Umfangreiche Schau zu Ana Lupas in Vaduz | | Ana Lupas in ihrem Atelier in Cluj, 2023 | |
Das Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz präsentiert aktuell das Schaffen von Ana Lupas. Ihre Ausstellung „Intimate Space – Open Gaze“ zählt laut Kuratorin Letizia Ragaglia zu den bisher umfangreichsten Personalen der rumänischen Künstlerin. Die 1940 in Cluj geborene Ana Lupas gehöre seit den 1960er Jahren zu den herausragenden Figuren in der Kunst Osteuropas, so Ragaglia, die für die Schau zusammen mit der Künstlerin Arbeiten von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart ausgewählt hat. In ihrem frühen experimentellen Werk beschäftigte sich Lupas etwa mit Textilobjekten, Skulpturen, Installationen, Environments und Aktionskunst. Der Fokus der Ausstellung liegt auf zwei bisher unveröffentlichten Werkserien: Die zwischen 1974 und 1991 geschaffenen Skulpturen „Eyes“ und das „Self-Portrait“ von 2000.
Ana Lupas, die am Institutul de Arte Plastice „Ion Andreescu“, heute „Art and Design University“, in Cluj studierte, hat das in Rumänien 44 Jahre andauernde kommunistische Regime durchlebt. Bis 1989 nutzte das damalige System die Kunst für seine entmenschlichende totalitäre Ideologie, wodurch freies Experimentieren und Ausstellen stark erschwert wurde. Ana Lupas zog nie aus ihrer Heimatstadt fort, ließ sich aber auch nicht von den schwierigen politischen Umständen einengen und entwickelte ein radikales Œuvre. Sie engagierte sich für die Kunst, initiierte und leitete das Avantgarde-Kollektiv „Atelier 35“, das von 1980 bis 1989 einen prägenden und nachhaltigen Einfluss auf die junge Generation rumänischer Künstler*innen ausübte.
In ihren frühen Arbeiten nutzte Ana Lupas oft einfach zu beschaffendes Material wie Korn, Wolle, Wachs oder Textilien. Inspiration dafür fand sie in der Folklore und den jahrhundertealten Traditionen Rumäniens. Aus westeuropäischer Sicht sind Ähnlichkeiten zu wichtigen Bewegungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zur Konzeptkunst sowie zur Land Art, erkennbar. In der Serie „Eyes“ verweisen die runden Porzellankugeln mit aufgemalten Augen auf die Überwachung in der rumänischen Gesellschaft wie auch in anderen totalitären Regimen. In Vaduz blicken mehr als 20 dieser Oculi auf Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums, die Ana Lupas hierfür ausgewählt hat. Die Arbeit „Self-Portrait“ besteht aus 200 Plakaten, die zur Bewerbung ihrer 1998 in Ungarn laufenden Schau dienten. Per Siebdruck ist das Bildnis der Künstlerin zu sehen, die fast täglich eines der Plakate übermalte. Die Selbstporträts zeigen nicht nur den anhaltenden und beinahe obsessiven Dialog der Künstlerin mit sich selbst, sondern auch ihren Willen, eine staatlich vorgegebene Standardisierung durch Individualität zu überwinden.
Die Ausstellung „Ana Lupas. Intimate Space – Open Gaze“ läuft bis zum 16. März 2025. Das Kunstmuseum Liechtenstein hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt am Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr geschlossen. Der Eintritt kostet 15 Franken, ermäßigt 10 Franken und ist für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre, ebenso mittwochs für alle gratis. Der Preis für den begleitenden Katalog beträgt im Museum 35 Franken.
Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation
Städtle 32
FL-9490 Vaduz
Telefon: +423 – 235 03 00 |