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Die Berliner Gemäldegalerie würdigt den niederländischen Porträt- und Genremaler Frans Hals mit einer umfassenden Ausstellung

Was gibt es denn da zu lachen?



Frans Hals, Der lachende Kavalier, 1624

Frans Hals, Der lachende Kavalier, 1624

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte die britische Presse im Jahr 1865 eine Kunstauktion in Paris. Grund dafür war „Der lachende Kavalier“, ein Hauptwerk des niederländischen Malers Frans Hals. Nach einem heftigen Bietergefecht zwischen dem Baron James de Rothschild und Richard Seymour-Conway, 4. Marquess of Hertford, konnte letzterer schließlich für horrende 51.000 Francs das Gemälde ersteigern. Dies überstieg alle bislang für Hals’ Gemälde gezahlte Summen um ein Vielfaches. Hinsichtlich der Reputation des Künstlers bedeutete der Zuschlag einen Wendepunkt. Denn ab dem 18. Jahrhundert genossen seine Werke aufgrund der Abkehr von traditionellen Posen zugunsten einer spontanen Realitätsnähe den Ruf als zweit- und nachrangig. Schon im Jahr 1888 wurde „Der lachende Kavalier“ unter diesem Titel in der Royal Academy öffentlich ausgestellt und befindet sich heute in der Londoner Wallace Collection, die ihn nun erstmals auf Reisen schickt. Leicht nach links gedreht und stark in den Vordergrund gerückt, präsentiert Hals einen bislang nicht identifizierten jungen Mann im Halbfigurenporträt, dessen prächtige Gewandung in neuester französischer Luxusmode auffällt. Verschmilzt lächelnd, strahlt er mit seinen rosafarbenen Wangen und dem schwungvollen Schnauzbart Charme, Übermut, Eitelkeit und Unbeständigkeit aus.


Nun ist der „Der lachende Kavalier“ in Berlin eingetroffen und ziert die fulminante Schau „Frans Hals. Meister des Augenblicks“ in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen. Aber nicht nur Persönlichkeiten der Oberschicht bannte der Porträt- und Genrespezialist auf Leinwände. Der Besucher trifft auf Kinder, Reisende und Randgruppen der damaligen Gesellschaft, wie Fischer, Schausteller, Musiker, Komödianten und geistig beeinträchtigte Menschen, oder steht vor Darstellungen der Evangelisten. Diese Bilder erregen Anteilnahme durch virtuose Farbaufträge, genaue Beobachtungen und einen betonten Frohmut, Charakteristika, die man lange als nachlässig, sorglos und zu rasch gemalt aufgefasst hat. Damit überspielte Frans Hals die Nöte der Zeit. Denn das sogenannte „Goldene Zeitalter“ war alles andere als golden. Zwar brachte das Erstarken der Niederlande als See- und Handelsmacht im 17. Jahrhundert manchen Menschen extremen Wohlstand. Doch basierte er auf Unterdrückung und Sklaverei. Kriege und Gewalt waren damals an der Tagesordnung. Zudem existierte eine breite Schicht sozial schlecht gestellter Leute.

Auch Frans Hals hatte es nicht einfach: Schon kurz nach seiner Geburt um 1582/84 in Antwerpen besetzten die katholischen Spanier die Stadt. Viele protestantische Familien, darunter auch jene von Frans Hals, flohen in die tolerante Republik der Vereinigten Niederlande. Nunmehr in Haarlem heimisch, absolvierte er eine Lehre beim Maler Karel van Mander und wurde 1610 Mitglied der Malerzunft. Damit konnte er sich als selbständiger Meister mit eigener Werkstatt etablieren. Es ist überliefert, dass ab 1662 die Gemeinde Haarlem ihn zur Bestreitung des Lebensunterhaltes finanziell unterstützen musste. Für den 1. September 1666 ist sein Begräbnis in der Haarlemer St. Bavo-Kirche dokumentiert. In zwei Ehen zeugte er 14 Kinder, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten und fünf ebenfalls den Beruf des Malers ergriffen.

