Neue Struktur der Documenta | | Die Documenta hat sich eine neue Gesellschafterstruktur gegeben | |
Die Kasseler Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer gestrigen Sitzung eine Änderung des Gesellschaftervertrags der Documenta und Museum Fridericianum gGmbH beschlossen. Wichtigste Punkte darin sind die Einrichtung eines Wissenschaftlichen Beirats sowie die Erweiterung des Aufsichtsrates der Gesellschaft. Der Beirat soll aus sechs Personen bestehen und den Aufsichtsrat wie auch die Geschäftsführung fachlich unterstützen. Zudem soll er aktuelle gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskurse aufgreifen, die fachlich-kuratorische Vernetzung der Documenta fördern sowie internationale, „weltöffnende und plurale“ Perspektiven einbringen. Der Aufsichtsrat der Gesellschaft, der bisher aus der Stadt Kassel und dem Land Hessen besteht, wird um drei Mitglieder erweitert: Um zwei Vertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und um die vorsitzende Person des Wissenschaftlichen Beirats als nicht stimmberechtigtes Mitglied.
Sven Schoeller, Oberbürgermeister von Kassel, erklärt: „Basierend auf dem sehr fundiert durchgeführten Untersuchungsprozess und den daraus konsequent abgeleiteten Änderungsbeschlüssen von 2024, ist die Organisation nun für kommende Documenta-Ausstellungen deutlich gestärkt und ertüchtigt, um souverän und angemessen kritisch im Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und Schutz der Menschenwürde zu agieren. Der Schutz der künstlerischen Freiheit im Rahmen der Documenta wird verbunden mit einem klaren und anwendungssicheren Instrumentarium zur effektiven Abwehr und Positionierung der Institution gegen rassistische und antisemitische Haltungen.“
Die aktuellen Änderungen stehen in Zusammenhang mit den Antisemitismus-Eklat während der letzten Documenta 15 im Jahr 2022. Dem indonesischen Kollektiv Ruangrupa, das damals die künstlerische Leitung übernommen hatte, wurde mangelndes Bewusstsein für antisemitische Inhalte bei einigen Werken ihrer Auswahl vorgeworfen, was unter anderem den Rücktritt der damaligen Generaldirektorin Sabine Schormann zur Folge hatte. Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung soll nun die formale Umsetzung beginnen und idealerweise vor dem Arbeitsantritt der neuen Künstlerischen Leitung der Documenta 16, die für den Sommer 2027 geplant ist, abgeschlossen sein. |