Vuillard-Gemälde bleibt Neuss erhalten  |  | Edouard Vuillard, La Promenade. Le Square de Batignolles, um 1898/99 | |
Das Clemens-Sels-Museum in Neuss kann ein von den Nazis geraubtes Kunstwerk nach einer gütlichen Einigung mit den Nachfahren des vormaligen jüdischen Besitzers weiterhin präsentieren. Dabei handelt es sich um das Gemälde „La Promenade. Le Square des Batignolles“ des französischen Malers Edouard Vuillard. Heute wurde dazu in einem symbolischen Akt das hochformatige Bild mit einer intimen Mutter-Kind-Szene aus dem kleinen Park in Paris von Francine Kahn und Raphaël Falk, den Erb*innen Armand Dorvilles, an das Museum übergeben. Mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Kulturstiftung der Länder wurde ihnen im Rahmen einer fairen und gerechten Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien auf Grundlage eines Wertgutachtens eine Entschädigung in Höhe von 300.000 Euro gezahlt.
Vuillards Gemälde gehörte zu den rund 400 Objekten der Kunstsammlung von Armand Dorville. Im Zuge der Provenienzforschung wurde festgestellt, dass das Bild zusammen mit weiteren Kunstwerken aus dem Besitz des 1941 kinderlos verstorbenen Rechtsanwalts im Juni des darauffolgenden Jahres bei einer Versteigerung in Nizza veräußert wurde. Die Auszahlung des Auktionserlöses blieb den Erbinnen und Erben aber verwehrt; fünf von ihnen wurden aus Frankreich deportiert und in Auschwitz ermordet. 1962 erwarb Irmgard Feldhaus, die damalige Direktorin des Clemens-Sels-Museums, das Gemälde in der Pariser Galerie Berri-Lardy & Cie für 200.000 Mark und baute mit ihm die museumseigene Sammlung zur Kunst des Symbolismus weiter aus.
Edouard Vuillard gehörte zu der 1889 in Paris gegründeten Künstlergruppe „Nabis“, die vom französischen Symbolismus, den englischen Präraffaeliten sowie dem japanischen Farbholzschnitt beeinflusst war. „La Promenade. Le Square des Batignolles“ zeichnet sich insbesondere durch die für Vuillard typische Ausschnitthaftigkeit der Komposition, das alltägliche Sujet und das zurückhaltende Kolorit aus. Das schmale Hochformat ist charakteristisch für die „Nabis“, die sich an flächendekorativen Arbeiten der japanischen Kunst orientierten. Das Gemälde wird künftig in der Dauerausstellung des Clemens-Sels-Museums zu sehen sein und fügt sich thematisch in den Sammlungsschwerpunkt des Symbolismus ein, der in dieser Form einzigartig in der deutschen Museumslandschaft ist. |