Halb Rubens, halb Herri met de Bles bei Sotheby’s  |  | Herri met de Bles und Peter Paul Rubens, Die Heilige Familie mit Johannes dem Täufer in einer weiten Landschaft | |
Bei der Auktion mit Kunst Alter und Neuerer Meister wartet Sotheby’s am 3. Juli in London mit einigen Schmankerln auf, darunter einer wiederentdeckten Landschaft, die mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Sammlung von Peter Paul Rubens stammt. Dabei handelt es sich um eine „Heilige Familie mit Johannes dem Täufer“ von Herri met de Bles aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Rubens ließ es sich nicht nehmen, die Figuren seines flämischen Vorgängers zu überarbeiten, wie es auf einer Infrarotaufnahme deutlich wird. Die ungewöhnliche, in die Ferne immer weniger Farbkraft ausstrahlende Landschaft ließ er hingegen unberührt. Damit ist das Gemälde nicht nur ein seltenes Werk von Herri met de Bles, sondern weist auch eine illustre Künstlerprovenienz mit Rubens-Korrekturen auf.
Der um 1500/10 geborene Herri met de Bles, der als einer der erfolgreichsten Maler des zu seiner Zeit noch jungen Genres Landschaft gilt, malte seine „Heilige Familie“ mit fein ausnuancierten aufragenden Gesteinsformationen. Peter Paul Rubens sammelte Werke anderer Künstler und nutzte die dort gefundenen Ideen für seine eigene Malerei. Hier aber formte er die zentralen Figuren um, die vermutlich nicht von Bles selbst, sondern von einem anderen, anonymen Künstler gemalt wurden. Entsprechend findet sich in diesem Gemälde ein seltener Dialog von drei Meistern ihrer Epoche (Taxe 600.000 bis 800.000 GBP).
Rund 50 Jahre älter als Herri met de Bles war der in Ulm ansässige Maler Bartholomäus Zeitblom, der um 1500 die Stifter eines Altars auf zwei Holztafeln verewigte: Wilhelm von Schwendi und Barbara Krafft von Dellmensingen, die das mehrteilige Retabel in der St.-Anna-Kapelle im oberschwäbischen Schwendi aufstellen ließen. Die Nachfahren der 1538 verstorbenen Adeligen entfernten 1758 die beiden Seitentafeln mit den betenden und schwarz gekleideten Stiftern und hüteten sie bis heute. Da Werke Zeitbloms auf dem Kunstmarkt kaum zu finden sind, liegt der Preis bei 400.000 bis 600.000 Pfund. Aus Deutschland beteiligt sich zudem Hans Süß von Kulmbach mit dem Renaissance-Portrait eines vornehm gekleideten Mannes, der mit dem Nürnberger Juristen und Diplomaten Christoph Scheurl identifiziert wird (Taxe 100.000 bis 200.000 GBP).
Weitere Toplose der Auktion sind eine charakteristische „Madonna mit Kind“ aus dem Spätwerk Sandro Botticellis, an der um 1490 auch seine Werkstatt mitgearbeitet hat (Taxe 3 bis 5 Millionen GBP), und zwei Venedig-Veduten Giovanni Antonio Canals aus den 1740er Jahren: die Pendants zeigen die teils heute nicht mehr existenten Kirchen „Redentore und San Giacomo“ auf der Giudecca sowie das „Gefängnis mit der Seufzerbrücke“, das von keinem anderen Werk des Venezianers bekannt ist (Taxe 2,5 bis 3,5 Millionen GBP). Herausragend beim 19. Jahrhundert ist ein dramatischer Kampf auf einer Brücke von Arnold Böcklin, der sich damit in die lange ikonografische Tradition der „Schlacht an der Milvischen Brücke“ stellt (Taxe 800.000 bis 1,2 Millionen GBP). |