Düsseldorf feiert die Wiedereröffnung seiner Glassammlung  |  | In der Ausstellung „Mythos Murano“ | |
Nach dem Corning Museum of Glass im US-Bundesstaat New York und dem Victoria and Albert Museum in London kann sich Düsseldorf rühmen, im Museum Kunst Palast die weltweit bedeutendste Glaskollektion zu besitzen. Sie umfasst über 13.000 Objekte, von denen rund 2.000 auf einer umfassend modernisierten und auf über 1.000 Quadratmeter erweiterten Ausstellungsfläche nun wieder präsentiert werden. Rund ein Jahr nach der Wiedereröffnung des Rundganges durch die permanente Schausammlung ist damit der letzte Bauabschnitt nach vierjähriger Schließzeit ab heute für das Publikum zugänglich. Gleichzeitig wird auf einer künftig nur von der Glaskollektion bespielten Wechselausstellungsfläche die Sonderschau „Mythos Murano“ gezeigt.
Die permanente Präsentation versammelt ein weites Spektrum an Glas von der Antike bis in die unmittelbare Gegenwart. Zu den ältesten Stücken zählen um 1.300 vor Christus entstandene Schmuckteile aus der späten Bronzezeit. Über einige Schwerpunkte, darunter Gläser des Mittelalters und des Jugendstils, spannt sich der Überblick bis in die Jetztzeit. Der neu angelegte Parcours entfaltet sich von der zeitgenössischen Glasproduktion rückwärts in die vergangenen Jahrhunderte. So steht man zu Beginn vor der Skulptur „Speisekammer“ von Tony Cragg, die mit Inhalt gefüllte Einmachgläser imitiert. Zugleich will die Schausammlung deutlich machen, wo Glas überall zum Einsatz kommt, was etwa Einkaufstüten für Aldi-Süd von Shige Fujishiro aus Glasperlen oder das lebensgroße gläserne Kleid „Nocturne #6“ der US-amerikanischen Künstlerin Karen LaMonte demonstrieren. Hier bewegt sich der Kurator Dedo von Kerssenbrock-Krosigk bewusst an der Schnittstelle vom Handwerk des Glasers zur Glaskunst, die aktuell bei bildenden Künstler*innen wieder im Trend zu sein scheint.
Zwischen der Dauerpräsentation und der Wechselausstellungszone liegt das Foyer des Gebäudes, das als Ausstellungspalast für die Lifestyle-Messe „GeSoLei“ im Jahr 1926 nach Plänen des Architekten Wilhelm Kreis im expressionistischen Stil errichtet wurde. Hier findet sich mit dem 1984 wieder eingebauten Treppenhausfenster von Jan Thorn Prikker das größte Glaskunstwerk des Hauses. Integriert in den Rundgang mit großflächig platzierten Werken ist ein von Christoph Niemann gestalteter Raum für Kinder, in dem kaleidoskopartige Farbenspiele an die Glaskunst heranführen sollen, sowie im Keller ein Spiegelkabinett. In geballter Wucht konfrontieren hier tausende magazinierte Gläser den Betrachter mit ihrem leuchtenden Farbenreichtum.
Den Beginn einer neuen Serie jährlicher Themenausstellungen bestreitet ab heute der „Mythos Murano“. Seit dem 13. Jahrhundert galt Venedig als weltweites Zentrum der Glaskunst. Nach vielen Höhen und Tiefen kam es ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem neuen Aufbruch. Eine junge Generation von Gestaltern verlieh nach 1945 mit frischen Ideen und Experimentierfreude den Produktionsstätten einen weiteren Aufschwung, darunter die Entwerfer Paolo Venini, Fulvio Bianconi, Carlo Scarpa, Flavio Poli, Dino Martens oder Ercole Barovier. Neben Andenken für Touristen ist heute die Vase vorherrschendes Produkt. Sie vereint den Kunst- und Gebrauchscharakter. Nur selten verfolgen Künstler den Weg zur freien künstlerischen Plastik. Livio Seguso oder Luciano Vistosi sind hier bemerkenswerte Ausnahmen.
Die Ausstellung „Mythos Murano“ läuft vom 19. November bis zum 5. Oktober 2025. Die Glassammlung hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. An Heiligabend, 1. Weihnachtstag und Silvester ist geschlossen. Der Eintritt in das gesamte Museum beträgt 16 Euro, ermäßigt 12 Euro.
Museum Kunst Palast
Ehrenhof 4-5
D-40479 Düsseldorf
Telefon: +49 (0)211 – 566 42 100 |