Osthaus-Preis für Jirí Georg Dokoupil | | Jirí Georg Dokoupil wird mit dem Karl Ernst Osthaus-Preis 2024 geehrt | |
Der Karl Ernst Osthaus-Preis geht heuer an Jirí Georg Dokoupil. Mit der undotierten Ehrung zeichnet das Osthaus Museum Hagen einen „großen Verwandlungskünstler“ aus. Dokoupil sei der immer Neugierige, der immer wieder das Unentdeckte suche, ein Nomade und analog arbeitender Künstler in einer durchdigitalisierten Welt, so in der Stellungnahme des Museums. „Mit den unterschiedlichsten Materialien wie Muttermilch oder Fruchtsäften, mit Reifenabdrücken oder auch mit Ruß lässt Jirí Georg Dokoupil seine Bilder entstehen“, heißt es in der Begründung weiter. „Bereits seit den wilden 1970er Jahren, in denen er mit befreundeten Künstlern Arbeiten in einer Art neuem Expressionismus schuf, ließ er den Pinsel als Arbeitsinstrument oft liegen. Schon in dieser Zeit – der sogenannten ‚Neuen Wilden‘ – schrieb Dokoupil Kunstgeschichte und war auch später für viele Kunstschaffende ein anregender Motor.“
Jirí Georg Dokoupil wurde 1954 in Krnov in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren. Nach dem Einmarsch der Sowjetischen Armee 1968 in Prag floh er mit seiner Familie nach Deutschland. Von 1976 bis 1978 studierte Dokoupil Bildende Kunst in Köln, Frankfurt am Main und in New York an der Cooper Union bei dem Konzeptkünstler Hans Haacke. Dokoupil war Gründungsmitglied der Kölner Künstlergruppe „Mülheimer Freiheit“ und wird zu den „Jungen Wilden“ gerechnet. Die Gruppe war mit dem legendären Kunsthändler Paul Maenz verbunden, der 1982 Dokoupils erste Einzelausstellung in Köln organisierte. In ihrem gemeinsamen Atelier in Köln suchten die Jungen Wilden nach einem zeitgemäßen Ausdruck für ihre Kunst, indem sie einen neoexpressiven, figurativen Stil der farbintensiven Malerei mit traditionellen Sujets einsetzten und die intellektuelle, reduzierte Formensprache der Minimal- und Konzeptkunst ablehnten. Dokoupil lehrte von 1983 bis 1984 als Gastprofessor an der Kunstakademie Düsseldorf und 1989 in Madrid.
Seine Malerei nimmt unterschiedliche Ausdrucksformen an und lädt die Betrachter*innen etwa dazu ein, aus nächster Nähe Leoparden anzuschauen, die mit ihrem samtenen Fell und ihren leuchtenden Augen direkt auf sie zukommen. Erst auf den zweiten Blick erkennen die Betrachtenden, dass diese Werke mit Hilfe von Kerzenruß realisiert wurden. Auch Plastiken mit Lebensmittelmotiven gehören zum Repertoire des Künstlers. Seine grotesk wirkenden und äußerst spielerischen Werke der Jahre 1981 und 1982 bleiben im Gedächtnis: ein menschliches Gehirn auf einem überdimensionalen Kopf, Stacheldraht mit Totenkopf, eine übersteigerte Hand mit unterschiedlichen Farben und Formen. Dokoupils surreale Ansichten bringen dabei eine spezifische Realität hervor. |