Frankfurt erinnert an Louise Rösler  |  | in der Ausstellung „Paris, Königstein, Berlin. Louise Rösler (1907-1993)“ | |
Louise Rösler dürfte heute nur noch wenigen ein Begriff sein. Das will das Museum Giersch der Goethe-Universität in Frankfurt am Main nun ändern und stellt das Werk der 1907 in Berlin geborenen Künstlerin in einer umfassenden Retrospektive vor. Dazu hat Susanne Wartenberg über 160 Leihgaben an Gemälden, Collagen, Farb- und Filzstiftzeichnungen, Aquarellen, Gouachen, Pastellen, Druckgrafiken und skulpturalen Arbeiten zusammengetragen und präsentiert Rösler reiches und vielseitiges Schaffen, das sich laut Wartenberg immer wieder durch überraschende Techniken und Materialien ebenso wie durch eine kraftvolle Individualität und Eigenständigkeit auszeichne. „Das Werk von Louise Rösler überzeugt in seiner sinnlich-künstlerischen Qualität und ist reich an Erfindungsgeist“, so Wartenberg weiter, die die Exponate in einer chronologisch-thematischen Abfolge inszeniert hat.
Louise Rösler stammte aus einer Künstlerfamilie und absolvierte ihre Ausbildung an der Privatkunstschule von Hans Hofmann in München sowie an den Berliner Staatschulen für freie und angewandte Kunst, hier in der Klasse von Karl Hofer. Ausgedehnte Studienaufenthalte in Paris, Südfrankreich, Spanien und Italien schlossen sich an, was unter anderem in ihrem farbintensiven, an dem ornamentalen Verständnis von Henri Matisse geschulten Gemälde „Mein Pariser Zimmer“ aus dem Jahr 1934 deutlich wird. Ein Jahr zuvor war sie schon nach Deutschland zurückgekehrt und hatte sich in ihrer Heimatstadt Berlin niedergelassen. Die quirlige Metropole wurde in dieser Zeit zum bestimmenden Motiv in Röslers Malerei, was sich in ihrem noch gegenständlichen Werk „Alexanderplatz mit Berolina im Schnee“ von 1935 spiegelt.
1943 wurde Louise Rösler mit ihrer kleinen Tochter nach Königstein im Taunus evakuiert, nachdem die Berliner Atelierwohnung der Familie durch einen Bombenangriff komplett zerstört worden war. Trotz der schwierigen Umstände gelang Rösler in Königstein die Wiederaufnahme ihrer künstlerischen Tätigkeit. Ihre vormals figurativ geprägten Malereien wurden nun zunehmend abstrakter, Farbe und Form entfalteten sich autonom. So sind ihre „Komposition mit rotem Mond“ von 1952 und die „Landschaftliche Komposition“ von 1956 dynamisch in einzelne Farbsegmente aufgesplittert und erinnern an die Kunst von Ernst Wilhelm Nay. Zudem entdeckte Rösler die Collage als neue Ausdrucksform und integrierte Materialien des Alltagslebens, wie Bonbonpapier, Blisterpackungen, Zeitungen sowie plastische Teile aus Holz, Metall und Plastik, in ihre Arbeiten. 1959 kehrte sie in ihre Heimatstadt Berlin zurück. Hier setzte Rösler ihre künstlerische Tätigkeit teils in noch freierer Form, teils wieder mehr gegenstandsbezogen bis kurz vor ihrem Tod 1993 fort.
Die Ausstellung „Paris, Königstein, Berlin. Louise Rösler (1907-1993)“ ist bis zum 25. August zu sehen. Das Museum Giersch hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Personen unter 18 Jahren und Schulklassen erhalten freien Eintritt. Der Ausstellungskatalog aus dem Wienand Verlag kostet im Museumshop 29 Euro.
Museum Giersch
Schaumainkai 83
D-60596 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 – 633 04 128 |