In Berlin gelang es dem Kuratorenduo Katja Kleinert und Erik Eising, 47 Werke von Frans Hals inklusive einiger Gemeinschaftsarbeiten und zusätzlich 30 Bilder anderer Künstler zusammenzutragen. Von insgesamt rund 220 Hals zugeschriebenen Werken gehören neun zum Bestand der Berliner Gemäldegalerie. Im Gegensatz zu den vorherigen Stationen in London und Amsterdam, die ausschließlich Werke von Frans Hals präsentierten, weitet sich die Berliner Schau um vergleichende Arbeiten von Schülern und Werkstattmitarbeitern sowie um Impressionisten und Realisten späterer Generationen, die sich von Hals’ Schaffen nachhaltig inspirieren ließen. Durch eine griffige Untergliederung der Schau in sieben chronologisch und thematisch zusammengestellte Abschnitte gelingt es, wesentliche Aspekte der malerischen Entwicklung, Varianten seiner Sujets sowie dessen Vorbildfunktion für nachfolgende Epochen dem Publikum anschaulich zu vermitteln.

Zu Beginn des Parcours wird der Bruch mit gängigen Konventionen deutlich. Überaus kostbar gewandet, stellt Frans Hals in einem frühen, um 1619/29 entstandenen Auftragsbildnis das aus einem vermögenden Haus stammende Kleinkind Catharina Hooft vor, und zwar gleichberechtigt neben ihrer in ein schwarzes Kleid gehüllten Amme. Subtile flüchtige Bewegungen weisen auch zwei in souveräner Malweise gehaltenen Tondi mit lachenden Kindergesichtern auf. Die beiden Knaben mit Weinglas und Flöte hat Hals eigenwillig in silbrig schimmernder Tonalität und rauer Manier mit zügigen breiten Pinselstrichen ausgeführt. Ebenfalls aus dem Jahr 1627 stammt ein kleinformatiges Porträt des wenig toleranten calvinistischen Theologen Johannes Acronius. Im Rahmen eingehender Nachforschungen und neu entdeckter Dokumente konnte das skizzenhafte Bildnis mit dem Anflug eines Lächelns definitiv Frans Hals neu zugeschrieben werden. Allesamt gruppieren sie sich um die Halbfigur eines „Fröhlichen Trinkers“, ein Werk, das zwischen Porträt und Genrebild wandelt. Skizzenhaft stellte ihn Hals im Jahr 1629 lächelnd mit entblößten Zähnen dar – damals völlig unzeitgemäß.

Hals schuf sowohl für den freien Markt als auch für vermögende Auftraggeber, darunter reiche Kaufleute, Gelehrte, Theologen. Ab den 1630er Jahren griff sein freier Malstil auch auf Auftragsbildnisse über. Die Schau versammelt dazu eine Reihe ausdrucksstarker Beispiele, unter denen das aus der Prager Nationalgalerie ausgeliehene Bildnis des Jasper Schade zu den Meisterwerken gehört. Spontan in frischer Lebensnähe und losgelöst von tradierten Posen hingeworfen, vermittelt die treffende Charakterisierung des 22 Jahre alten selbstbewussten Junggesellen dessen Vorlieben für exklusive Kleidung. Zehn Jahre zuvor entstand um 1635 das Bildnis eines Mannes, der in umgedrehter Haltung aus dem Bild schaut. Er stützt den rechten Arm auf die in den Vordergrund gerückte Rückenlehne eines Stuhls, eine oft von Hals bevorzugte Konstellation. Die von den Amsterdamer Experten vorgenommene Zuschreibung, dass es sich dabei um ein Porträt des Bürgermeisters Jan van de Poll handelt, wird von den Berliner Fachleuten jedoch nicht gestützt.

Von den in Haarlem neu ansässig gewordenen Künstlern nahmen viele ihre flandrischen Gepflogenheiten mit. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit anderen Kollegen. Frans Hals beteiligte sich an Gemeinschaftswerken, in denen er beispielsweise die Figur malte und Stillleben oder Landschaften anderen überließ, etwa bei einer „Obstverkäuferin“. Auch das größte Werk der Ausstellung, das „Schützenstück“, geht auf eine wenn auch ungewollte Zusammenarbeit mit einem anderen Maler zurück. Die in einem Monumentalbild dargestellte, vielfigurige freiwillige Bürgerwehr des XI. Bezirks in Amsterdam vollendete der Maler Pieter Jacobsz Codde, da es mit Frans Hals während der Arbeit an der „Mageren Kompagnie“ zu einem Zerwürfnis kam. Alle Mitglieder der Schützengilde hatten übrigens für ihr Abbild zu zahlen. Ganzfigurig im Vordergrund präsent zu sein, kostete mehr als ein Platz in der hinteren Reihe.

