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Die Produzentengalerie Hamburg zeigt unter dem Titel „27 Hochzeiten & ein Todesfall“ eine mannigfach aufgeladene Ausstellung von Christoph Blawert

Die vielen Facetten des Christoph B.



Frühmorgens, wenn sich die ersten Sonnenstrahlen über die sanften Hügel des Pays d’Auge legen, macht sich Christoph Blawert gerne auf, um sich in der freien Natur ein Plätzchen zum Malen zu suchen. In der Normandie, wo die Landschaft weniger spektakulär ist als in der zerklüfteten Bretagne, hat der 1981 in Offenburg geborene Künstler einen Ort gefunden, der für seine besondere Darstellung von Landschaftsbildern in Pleinairmalerei geradezu prädestiniert ist. Gleich neben dem mondänen Badeort Deauville liegt das wesentlich beschaulichere Städtchen Trouville mit seinem weiten Strand. Hier hat Christoph Blawert seit 2019 viele seiner landschaftlichen Motive entdeckt, an hellen Frühlingstagen ebenso wie im warmtonigen Licht des Sommers oder im wolkenverhangenen Winter: Heckenlandschaften, Waldstücke, einsam gelegene normannische Häuser und Strandvillen im Tudorstil, einen Apfelbaum mit rosa Blüten. Dabei geht es ihm jedoch weniger um die genaue Ausarbeitung der Motive, als vielmehr um das Arrangement des Farbauftrags.


Unter dem Titel „27 Hochzeiten & ein Todesfall“ präsentiert die Produzentengalerie Hamburg jetzt die vierte Einzelausstellung des mit der Galerie eng verbundenen Künstlers. Christoph Blawert, der an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Norbert Schwontkowski und Anselm Reyle studiert und dort 2010 sein Studium mit dem Diplom abgeschlossen hat, führte alle Bilder in Ölfarbe auf Karton im erweiterten Postkarten- bzw. Grußkartenformat von 18 auf 12 Zentimeter aus. Sie entstehen „alla prima“, das heißt, die Ölfarbe wird in einem Arbeitsgang direkt und deckend in relativ raschen Pinselstrichen aufgetragen. Auf Retuschen, Über- und Untermalungen, Wegwischungen und andere Korrekturtechniken verzichtet Blawert dabei zugunsten einer spontanen Gestaltungsweise.

Ähnlich wie die Maler des Impressionismus fängt auch Christoph Blawert in seinen in der Natur entstehenden Bildkompositionen die magische Stimmung des Augenblicks sowie die besondere Strahlkraft des Lichts ein. Den Betrachter*innen eröffnet er so einen unmittelbaren Zugang zu seiner sinnlichen Wahrnehmung im Moment des Malens. Damit steht er einerseits in der Tradition so berühmter Künstlerkollegen wie Claude Monet, Alfred Sisley, Pierre-Auguste Renoir, Camille Pissarro, Paul Cézanne oder Vincent van Gogh, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenfalls in der Normandie mit dem Impressionismus eine die Malerei revolutionierende neue Stilrichtung begründeten, aber auch Parallelen zu den erst in den letzten Jahren entstandenen Landschaftsdarstellungen des in der Normandie residierenden, 44 Jahre älteren britischen Malers David Hockney lassen sich finden. Hockney jedoch malt in der Natur auf dem digitalen iPad, Christoph Blawert hingegen bevorzugt klassisch analog Pinsel, Palette und Ölfarbe.

Blawert liebt die nomadische Lebensweise. Er führt das vagabundierende Leben eines malenden Flaneurs, der auch schon mal eine spontane Ausstellung am Strand von Deauville auf einer Parkbank organisiert. Dazu gehören lange Spaziergänge am Meer, Übernachtungen in der freien Natur, um sich beim allerersten Morgenlicht ein optimales Plätzchen zum Malen zu suchen, der gedankenverlorene Blick in die Wolken, der sich dann in nahezu abstrakten Himmelsdarstellungen widerspiegelt, gelegentliche Gespräche mit Passanten oder auch das stundenlange Verweilen und Schreiben in einem Café in Antwerpen, seinem derzeitigen Wohnsitz. Einen Teil der Exponate in der Produzentengalerie malte Christoph Blawert auch in Schleswig-Holstein, andere wiederum während einer Wanderung am Rhein. Deren Titel verweisen stets auf die Orte ihres Entstehens: „Andernach“, „Loreley“, „Rüdisheim“, wobei die teils inkorrekte Schreibweise zu den Markenzeichen des Künstlers gehört.

Der Titel der Schau „27 Hochzeiten & ein Todesfall“ rekurriert in ironischer Verdrehung auf die Liebeskomödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ von 1994 mit Hugh Grant in der Hauptrolle. Die kleinformatigen Arbeiten verzichten auf Darstellungen von Personen. Sie sind im Ausstellungsraum friesartig in Form eines fortlaufenden Bandes angeordnet und erlauben den Betrachtenden daher die Möglichkeit des unmittelbaren Vergleichs – gerade auch im Akt des langsamen Vorbeischreitens. Diese konzeptartige Präsentationsweise schafft dabei en passant und unverkrampft so etwas wie einen Gerhard Richter-Moment.

