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Das erträumte Meer in Lausanne

Alphonse Osbert, Soir antique, 1908

In seiner aktuellen Schau „Thalassa! Thalassa!“ widmet sich das Musée Cantonal des Beaux-Arts (MCBA) in Lausanne den Vorstellungswelten des Meeres. Die Ausstellung, die sich im Schnittpunkt von Kunst- und Kulturgeschichte bewegt, untersucht die Beziehung zum Meer, wie sie sich in Kunstwerken des 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigt. Die Kuratorinnen Catherine Lepdor, Camille de Alencastro und die Literaturdozentin Danielle Chaperon thematisieren den veränderten Blick auf das Meer und seine realen oder fiktiven Bewohner, sei es mit der Umgestaltung der Küsten, der Entwicklung der Schifffahrt sowie den Fortschritten in Geologie und Zoologie. Zu den Exponaten gehören Arbeiten von Arnold Böcklin, Edward Burne-Jones, René-Xavier Prinet, Albert Marquet, Maurice Pillard Verneuil, Jean Painlevé, Max Ernst, Marcel Broodthaers, Ad van Denderen, Lubaina Himid, Caroline Bachmann oder Sandrine Pelletier. Die Werke sind nach den Themen Küsten, Tiefen und Abgründe angeordnet.

Der Rundgang will den Besucher*innen verdeutlichen, „wie der kollektive Wunsch, das Geheimnis und die Schönheit der Ozeane zu bewahren, in einer emotionalen und ästhetischen Beziehung zur natürlichen Welt gründet, die in einer Bildergeschichte wiedergegeben wird“, so die Kuratorinnen. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Sujets der Küsten, Tiefen und Abgründe. Eine Ansicht der Wassersstadt Venedig mit mehreren Schiffen, Booten und Gondeln verewigte 1882 François Bocion in einem impressionistischen Duktus. Eine Ästhetisierung des Todes durch Ertrinken formulierte Paul Steck 1894/95 in seinem symbolistischen Unterwasserbild von Hamelts „Ophelia“, während Jean Francis Auburtin in seinen „Algen mit blauem Hai“ 1897 eher ein natürliches Leben im Wasser darstellte. Zurück in die erträumte Welt einer idyllisch-melancholischen Antike geht es mit Alphonse Osberts „Antikem Abend“ von 1908 den vier am Strand mit Lyra sehnsuchtsvoll blickenden Frauen.

Das Meer wird unterschiedlich wahrgenommen, dramatisiert, verfremdet oder auch dekonstruiert, wie etwa in der zeitgenössischen Kunst. Die Veränderungen fanden sukzessive statt und hatten ihren Ursprung zumeist in technischen Erfindungen, darunter dem Aquarium, der Taucherglocke und dem -anzug, dem Sehrohr oder Unterwasserfahrzeugen. All diese Gerätschaften definierten Sichtbares und Unsichtbares neu, veränderten die Perspektive und erlaubten neue Geschöpfe aufzuspüren. Schließlich kamen auch das Mikroskop, der Fotoapparat und die Filmkamera hinzu. Kunstschaffende thematisierten diese Umwälzungen und das neue Territorium zwischen Küste und Tiefsee. So präsentiert die Schau auch einen großen Kammstern, eine Seesternart aus der präparierten Sammlung des Naturkundemuseums, die meerjungfrauenhafte surreale Fotomontage „Jeanine mit Seemuschel“ von Pierre Boucher aus dem Jahr 1938 oder aktuelle Probleme, wie die Zerstörung der Korallenriffe in Margaret und Christine Wertheim bunter Häkelarbeit „Baden-Baden Satellite Reef“ von 2021/22.

Die Ausstellung „Thalassa! Thalassa!“ – Vorstellungswelten des Meeres“ läuft bis zum 12. Januar 2025. Das MCBA hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. An Heiligabend und Silvester schließt das Museum bereits um 17 Uhr und bleibt am 1. Weihnachtstag und Neujahr komplett geschlossen. Der Eintritt beträgt 15 Franken, ermäßigt 12 Franken und ist für unter 26jährige kostenfrei. Zu der Ausstellung erscheint eine Publikation für 29 Franken.

Musée Cantonal des Beaux-Arts
Place de la Gare 16
CH-1003 Lausanne
Telefon: +41 (0)21 – 316 34 45


25.10.2024

Quelle: Kunstmarkt.com/S. Hoffmann

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Alphonse Osbert, Soir antique, 1908
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Jean Francis Auburtin, Algues au requin bleu, 1897
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François Bocion, Venise, 1882
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Pierre Boucher, Jeanine à la conque, 1938
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Sandrine Pelletier, The Drowned World, 2024
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René-Xavier Prinet, La Plage de Cabourg, 1910
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Paul Steck, Ophélie, 1894/95
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Margaret und Christine Wertheim, Baden-Baden Satellite Reef,
 2021/22
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