürlich und floral bemalten Segmente einer Goldledertapete, die wohl aus der Werkstatt von Raymond Boissier in Avignon um 1680/1700 stammen (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR).
Zu den stilvollsten Losen bei Neumeister zählt die „Vase en camé à lacide“, die zwischen 1895 und 1900 in Nancy bei Emile Gallé vom Band lief. Der weiß gefleckte Überfang ist mit einem farbigen, geätzten und geschnittenen Marketerie-Dekor samt Blüten, Blättern und zwei Schmetterlingen versehen (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). Für 1.000 bis 2.000 Euro kommt bei Neumeister ein Petschaft aus einem großen Bergkristall in Form eines Pilzes unter den Hammer, der um 1900 in der berühmten Werkstatt Fabergé entworfen wurde. Der Stempel befand sich im Besitz von Prinz Axel von Dänemark und seinem Sohn Prinz Georg von Dänemark, weshalb er in der Unterseite die Initialen H.P. für „Kongelige Hojhed Prins“ trägt. Für die hohe Möbelkunst des 18. Jahrhunderts steht ein bewegter Aufsatzschreibschrank mit einer gelungen Marketerie samt Bandwerkdekor, Akanthuslaub, Papageien und zwei stehenden Herren auf den Aufsatztüren, den die Experten im Umfeld des Würzburger Hofschreiners Carl Maximilian Mattern um 1745 lokalisieren (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Eine etwas jüngere und schlichtere süddeutsche Tabernakelaufsatzschreibkommode verlangt nur 3.000 bis 5.000 Euro.
Alte Meister
Das älteste gemalte Objekt bei Neumeister ist in diesem Winter ein „Heiliger Georg“ in Tempera auf Holz mit Drachen vor schwarzem Hintergrund, der gegen 1480 von einem anonymen Meister wohl als Flügel eines Altarretabels gedacht war (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR). Spitzenlos unter den Alten Meistern ist ein um 1520 vermutlich in den südlichen Niederlanden gemaltes Triptychon mit der „Kreuzigung Christi“, das mit seinen ausdrucksstarken, beinahe veristischen Gesten und Gesichtern beeindruckt. Die auf den Flügeln dargestellte Stifterfamilie harrt einer Identifizierung, doch beeindrucken ihre kraftvollen Porträts. Für das rund 1,30 Meter breite Retabel, das einst der Leidener Werkstatt des Cornelis Engebrechtsz zugeschrieben war, sind zwischen 55.000 und 65.000 Euro vorgesehen.
Die Joost Cornelisz Droochsloot zugewiesene „Belebte Dorfstraße“ von 1659 porträtiert das harte und beschauliche Landleben im sogenannten „Goldenen Zeitalter“ der niederländischen Malerei (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR). Ebenfalls nicht ganz gesichert ist die Urheberschaft Pieter van Boucles für ein überzeugendes Stillleben mit zentralem Fruchtkorb, auf dem eine Taube hockt, Blumenvase, Weinglas, Papagei und Hund (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR). Die gegen Mitte des 17. Jahrhunderts vermutlich in Antwerpen von einem anonymen Maler geschaffene, recht qualitätvolle „Heilige Cäcilie an der Orgel“ steht stilistisch den Arbeiten Cornelis Schuts nahe (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Ebenfalls flämischen Ursprung ist ein prächtiges „Blumenstillleben mit Schmetterling“ des 17. Jahrhunderts“, das von stark verschatteten Partien bis zu hell ausgeleuchteten Rosen- und Lilienblüten reicht (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Für den Gabentisch eignet sich Joseph Haubers „Heilige Nacht“ im Stall samt Ochs und Esel, Maria, Joseph und zwei Engeln in Anbetung des neugeborenen Jesuskindes, die an der Schwelle vom Rokoko zum Klassizismus steht (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR).
Die „Dezember-Auktion“ beginnt am 4. Dezember um 14 Uhr mit dem Kunsthandwerk. Schmuck kommt gegen 15 Uhr, Malerei des 15. bis 20. Jahrhunderts ab 16:30 und die Kunst der Gegenwart ab etwa 18:30 zum Aufruf. Vorbesichtigungen sind bis zum 2. Dezember möglich, wochentags zwischen 10 und 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 15 Uhr. Der Internetkatalog listet die Objekte unter www.neumeister.com. |