Das große Diptychon, das außer Sichtweite der Landschaftsszenen im Büroraum der Produzentengalerie hängt, zeigt dagegen auf der rechten der beiden Leinwände das Bild einer weiblichen Leiche im Gras. Die junge Frau mit zerrissener Strumpfhose ist offenbar das Opfer eines Lustmordes. Dieses verstörende Werk bildet den im Titel als „Todesfall“ deklarierten Kontrapunkt zu den im landläufigen Sinne „schönen“ Landschaftsdarstellungen im Hauptausstellungsraum. Die großformatige Arbeit trägt den Titel „Nachts im Park“. Wer sich im Raum ein wenig umschaut, wird schnell auf die Vorlage für dieses Gemälde stoßen. Es handelt sich um das Cover einer abgegriffenen Taschenbuchausgabe des Kriminalromans „Ich werde auf eure Gräber spucken“ von Boris Vian (1920-1959) in niederländischer Sprache. Ähnlich wie Richard Prince oder andere Vertreter*innen der Appropriation Art und der Pictures Generation benutzt Christoph Blawert hier eine gefundene Vorlage, um diese in ein eigenes Werk zu übersetzen.

Typisch für den Künstler ist auch seine Vorliebe für bühnenbildhafte Settings im Ausstellungsraum. Diese lebt er auch in der aktuellen Ausstellung aus. So hat Blawert auf drei übereinander montierten, hölzernen Bilderleisten diverse Artefakte wie kleine Gemälde, Zeichnungen, Postkarten, bedruckte Streichholzschachteln, Lesezeichen, Sticker, selbst gestaltete Buch- und Magazincover, die Swing-Platte „After Midnight“ von Erroll Garner, Masken mit dem eigenen Konterfei, Scherzartikel und eine blaue Schirmmütze mit dem Aufdruck „I love Kiel“ arrangiert.

Wer noch tiefer in den Kosmos Blawert eintauchen möchte, der sollte sich vertrauensvoll an die Galeristen wenden. Es ist Christoph Blawerts nomadischer Lebensweise geschuldet, dass sich sein Archiv quasi in den Schubladen der Produzentengalerie befindet. Hier sind etliche andere Artefakte und Memorabilia von längst vergangenen Ausstellungen an so ungewöhnlichen Orten wie Parkbänken, Hotelzimmern oder Kneipen versammelt. Was auf den ersten Blick vielleicht wie ein bunt zusammengewürfeltes Potpourri wirkt, erweist sich bei näherer Betrachtung als komplexes Mixtum Compositum voller bedeutungsreicher und ironischer Anspielungen und Querverweise. Denjenigen, die eine vom Künstler zusammengestellte Auswahl all dieser Elemente erwerben wollen, macht Christoph Blawert ein spezielles Angebot. Unter dem Titel „Am Strand von Deauville – Tasche“ offeriert er eine mit Deauville-Motiven bedruckte Tragetasche mit zehn Landschaftsbildern und einer Vielzahl von Gegenständen, darunter Strandbedarf wie Badetuch und Sonnenbrille, Souvenirs oder Proviant in Form von Keksen, Zuckerstangen oder Sekt.

Zum Schluss sei noch auf einen weiteren spannenden Werkaspekt verwiesen. Außerhalb der offiziellen Werkliste hat Christoph Blawert noch eine Reihe von selbstgestalteten und mit schwarzem Isolierband gebundenen Magazinen mitgebracht. Sein derzeitiger Wohnort Antwerpen ist – typisch Belgien – ein Eldorado für Antiquariatsliebhaber. Hier findet der Künstler alte Zeitschriften mit Bildstrecken und Werbeanzeigen überwiegend aus den 1950er bis 1980er Jahren, die er in bester Copy- oder Xerox-Art-Tradition ausschlachtet und in grobkörniger Schwarz-Weiß-Ästhetik zu neuen, überraschenden Bilderfolgen aneinanderfügt. Insofern knüpft Blawert, der sich auch in diesem Bereich als ein passionierter Virtuose des Analogen erweist, an Bildtraditionen an, die in den 1960er und 1970er Jahren von Konzeptkünstlern wie Robert Barry, Joseph Kosuth, Alighiero Boetti oder Thomas Bayrle begründet wurden.

Die Ausstellung „Christoph Blawert. 27 Hochzeiten & ein Todesfall“ ist bis zum 23. März zu sehen. Die Produzentengalerie Hamburg hat mittwochs bis freitags von 12 bis 18 Uhr, am Samstag von 12 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.

Kontakt:

Produzentengalerie Hamburg

Admiralitätstraße 71

DE-20459 Hamburg

Telefon:+49 (040) 37 82 32



12.03.2024

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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