Breiten Raum nehmen im weiteren Verlauf Porträts von Außenseitern der Gesellschaft ein. Ein Markenzeichen von Frans Hals, das Lächeln, ist stets präsent, etwa bei einem seiner bekanntesten Werke, dem „Lautenspieler“ aus dem Louvre. Bei den einfachen, oft bitterarmen Porträtierten ging der Maler in seiner beispiellos individuellen Illustration voll auf. Die in diesen Tronies dargebotenen Verhaltensweisen wie Trunkenheit oder ansteckendes Lachen schuf der Künstler für den freien Markt; sie erfreuten sich auch dank günstiger Preise großer Beliebtheit. Ein eigenes Kapitel stellt Bildnisse der geistig beeinträchtigten Trinkerin „Malle Babbe“ zusammen. Ihre Inszenierung in der Form einer Momentaufnahme erscheint derart ungewöhnlich frei, was Gustave Courbet 1869 zu einer Kopie animierte. Religiösen Sujets war Hals weniger zugeneigt. Lediglich eine Serie von Evangelisten findet sich in seinem Œuvre, von denen Lukas und Matthäus die Auswahl bereichern. Diese Bilder gehören zur Sammlung des Kunstmuseums in Odessa, dessen Bestand zur Zeit aus Sicherheitsgründen in Berlin verwahrt wird.

Gegen Ende gewährt die Berliner Ausstellung einen Blick in die Werkstatt des Meisters. In über 50jähriger Tätigkeit arbeitete eine große Schar von Lehrlingen und Beschäftigten in seinem Atelier. Fast alle setzten sich stilistisch und thematisch von ihm ab. Eine Ausnahme bildete Judith Leyster, dessen 1874 von der Gemäldegalerie erworbenes Gemälde „Der lustige Zecher“ zunächst für ein Werk von Frans Hals galt. Aber auch der zeitweise in der Werkstatt tätige Adriaen Brouwer übernahm dessen skizzenhaften Malstil und das zurückhaltende Kolorit. Zu guter Letzt wird die Vorreiterrolle von Hals in den Blick genommen. „Frans Hals hat genauso gemalt wie ich (...) Ich brauche mich gar nicht zu verstellen“, äußerte Lovis Corinth im Jahr 1907. Dies zeigt, wie sehr sich nachfolgende Realisten und Impressionisten für die fragmentarisch verkürzte Malweise und die realitätsnahen Sujets begeisterten. Deutliche Anleihen machte etwa Max Liebermann 1878 in seinem „Bildnis des Sanitätsrates Dr. Jacob Sachs“. Lange Zeit nur von Schwarz-Weiß-Fotografien bekannt, konnte Liebermanns Porträt nun erstmals aus Privatbesitz entliehen und öffentlich ausgestellt werden. Dessen kraftvoller, freier Pinselduktus und die ins Bild gerückte Stuhllehne mit dem entspannt darüber gelegten Arm des freundlichen älteren Herrn mit Zigarre sind dem von Hals gefertigten „Bildnis eines Mannes mit Schlapphut“ zum Verwechseln ähnlich, das wiederum von Lovis Corinth kopiert wurde. Wenn es da nichts zum Schmunzeln gäbe.

Die Ausstellung „Frans Hals. Meister des Augenblicks“ ist bis zum 3. November zu sehen. Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 16 Euro, ermäßigt 8 Euro. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog im Hatje Cantz Verlag erschienen, der im Museumsshop 39 Euro, im Buchhandel 50 Euro kostet.

Kontakt:

Gemäldegalerie

Stauffenbergstraße 40

DE-10785 Berlin

Telefax:+49 (030) 266 21 03

Telefon:+49 (030) 266 21 01

Startseite: www.smb.museum



23.07.2024

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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Frans Hals, Der Evangelist Matthäus, um 1625
Frans Hals, Der Evangelist Matthäus, um 1625







Frans Hals, Der Evangelist Matthäus, um 1625

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Max Liebermann, Bildnis des Sanitätsrats Dr. Jacob Sachs, 1878

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Frans Hals, Junger Mann mit Totenkopf (Vanitas), um 1627

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Frans Hals, Bildnis des Isaac Abrahamsz Massa, 1622

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Frans Hals, Porträt eines Paares, vermutlich Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen, um 1622

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Frans Hals, Peeckelhaering (Der lustige Zecher), um 1625

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Frans Hals, Singender Knabe mit Flöte, um 1627

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Frans Hals, Ein Schütze mit einem Birchmeier, bekannt als „Der fröhliche Trinker“, um 1629

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Judith Leyster, Der lustige Zecher, um 1629

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Wilhelm Leibl, Junge mit Halskrause, um 1869/70

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Frans Hals, Lachender Junge, 1630

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Frans Hals, Junge Frau („La bohémienne“), um 1632

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