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Stuttgarter Landespreis für Nevin Aladag

Der Landespreis für Bildende Kunst 2025 geht an Nevin Aladag

Nevin Aladag kann sich über mangelnde Aufmerksamkeit derzeit nicht beklagen. Nachdem sie erst Ende Oktober den Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung zugesprochen bekam, geht nun auch der baden-württembergische Landespreis für Bildende Kunst 2025 an die 1972 im türkischen Van geborene Künstlerin, die seit ihrem ersten Lebensjahr in Stuttgart aufwuchs und dem Land Baden-Württemberg durch ihre Ausstellungs- und künstlerische Tätigkeit verbunden blieb. Die engen Beziehungen zu Stuttgart zeigen sich etwa in ihrer Videoarbeit „Traces“ von 2015, die eine Hommage an die Stadt ist. „Es ging mir um Orte, an denen ich mich früher als Jugendliche selbst aufgehalten habe: die Königstraße, die Weinberge, der Schlossplatz, der Feuersee. Sie waren mir wie ein zweites Zuhause“, so Aladag über das Video.

Kunststaatssekretär Arne Braun lobte die Bildhauerin, Installations- und Performancekünstlerin: „Nevin Aladag gilt als Wegbereiterin neuer künstlerischer Positionen, sie ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen des Landes. Immer wieder schafft sie es, das Publikum durch Perspektivwechsel und Vielseitigkeit zu überraschen. Skulpturen, Installationen, Fotografien oder Performance – ihr Stil ist einzigartig. Ihre Arbeiten sind fröhlich, einladend, machen durch ihren integrierenden Charakter eines sichtbar: Unterschiedlichste Kulturen können zusammenwachsen, Menschen zueinander finden.“

Das sprach auch die fünfköpfige Jury an, die ihre multidisziplinäre Arbeit in den Bereichen Performance, Video, Skulptur und Sound hervorhob. Auf diese Weise kombiniere Aladag den Einfluss verschiedener Kulturen und schaffe eine Transferleistung in gesellschaftliche Identitäten. Weiter heißt es in der Jurybegründung: „In ihren Arbeiten sind es oftmals die Betrachtenden, die das Kunstwerk aktivieren, wodurch die Künstlerin ihr Publikum in ihre Kunst miteinbezieht und soziale Konstruktionen mit künstlerischen Ideen vereint. Dafür nutzt Nevin Aladag Muster und Ornamentik, um Verschiedenheit und Zugehörigkeit gleichermaßen zum Ausdruck zu bringen. Neben der visuellen Erfahrbarkeit ihrer Werke spielen der Sound und die Musik eine große Rolle. Sie verwebt zahlreiche Materialien, von Teppichen bis Sounderfahrungen zu einem Gesamterlebnis.“

Nevin Aladag hat von 1994 bis 2000 Bildhauerei bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Heute lebt sie in Berlin und lehrt seit 2019 als Professorin für Skulptur in Bewegung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Mit ihren intermedial geprägten Arbeiten, in denen Aladag häufig Klangelemente und Musik mit Artefakten, Ornamenten und Textilien unterschiedlicher kultureller Traditionen kombiniert und so Begriffe wie Heimat, Identität und Herkunft beleuchtet, war sie bei zahlreichen wichtigen Ausstellungen vertreten, etwa bei der Biennale in Venedig oder der Documenta in Kassel, und konnte sie in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen platzieren, darunter in der Pinakothek der Moderne in München, im Kunstmuseum Stuttgart, der Neuen Nationalgalerie in Berlin, dem Museum Tinguely in Basel oder dem Centre Pompidou in Paris.

Mit dem Landespreis für Bildende Kunst zeichnet das Land Baden-Württemberg Künstler*innen aus, deren Schaffen einen wichtigen Beitrag zur neueren Kunst mit überregionaler Anerkennung darstellt, die eine Weiterentwicklung auf höchstem Niveau erwarten lassen oder die bereits ein anerkanntes Lebenswerk aufweisen. Die Preisträger*innen müssen in Baden-Württemberg geboren sein oder einen Schwerpunkt ihres künstlerischen Schaffens in dem Bundesland haben. Der Landespreis für Bildende Kunst wird 2025 erstmals verliehen. Er tritt an die Stelle des Hans-Thoma-Preises, der letztmals 2023 vergeben und aufgrund von antisemitischen Äußerungen und der antifortschrittlichen Haltung seines Namensgebers umbenannt worden ist. Der neugestaltete Landespreis ist mit 25.000 Euro dotiert, wird alle zwei Jahre traditionell in der Gemeinde Bernau im Südschwarzwald überreicht und ist mit der Ausrichtung einer Preisträgerausstellung verbunden.


12.11.2024

Quelle: Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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