 |  | Die Abtei Brauweiler wird 1000 Jahre alt | |
Der Legende nach legte das lothringische Pfalzgrafenpaar Mathilde, Tochter Kaiser Ottos II. und dessen Frau Theophanu, und Ehrenfried, genannt Ezzo, auf dem Weg nach Köln eine Rast ein. Während Mathilde unter einem mutmaßlich heute noch vorhandenen Maulbeerbaum einschlief, hatte sie die göttliche Eingebung, an diesem Ort ein Kloster zu gründen. Sie übernahm Reliquien aus Rom und ließ zunächst einfache Bauten errichten. Am 14. April 1024 trafen sieben Benediktinermönche auf ihrem Hofgut Brauweiler ein. Die Tochter des Stifterpaares, die spätere polnische Königin Richeza, erweiterte die Anlage erheblich. Kaiser Karl V. räumte dem Kloster 1547 weitere Rechte ein; seither durfte es das Ehrenprädikat „Reichsabtei“ führen. Der letzte Abt Anselm Aldenhoven ließ schließlich große Teile des Ensembles nach Plänen des Architekten Nikolaus Lauxen zwischen 1780 bis 1785 im spätbarocken Stil ausbauen, die bis heute maßgeblich das Erscheinungsbild beherrschen.
Noch immer dominieren die gewaltigen Klostergebäude, die erst im Laufe der Jahrhunderte ihre heutige Ausdehnung erreichten, den Pulheimer Ortsteil Brauweiler nordwestlich von Köln. Direkt ans Ortszentrum grenzt die schlossähnliche Vierflügelanlage, durch deren Mitteltrakt man in den Prälaturhof gelangt. Hier liegen die prunkvollen und spielerisch verzierten Repräsentationsräume wie der Kaiser- und der Abtsaal im Westen, während der Nordtrakt die Abtswohnung samt Kutschenremise und der Südtrakt Gästezimmer aufnahmen. Der östliche Trakt mit Küche und Refektorium wurde lediglich barock verkleidet; an einigen Durchbrüchen ist die romanische Fassade noch zu erkennen.
Dahinter schließt sich der älteste erhaltene Teil um den Marienhof mit den zwei romanischen Flügeln des Kreuzganges an. Auch der Kapitelsaal aus dem zwölften Jahrhundert existiert noch heute. Ebenfalls unzerstört geblieben ist die als Nachfolgebau mehrerer Vorgänger zwischen 1136 und 1225 errichtete Abteikirche St. Nikolaus. Hier begegnet man mehreren stilistischen Ausrichtungen. Um 1514 entstand das gotische Deckengewölbe. Das Chorgestühl und die Orgel stammen aus der Barockzeit. Nach Entwürfen von Franz Pauli wurden 1965 neue Fenster eingesetzt. Keinesfalls sollte man einen Blick in die 1051 geweihte Krypta versäumen, dessen Gewölbe auf stämmigen Säulen mit Würfelkapitellen ruht.
Nach Auflösung des Klosters im Jahr 1802 stand es bis 1809 leer, dann wurde es zum „Bettlerdepot“ und mit der Übernahme durch die Preußische Verwaltung 1815 zur Arbeitsanstalt umfunktioniert, die bis 1969 bestand. Straffällige Menschen sollten hier umerzogen werden. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche. Während des Dritten Reiches wurden die Gebäude zur Unterbringung von Häftlingen genutzt. Prominentester Insasse des Gestapo-Gefängnisses war Konrad Adenauer. Nach 1969 folgte das psychiatrische Landeskrankenhaus als Nutzer, das aber nach diversen Skandalen 1978 schließen musste. Der Landschaftsverband Rheinland entschloss sich, die Abtei im barocken Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts wiederherzustellen. Für 80 Millionen Mark geschah dies zwischen 1978 und 1986 mit dem Ziel, die Abtei Brauweiler zu einem modernen Kultur- und Dienstleistungszentrum zu ertüchtigen. Heute haben hier insbesondere das Amt für Denkmalpflege im Rheinland, die Stiftung Kunstfonds, das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum sowie weitere Kulturinstitutionen ihren Sitz.
Im nunmehrigen Jubiläumsjahr treten noch einige Dinge hinzu. Bereits am 6. Juni dieses Jahres eröffnete die Gedenkstätte im Keller des Frauenhauses der ehemaligen Arbeitsanstalt. In den dort erhaltenen Arrestzellen erzählt eine überarbeitete Ausstellung vom Leid der hier inhaftierten Menschen. Am 28. Juni wird im Gierden-Saal der Abtei eine neue Dauerausstellung eröffnet. Unter dem Titel „1000 Jahre Abtei Brauweiler – Ein Ort rheinischer Geschichte“ bringt sie knapp und präzis wesentliche Phasen der Abteigeschichte auf den Punkt. Last but not least wurde anlässlich des Jubiläums der Klostergarten der Abtei revitalisiert. Vor einer Terrasse mit spanischen Steineichen samt ihren typischen Baldachindächern knüpft der Garten nun in einer abgestuften Anlage nach monastischen Ideen an traditionelle Vorbilder an.
Alle Ausstellungen sind dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr kostenlos zu besichtigen. |