Chemnitz präsentiert Henry van de Velde als Netzwerker der Moderne | | Henry van de Velde, Herbert Esche und Sohn Hans-Herbert auf der Bank vor der Villa Esche, um 1904 | |
2025 wird Chemnitz Kulturhauptstadt Europas. Als Auftaktausstellung widmen sich die Kunstsammlungen Chemnitz seit dem Wochenende Henry van de Velde und seiner Rolle als Vermittler zwischen den Reformkunstbewegungen der Moderne. In der Schau „Reform of Life & Henry van de Velde mittendrin“ legt Kuratorin Anika Reineke den Fokus auf seine regionale wie auch auf seine europäische Wirkungsbreite. Der belgische Künstler, Architekt, Lehrer und Autor ist bekannt für seine wichtige Rolle im Jungendstil, weniger verbreitet ist seine Bedeutung als zentrale Figur der Reformkunstbewegung zwischen 1880 und 1930. So nannte er 1902 den Briten William Morris als seinen „unmittelbaren Vorgänger“; 1923 zählte dann Walter Gropius sowohl Morris als auch Henry van de Velde zu den Wegbereitern des Bauhauses. In Chemnitz präsentiert Reineke die Netzwerke des Künstlers und neue Erkenntnisse der Bauhaus- und Modernismusforschung zur Rolle van de Veldes und beleuchtet anhand von mehr als 250 Exponaten aus Textil- und Möbelkunst, historischen Fotografien oder Silber- sowie Porzellanentwürfen weniger bekannte Aspekte seines Schaffens, darunter die Zusammenarbeit mit dem Hohenzollern-Kunstgewerbehaus in Berlin oder seine Auseinandersetzung mit serieller Fertigung. Van de Velde ließ sich von der Arts and Crafts-Bewegung inspirieren, legte die Basis für den Werkbund und das Bauhaus, leitete die Kunsthochschule „La Cambre“ in Brüssel, die auch als „belgisches Bauhaus“ bezeichnet wird, und erkannte die Bedeutung der Ulmer Hochschule für Gestaltung.
Henry van de Velde schuf in der Blütezeit seines Wirkens in Chemnitz zwei Villen, einen Tennisclub und mehrere Interieurs, darunter 1902/03 die Villa Esche als architektonisches und gestalterisches Gesamtkunstwerk. Sie beherbergt heute das Henry van de Velde Museum. „Mit der Villa Esche steht eines von Henry van de Veldes wichtigsten Gebäuden seiner Jugendstilperiode in Chemnitz, doch anlässlich der Kulturhauptstadt 2025 wollen wir zeigen, dass van de Velde noch viel mehr war als ein Jugendstilkünstler“, so Anika Reineke. „Zusammen mit seiner Frau war er ein hervorragender Netzwerker, blieb immer am Puls der Zeit und wurde schon zu Lebzeiten von Gestaltern wie Max Bill und Le Corbusier als Vorbild gefeiert.“
Ziel der Ausstellungen in den Kunstsammlungen am Theaterplatz und im Henry van de Velde Museum ist es, die „Lebenslinien der Reformkunstbewegungen zwischen Idealismus und Pragmatismus, künstlerischem Erfolg und ideologischem Scheitern“ aufzuzeigen. Neben Arbeiten von van de Velde sind auch Werke von William Morris, Richard Riemerschmid, Marianne Brandt, Jan Thorn Prikker, Otti Berger oder Max Bill zu sehen. Der Pfad vom Historismus mit seinem Stilmix über die Epoche Henry van de Veldes bis hin zum Produktdesign bedeutet, dass die Trennung von künstlerischem Entwurf und Industrie über mehrere Generationen aufgehoben wurde. Die Kooperation von Industrie und Gestaltern führte zu einer Veränderung in Form und Funktion von Dingen des täglichen Lebens.
Die Ausstellung „Reform of Life & Henry van de Velde mittendrin“ ist bis zum 2. März 2025 zu sehen. Die Kunstsammlungen Chemnitz sind dienstags sowie donnerstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr und mittwochs von 14 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro; für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist er kostenlos. Das Henry van de Velde Museum hat donnerstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Beide Häuser bleiben zu Heiligabend und Silvester geschlossen. Im Henry van de Velde Museum ist die Präsentation während des gesamten Kulturhauptstadtjahrs 2025 zu sehen.
Kunstsammlungen Chemnitz – Kunstsammlungen am Theaterplatz
Theaterplatz 1
D-09111 Chemnitz
Telefon: +49 (0)371 – 488 44 24
Kunstsammlungen Chemnitz – Henry van de Velde Museum
Parkstraße 58
D-09120 Chemnitz
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