Kein Erweiterungsbau für das Kirchner Museum Davos | | In einer Volksabstimmung hat sich Davos gegen die Erweiterung des Kirchner Museums ausgesprochen | |
Das Kirchner Museum Davos wird nicht erweitert. Das Davoser Stimmvolk hat sich in einem Referendum gegen einen Investitionskredit für den geplanten Ergänzungsbau in Höhe von vier Millionen Franken ausgesprochen. 56 Prozent der Davoserinnen und Davoser lehnten die von der Gemeinde beantragten Mittel ab. Das Abstimmungsergebnis impliziert, dass laut Museumsangaben das Vorhaben „Sammlung Ulmberg“ nicht realisiert werden kann, was ein herber Rückschlag für die kulturelle Entwicklung der Region sei.
„Das Ergebnis nehmen wir mit Bedauern zur Kenntnis, da wir überzeugt sind, dass dieses Projekt eine einmalige Chance für Davos und die kulturelle Positionierung auf internationalem Niveau gewesen wäre“, kommentierte Museumsdirektorin Katharina Beisiegel. Das sei leider das Ende für die Sammlung Ulmberg in Davos. Zudem gehe die Möglichkeit verloren, Davos als kulturellen Leuchtturm international zu etablieren, so Beisiegel weiter. Wie es mit der „Sammlung Ulmberg“ weitergeht, sei derzeit unklar. Auch der Grosse Landrat hatte sich im September für den Neubau ausgesprochen; lediglich die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei war gegen die Vorlage.
Die Baukosten für die Erweiterung, die wie schon das ursprüngliche Museumsgebäude durch die Architekten Annette Gigon und Mike Guyer realisiert worden wäre, lagen bei insgesamt 11,5 Millionen Franken. Die sollten durch Beiträge der Ernst Ludwig Kirchner Stiftung als Trägerin des Museums zusammen mit privaten Mäzenen, dem World Economic Forum und dem Investitionsbeitrag der Gemeinde Davos finanziert werden. Neben der Vergrößerung der Ausstellungsfläche um 50 Prozent war auch ein Kubus als multifunktionaler Saal für Vermittlungsformate und neue Publikumsveranstaltungen geplant.
Die sogenannte „Sammlung Ulmberg“ hat der deutsche Textilunternehmer Uwe Holy, Erbe des Bekleidungsherstellers „Hugo Boss“, über viele Jahre aufgebaut. Die Kollektion umfasst über 100 Werke, hauptsächlich großformatige Gemälde und Skulpturen, darunter neun Schlüsselwerke von Ernst Ludwig Kirchner und Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die eng mit Kirchner und dem Expressionismus verbunden sind, wie Max Beckmann, Lyonel Feininger, Philipp Bauknecht, August Macke oder Emil Nolde. Die Sammlung geht aber über die Klassische Moderne und den Expressionismus hinaus und beherbergt auch wichtige Positionen der Kunst seit den 1950er Jahren, etwa von Francis Bacon, Max Bill, Louise Bourgeois, Pierre Soulages oder Verena Loewensberg. Laut Museum wird die „Sammlung Ulmberg“ auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt und gilt damit als eine der wichtigsten Privatsammlungen in Europa. |